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Mädchen im Schnee

Mädchen im Schnee

Titel: Mädchen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Schulman
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»Polizei sucht einen dunklen Volvo«. Wieder wurde die Quelle nicht genannt, und wieder war der Artikel sehr detailliert.
    Wie macht er das nur?, fragte sie sich. Und was bin ich bloß für ein Loser.
    Sonya saß mit dem Rücken an der Wand auf dem Bett. Aus der Küche war Kostas Telefongemurmel zu hören. Als sie den Kopf zur Seite drehte, sah sie unter Anas Bett etwas Glänzendes liegen. Kosta redete weiter, sie stand vom Bett auf, schlich leise durch das Zimmer und beugte sich hinab. Da lag eine Gabel. Um daranzukommen, musste sie sich auf den Bauch legen und den Arm, so weit sie konnte, unter das Bett strecken.
    Ein Geschenk von Großmutter, dachte sie.
    Jetzt wusste sie genau, was sie tun musste.
    Vorsichtig hob sie Anas Bett hoch und schob die Gabel unter einen der Bettpfosten. Die Gabel wollte erst nicht nachgeben, aber als sie sich auf das Bett setzte und den Griff ganz langsam nach oben bog, konnte sie eine der Zin ken so verbiegen, dass sie von den anderen wie ein abgebrochener Finger abstand. Der Abdruck des Griffs verursachte tiefe, rote Druckstellen in ihrer Hand, und sie musste sich erst ein bisschen ausruhen, bis es ihr gelang, auch die anderen Zinken so umzubiegen, dass sie nach innen standen. Als sie fertig war, ähnelte die Gabel einem Haken.
    Ein Schlüssel, dachte sie. Wenn sie Glück hatte, konnte sie damit die Tür zu ihrem Zimmer aufkriegen.
    Sonya stemmte die Matratze hoch und legte die Gabel auf den Boden des Betts. Ihr Herz schlug wie wild, als sie sich wieder hinlegte.
    Kosta telefonierte immer noch. Wahrscheinlich sprach er mit Sergej, denn er redete Russisch und nicht die andere Sprache.
    »Wie sehen sie aus? … Gut … Doch, hier ist alles ruhig … Dazu ist sie in zu schlechtem Zustand, also lasse ich es langsam angehen, bis ihr kommt. … Was? … Ja … So gegen zwei Uhr morgen. … Nicht früher? Okay.«
    Dann wurde es ganz still, ehe der Fernsehapparat eingeschaltet wurde.
    Kosta würde also die ganze Nacht über allein in der Wohnung sein.
    Heute Abend, wenn er eingeschlafen ist. Dann.
    Es fiel Magdalena schwer, sich auf die Unterlagen des Gemeinderates zu konzentrieren. Das trockene Bürokratenschwedisch war ermüdend, aber sie war gezwungen, sich vor der Sitzung am Abend durch das Pamphlet durchzuarbeiten. Um sich wach zu halten, unterstrich sie hier und da etwas mit einem Textmarker.
    Als sie Christer ein paar Stunden zuvor angerufen hatte, hatte er sehr wichtig geklungen und von »gewissen Hinweisen« aus der Bevölkerung gesprochen, die möglicher weise die Ermittlungen voranbringen konnten. Allerdings war nicht aus ihm herauszukriegen gewesen, um was für Hinweise es sich handelte.
    Barbro war wie immer um ein Uhr gegangen, und jetzt lag die Redaktion still und ruhig im Nachmittagsdämmer. Magdalenas Schreibtischlampe war der einzige helle Fleck, und aus dem Radio im Bücherregal ertönte leise Monica Zetterlund. Wie oft spielten sie bei Radio Värmland eigentlich diese alten Regionalhelden?, fragte sie sich träge, ehe sie versuchte, ihre Gedanken zu sammeln und weiterzulesen.
    Piep .
    Magdalena nahm das Handy, das neben ihr auf der Schreibtischunterlage lag.
    »Könntest du mir nicht wenigstens eine Chance geben? Petter.«
    Magdalena starrte auf den Satz.
    Wenn ich nicht solche Angst hätte, könnte alles so einfach sein, dachte sie. Aber ich überlebe es nicht, noch einmal im Stich gelassen zu werden.
    Und dann wollte sie nur noch weinen.
    Sven Munther streckte den Kopf zu Christer Berglunds Büro hinein.
    »Wie lief es bei den Thellins?«
    Christer, der ganz konzentriert vor dem Computer gesessen hatte, fuhr überrascht auf dem Schreibtischstuhl herum.
    »Wusstest du, dass Göran Thellin zweimal wegen Misshandlung von Frauen verurteilt worden ist?«
    »Nein, das wusste ich nicht. Wann soll das gewesen sein?«
    »Komm, sieh es dir selbst an.« Christer winkte seinen Chef zu sich heran und zeigte auf den Bildschirm. »Das erste Mal war 1993 , und dann noch einmal 1998 , aber da ist er mit einer Geldstrafe davongekommen. Damals hat er in Deje gewohnt.«
    »Hat er seine jetzige Frau geschlagen?«, fragte Munther.
    »Nein, das betraf zwei verschiedene frühere Beziehungen, aber ich habe auch nach Ulrica Thellin gesucht. Sie hat vor zwei Jahren eine Anzeige erstattet, hat die aber nach einer Woche wieder zurückgezogen.«
    »So ein Schwein«, sagte Munther mit Nachdruck, als Ulricas Anzeige auf dem Bildschirm erschien.
    »Ich denke, wir sollten ihn noch mal befragen«, sagte

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