Mädchen im Schnee
und verwitterter wirkten als bei den Badeausflügen in ihrer Kindheit.
Am Rand des Hüttendorfes entdeckte sie die Nummer 14 . Jens war offenbar noch nicht eingetroffen. Nirgends war ein Auto zu sehen.
Wo soll ich parken?, fragte sie sich. Ich kann mich ja nicht direkt vor die Hütte stellen.
Sie bremste ab, fuhr an Nummer 14 vorbei und weiter zum Wasser, doch nur hundert Meter entfernt endete der Weg in einem kleinen Wendehammer.
Wo sollte sie das Auto verstecken? Sie fuhr wieder zurück und suchte nach geräumten Wegen, die sie nutzen konnte.
Der Vollmond leuchtete hell durch die Baumkronen. Das war ein Fehler in der Planung. Jens und sie hatten damit gerechnet, dass sie sich im Dunkeln verstecken konnten, aber jetzt war es fast taghell.
Der einzig brauchbare Parkplatz, den sie finden konnte, war vor Hütte Nummer sieben. Das war wirklich kein perfektes Versteck, aber sie hatte keine andere Wahl. Hoffentlich verschwindet der Mond in den nächsten Stunden hinter einer Wolke, dachte sie und schaltete den Motor aus.
Die Stille machte ihr Angst. Um sich abzulenken, rief sie Jens an. Doch kaum hörte sie das Freizeichen, sah sie auch schon sein Auto auf der Hauptstraße einbiegen, und sie brach die Verbindung ab, stieg aus dem Auto, schloss ab und winkte ihm zu.
Jens hielt an und ließ sie einsteigen.
»Bist du bereit?«, fragte Magdalena und sprang auf den Beifahrersitz.
Jens nickte und parkte neben der Treppe von Nummer 14 . Während er den Kofferraum öffnete und die Kameraausrüstung auslud, schloss Magdalena die Tür auf und betrat die Hütte.
Die Einrichtung war einfach. In einer Ecke standen ein Couchtisch aus Kiefernholz, ein paar Stühle und ein Sofa mit kornblumenblauem Stoffbezug. In der anderen Ecke war eine Tür, die zu einer kleinen Küche führte, und von der langen Seite ging eine Tür zum Schlafzimmer ab. Zumindest hatte jemand die Heizung angestellt, die Temperatur war angenehm.
Jens stellte seine schwarze Tasche auf den Boden und machte die Tür zu.
»Was meinst du?«, fragte Magdalena. »Klappt das?«
Jetzt war sie richtig nervös. Und wenn es ihnen nicht gelang, etwas Brauchbares auf den Film zu bannen? Oder wenn sie aufflogen? Sie schluckte und sah auf die Uhr. Fünf nach sieben. Sie hatten eine knappe Stunde Zeit, um die Ausrüstung aufzubauen und sich einen sinnvollen Plan zu überlegen.
Jens zog seine Stiefel aus und unternahm eine schnelle Hausbesichtigung.
»Das ist perfekt«, sagte er und schob die Gardine noch weiter zurück. »Ich habe zwei Kameras. Die eine kann man dahinter verstecken. Dann kriegt man die Haustür noch mit drauf.«
»Die andere sollte so stehen, dass wir das Sofa mit drauf haben.« Magdalena deutete. »Vielleicht können wir sie auf einen Stuhl stellen und etwas darüberlegen. Eine Decke oder einen Überwurf von einem Bett.«
Jens nickte.
»Sehr gut«, sagte er und trug einen Holzstuhl aus der Sofaecke auf die andere Seite des Raumes.
Dann nahm er die beiden Kameras aus der schwarzen Tasche und kontrollierte die Batterien und Speicherkarten in doppelter Ausführung.
»Das habe ich heute schon hundert Mal gemacht«, sagte Jens, »aber man kann mit solchen Details nicht gründlich genug sein. Das ist, als würde man ins Ausland reisen und andauernd nach den Tickets und dem Pass sehen, obwohl man weiß, dass sie in der Tasche stecken.«
Magdalena sollte sich draußen in der Nähe der Hütte aufhalten, um aufzupassen, um Bilder mit der einfachen Fotokamera zu machen und um die Polizei zu rufen, falls etwas schiefging.
Als Jens die Videokameras aufgestellt und installiert hatte, reichte er Magdalena eine schwere Canon mit Teleobjektiv. Sie sah wieder auf die Uhr. Es war zwanzig vor acht.
»Hör mal«, sagte sie, »ich lasse dich jetzt allein. Viel Glück.«
»Danke.«
Als Magdalena auf die Veranda trat, schlug ihr die Kälte entgegen. Sie zog die Mütze über die Ohren, während sie sich umschaute. Wo sollte sie sich verstecken?
Am besten bei der Nachbarhütte, entschied sie, folgte dem geräumten Weg und ging auf Haus Nummer 12 zu. Das letzte Stück musste sie durch den Pulverschnee stapfen.
Hier hatte sie den Eingang und den Parkplatz gut im Blick, aber sie wollte ja nicht gesehen werden. Der Mond schien unverändert hell, und es gab keine Schneehaufen, hinter denen sie sich hätte verstecken können, weil der ganze Hof den Winter über nicht frei geschaufelt worden war.
Eilig begann sie, an der Hüttenwand den Schnee plattzu treten und eine Art
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