Mädchen im Schnee
Christer.
»Ja, vielleicht. Aber Misshandlung von Frauen und Mord sind nicht dieselbe Sache.«
»Nein, das weiß ich. Trotzdem. Irgendwie ist der Typ komisch. Und sie auch. Es glaubt doch keiner, dass man so dumm sein könnte, in seiner eigenen Sommerhütte eine Leiche zu verstecken, und deshalb wäre es besonders schlau, genau das zu tun.«
Munther sah skeptisch aus, sagte aber:
»Ja, was weiß ich. Sprich auf jeden Fall noch mal mit den beiden, aber einzeln.«
Christer nickte.
»Wie läuft es mit Hedda Losjö?«, fragte er.
Munther schüttelte den Kopf.
»Da passiert leider überhaupt nichts. Und Fredrik Anderberg hält sich immer noch versteckt.«
Wenn dieser Ronny Salminen nun recht hatte, dachte Christer? Wenn es Göran Thellin wäre. Aber woher kommt das Opfer? Und was gibt es für ein Motiv?
Als Christer Berglund vor dem Haus der Thellins parkte, sah man in der Küche einen Schatten huschen, und noch ehe er auf die Klingel drücken konnte, wurde schon die Tür geöffnet. So wie beim letzten Mal hielt Ulrica den Schäferhund fest am Halsband. Sie ist kräftiger, als sie wirkt, dachte er.
»Sie sind es wieder.«
»Ja«, sagte Christer. »Ich müsste Sie noch mal ein paar Sachen fragen.«
»Aha. Nun, dann kommen Sie herein. Göran arbeitet heute Nachmittag.«
Wie gut, dachte Christer. Geradezu perfekt.
Nachdem Christer die Tür geschlossen hatte, ließ Ulrica den Hund los und befahl ihm mit einem bestimmten »Platz!«, sich auf eine Decke zu legen, dann ging sie in die Küche und setzte sich. Sie sagte nichts, sondern wartete mit verschränkten Armen auf das, was Christer fragen würde.
»Was haben Sie und Ihr Mann Silvester gemacht?«
Ulrica starrte ihn an.
»Was wir gemacht haben? Wird Göran jetzt plötzlich des Mordes verdächtigt? Dann verstehe ich jetzt gar nichts mehr.«
»Wir haben erfahren, dass Göran mehrmals wegen Misshandlung von Frauen verurteilt worden ist«, sagte Christer. »Ist er immer noch gewalttätig?«
Ulrica schob das Kinn vor und sah ihm direkt in die Augen.
»Das hängt wohl etwas davon ab, wie man als Mensch so ist.«
»Wie meinen Sie das?«
»Göran ist launisch, das ist einfach so. Aber wenn man weiß, wo seine Grenzen liegen, dann ist das kein Problem. Es gibt allerdings Leute, die lieben es zu provozieren.«
»Das heißt, Ihrer Ansicht nach haben seine früheren Frauen ihn provozieren wollen und sich die Sache deshalb selbst zuzuschreiben?«
Ulrica zuckte mit den Schultern.
»Sie haben doch auch vor ein paar Jahren eine Anzeige erstattet, die Sie dann wieder zurückgezogen haben.«
»Ja, ich habe eingesehen, dass es mein Fehler war. Ich hatte ganz einfach etwas falsch gemacht.«
» Sie hatten etwas falsch gemacht?«
»Wenn man trinkt, kann es passieren, dass man das Urteilsvermögen verliert. Inzwischen trinke ich nicht mehr.«
Christer hatte plötzlich den Faden verloren.
»Aber was hat das alles mit diesem toten Mädchen zu tun?«, fragte die Frau, die Arme immer noch vor der Brust verschränkt. »Ich möchte ja nicht unverschämt wirken, aber ich finde, Ihre Vermutungen sind alle etwas weit hergeholt. Erst kommen Sie mit einer Liste von Hunderten von Autos, zu denen wir etwas sagen sollen, und jetzt das hier. Wenn ich das richtig verstehe, wissen Sie noch nicht einmal, wer das Mädchen ist. Sie hätten es vielleicht nicht ganz so wörtlich nehmen sollen, als ich gesagt habe, dass es gern mal der ist, von dem man es am wenigsten vermutet.«
»Was haben Sie an Silvester gemacht?«
»Wir haben meine Schwester und meinen Schwager in Lesjöfors besucht. Ich kann Ihnen die Nummer geben, falls Sie anrufen und das kontrollieren wollen.«
Noch ehe Christer antworten konnte, war Ulrica aufgestanden und hatte aus einer Schublade einen Notiz block geholt. Schnell hatte sie eine Nummer notiert, die sie Christer reichte.
»Sie sind herzlich eingeladen anzurufen, wenn es noch weitere Fragen gibt.«
Dann wandte sie ihm den Rücken zu.
Magdalena lief außer Atem die Treppe zu Melvin hoch, klingelte und trat ein, ohne darauf zu warten, dass jemand öffnete. Die Gemeinderatssitzung hatte sich unendlich lang hingezogen.
»Hallohallo!«, rief sie. »Tut mir leid, dass ich so spät bin. Meine Güte, die konnten heute Abend überhaupt nicht auf den Punkt kommen!«
Diana kam in einem blauen Trainingsanzug und mit einem Geschirrtuch in der Hand aus der Küche. Sie sah frisch geduscht aus, das nasse Haar hatte sie zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden.
»Das kann
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