Mädchen im Schnee
zu Hause gearbeitet hatte, konnte sie auch mal früher gehen. Sie streckte sich nach dem Telefon.
Drei Stunden, einundvierzig Minuten …
Magdalena legte den Hörer auf und stieß einen Pfiff aus.
»Das ist ja der Hammer!«, flüsterte sie.
Ein Fünfundzwanzigjähriger festgenommen und des Mordes an Hedda Losjö verdächtigt. Sie hatte weder Christer, Petra noch Sven Munther erreichen können, aber Urban Bratt hatte ihre Fragen ausführlich beantwortet und nicht wenig zufrieden geklungen, als er vom Polizeieinsatz bei Ransäter am Tag zuvor berichtet hatte und davon, wie der Verdächtige verfolgt und gefasst worden war. Er hatte sogar erzählt, dass der Fünfundzwanzigjährig und Hedda eine »enge Beziehung« gehabt hätten. Keine Frage, was das im Klartext bedeutete. Dass der Fünfundzwanzigjährige das Verbrechen leugnete, schien Bratt lediglich für eine Bagatelle zu halten.
Magdalena öffnete ein neues Dokument, und bevor sie zu schreiben begann, schickte sie Petter noch eine kurze SMS .
»Wird leider später als gehofft. Muss noch was fertig schreiben. Komme so schnell ich kann. Kuss, M.«
Die Antwort kam prompt:
»Ich warte. Und habe Sehnsucht.«
Magdalena stellte den Text, so schnell sie konnte, zusammen und verschob ihn in den Nachrichtenpool. Der Text war gut und enthielt viele Details. Etwas zu lang, aber Bertilsson hatte ihr freie Hand gelassen. Dann fuhr sie den Computer herunter und schaltete das Licht aus.
Als sie ins Freie trat, summte ihr Handy wieder. Diesmal war es eine Nachricht von Ludvig, die Magdalena gleich aufrief.
»Nils ist angekommen. Die Reise ist gut verlaufen. Nur, dass du Bescheid weißt.«
Magdalena merkte, wie ihr eine kleine Träne über die Wange rann. Sie war erstaunt, wie erleichtert sie war. Was habe ich mir nur gedacht?, fragte sie sich. Was lebe ich für ein krankes Leben?
Als Magdalena endlich zu Hause ankam, war es fast sieben Uhr. Sie hatte noch duschen und sich schön machen wollen, doch als sie das leere Haus betrat, verspürte sie ein derartiges Unbehagen, dass sie nur schnell ins Badezimmer ging und ein Necessaire mit dem Allernotwendigsten in ihre Handtasche packte. Dann lief sie ins Schlafzimmer und nahm aus der obersten Kommodenschublade eine frische Unterhose.
Und hier soll es sein?, überlegte Magdalena und lehnte sich über das Lenkrad, um sich das rote Holzhaus mit dem Mansardendach, den hohen Fenstern und der Veranda anzusehen, die fast über die ganze Vorderseite ging. Doch, an der Seite des Schuppens stand unter einem einfachen Carport der Firmenwagen.
Sie wusste nicht, was sie sich vorgestellt hatte, aber sicher nicht das hier.
Aus fast allen Fenstern im Erdgeschoss schien ein warmes Licht. Ehe sie auf die Klingel drücken konnte, ging die Tür auf.
Magdalena schluckte, als sie Petter in der Tür stehen sah, in heruntergerutschten Jeans, limettengrünem T-Shirt mit Aufdruck auf der Brust und zwei schmalen Lederarmbändern am Handgelenk.
»Endlich, ich habe dich schon kommen sehen«, sagte er und gab ihr einen Kuss.
Dann nahm er die Tasche von ihrer Schulter und stellte sie auf den Boden, ohne den Blick von ihr zu wenden.
»Verdammt, was habe ich mich auf dich gefreut! Was war denn so wichtig?«
Er führte sie in eine große Küche, in der es sowohl ei nen alten Holzofen als auch einen Induktionsherd gab. Unter schiedliche Modelle von blau gestrichenen Sprossenstühlen standen um einen abgelaugten und eingeölten Holztisch.
»Die Polizei hat einen Fünfundzwanzigjährigen festgenommen, der unter Verdacht steht, Hedda Losjö umgebracht zu haben. Aber das soll uns jetzt egal sein.« Magdalena sah sich um. »Wie schön du wohnst.«
»Ja, für mich taugt es«, sagte Petter und hielt mit fragender Miene eine Weinflasche hoch.
Magdalena nickte. Sie konnte ihren Blick nicht von Petters Händen lassen, als er die Kappe abwickelte und den Korkenzieher einschraubte. Er füllte die Gläser zur Hälfte und gab ihr das eine. Dann legte er den Arm um ihre Schultern und führte sie in das Wohnzimmer, in dem ein Feuer im Kachelofen brannte.
Als sie sah, dass er vor dem Sofa bereits eingedeckt hatte, spürte sie Schmetterlinge im Bauch. Petter musste dasselbe empfunden haben, denn plötzlich stellte er das Weinglas auf den Tisch, faltete die Hände in ihrem Nacken und küsste sie.
Magdalena stellte das Weinglas ab, schob ihre Hände unter Petters T-Shirt und zog ihn mit sich zum Sofa.
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Sonya fühlte Dashas heiße Stirn. Das dunkelbraune Haar klebte
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