Mädchen im Schnee
schwieg und sah ihn fragend an. Jens klopfte auf das Sofa, damit sie sich setzte, dann nahm er das Hemd und die Trainingsjacke, die am Boden lagen, und gab ihr die Kleidungsstücke.
Das Mädchen zog die Sachen wieder an und zuckte mit den Schultern.
Jens hielt den Zeigefinger vor den Mund – schhh, nichts erzählen! – und zeigte auf die Tür.
Dann nahm er ihre kleinen Hände in die seinen.
Ich will dir helfen.
Plötzlich glitzerte etwas in den Augen des Mädchens.
Jens schaltete den Film aus.
»Der Schluss ist das Beste. Der andere Film zeigt, wie das Geschäft abgeschlossen wurde.«
Magdalena war geschockt. Was für ein erbärmliches Wesen.
»Du bist wirklich gut!«
»Wir sind gut. Das war deine Idee, Magdalena, vergiss das nicht. Ich finde es irre, dass du das überhaupt machst.«
Magdalena ließ das unkommentiert und sagte stattdessen:
»Jetzt sehen wir uns den anderen Film an!«
Kosta fuhr los, aber er hatte kein gutes Gefühl bei der ganzen Sache. Als hätte er einen Traum gehabt, an den er sich zu erinnern versuchte, was ihm jedoch nicht gelang.
Irgendwas stimmte hier nicht, aber was?
Auf dem Areal waren alle Hütten unbewohnt und dunkel, nur in Nummer 14 brannte Licht. Aber da stand noch ein anderes Auto, ein schickes dunkelblaues. Ein Audi. Dass es hier leer war, war im Hinblick auf die Jahreszeit nicht verwunderlich. Wer wollte schon mitten im Winter hier wohnen?
Kosta bog auf die Hauptstraße, stellte das Autoradio auf volle Lautstärke und trommelte zerstreut mit den Fingern auf das Lenkrad. Die nächste Bestellung war eine halbe Stunde später im Rostbrännarevägen.
Ein dunkelblauer Audi!
Vor Schreck nahm Kosta unbewusst den Fuß vom Gaspedal und fuhr langsamer.
Die hatte doch einen dunkelblauen Audi gehabt, die Tusse, die im Treppenhaus gesessen und rumspioniert hatte, diese verdammte Reporterin.
Kosta stellte den Rückspiegel ein und reckte den Hals, um die Hure sehen zu können.
Verflucht! Sein Instinkt sagte ihm, dass er wenden und zur Hütte zurückfahren sollte, aber was sollte er in der Zwischenzeit mit der verdammten Fotze auf dem Rücksitz machen? Und außerdem waren sie vielleicht nicht nur zu zweit.
Kosta lehnte sich zurück und zog schließlich sein Handy aus der Hosentasche. Jörgen meldete sich nach dem zweiten Signal.
»Ich glaube, wir sind reingelegt worden!«, schrie Kosta.
»Wovon zum Teufel redest du? Jetzt beruhige dich mal!«
Im Hintergrund waren Gemurmel und Geklapper zu hören.
»Ich bin ziemlich sicher, dass ich das Auto von der Reporterin da gesehen habe.«
»Wie gesehen?«, fragte Jörgen verärgert. »Wo denn?«
»Wo wir waren. Bei dieser Hütte.«
Mit einem Mal klang Jörgen angespannt und schroff.
»Bist du sicher?«
»Nicht völlig. Aber es sah genauso aus.«
»Wo bist du jetzt?«
»In Uddeholm«, sagte Kosta.
»Du hättest rauskriegen müssen, ob sie es wirklich war, das ist dir hoffentlich klar. Du kannst doch nicht einfach was vermuten und dann wegfahren.«
»Es war ja noch ein Mann dabei, mit einem anderen Auto. Vielleicht sind sie zu mehreren.«
»Wieso denn – haben sie Bilder gemacht oder was?«, wollte Jörgen wissen.
Er klang beunruhigt.
»Weiß ich nicht.«
Kosta bog auf die stillgelegte Tankstelle ein und hielt an.
»Jetzt hör mir mal zu«, sagte Jörgen. »Wenn sie es war und sie uns reingelegt haben, dann musst du dich darum kümmern! Ist dir das klar? Sonst ist die Sache erledigt.«
»Ja«, sagte Kosta. »Aber die Fotze hier auf dem Rücksitz ist ein Problem. Ich weiß nicht …«
»Lös das hier, Kosta. Es ist mir scheißegal, wie du das machst, aber das muss geregelt werden«, sagte Jörgen. »Koste es, was es wolle.«
Als Magdalena auf die Hauptstraße gebogen war und den Saab von Jens in die entgegengesetzte Richtung, zurück nach Karlstad hatte fahren sehen, steckte sie das Headset von ihrem Bluetooth ins Ohr und wählte Petra Wilanders Handynummer. Sie hatte immer noch kein Gefühl in den Zehen. Petra ging nach dem dritten Klingeln ran.
»Wilander.«
»Hallo, Petra, hier ist Magdalena Hansson. Wir haben sie jetzt. Die Zuhälter.«
»Wirklich?«
Petra klang überrascht und etwas überrumpelt.
»Ja. Wir haben in einer Hütte in Vargbyn Kameras installiert.«
»Super! Herzlichen Glückwunsch zum Scoop!«
»Danke«, sagte Magdalena, aber der Scoop ist nicht das Wichtigste. Die Mädchen, es scheinen vier Stück zu sein, werden in der Pizzeria Florenz festgehalten. Ich denke, ihr solltet so schnell wie
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