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Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)

Titel: Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Brady
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Haltung ganz von der Wand zu holen. Monika stützte sich mit einem Fuß auf dem Waschbecken ab, doch auch das nutzte wenig.
    Ein Krampf zuckte durch ihren Unterleib, und sie hätte fast aufgeschrien. Schwankend hielt sie sich den Bauch. Waren das Wehen? Sie wusste es nicht. Sie hatte keine Ahnung von Geburten und erinnerte sich nur an sehr wenig von dem, was ihre Mutter erzählt hatte, als ihr Bruder zur Welt gekommen war. Manches hatten die Mädchen auf der Straße berichtet, doch das war ihr jetzt kein Trost. Was hatte Mom noch gesagt, als eine streunende Hündin im Stall den Familienhund Loopy zur Welt gebracht hatte? »Mutter Natur weiß, was passiert. Mama Hund muss das nicht wissen.«
    Monika betete, dass ihre Mutter recht hatte.
    Der Krampf ließ nach, und Monika ließ sich auf den Stuhl sinken. Sie blickte zum Spiegel. Er hing tatsächlich bereits schief.
    Der kleine Erfolg spornte sie an. Sie kletterte wieder auf den Stuhl und griff nach dem Rahmen – vorsichtig, vorsichtig, lass ihn um Himmels willen nicht runterfallen! In ihrem Rücken machten sich brüllende Schmerzen bemerkbar, doch es gelang ihr, mit aller Kraft den Rahmen anzuheben, nachdem zwei weitere Krämpfe verebbt waren.
    Der Spiegel lag nun in ihren Händen.
    »Danke, Herr«, flüsterte sie und legte den Rahmen vorsichtig auf dem Waschbecken ab. Monika hielt inne, um Atem zu schöpfen, dann kletterte sie vom Stuhl und hielt dabei mit einer Hand den Spiegel auf dem Waschbecken fest. Lieber Gott, bitte mach, dass er mich nicht gehört hat, betete sie, und es kam ihr vor, als schlüge ihr Herz so laut, dass das Geräusch allein den Eismann herbeirufen könnte. Sie ruhte sich eine Minute lang aus, stellte dann den Spiegel hochkant in die Badewanne und ließ ihn umkippen.
    Nichts. Zweiter Versuch. Dieses Mal mit etwas mehr Schwung. Sie wollte ihn nicht einfach zerschmettern, doch früher oder später –
    Pling.
    Das war es. Ein kleines Geräusch, und das Glas hatte einen spinnennetzartigen Sprung – wie in einem Horrorfilm.
    Monika sank auf den Toilettensitz neben der Badewanne. Sie atmete ein paar Mal tief ein, ging zurück ins Schlafzimmer und lauschte. Als der Eismann nicht erschien, ließ sie sich erleichtert auf das Bett sinken.
    Sie hatte es geschafft. Irgendwie würde es ihr gelingen, aus diesem verdammten Gefängnis auszubrechen.
    Monika stand wieder auf, blieb am Fenster stehen und stellte fest, dass es später war, als sie gedacht hatte. Nicht mehr lange, und die Hügel vor ihrem Fenster wären in finstere Schwärze getaucht. Doch Monika hatte weniger Angst vor den Bergen als vor dem Eismann. Sie konnte nicht ewig auf den richtigen Augenblick hoffen oder beten, dass sich eine passende Gelegenheit ergab. Sie musste sich selbst darum kümmern, und zwar je eher, desto besser. Sie wusste nicht, was da draußen in der Wildnis vor sich ging. Am ersten Tag hatte sie keine Geräusche gehört, und nichts hatte sich bewegt. Auch der Eismann schien das Haus nicht verlassen zu haben. Doch heute, seit den Sirenen bei Tagesanbruch, war es anders. Die Umgebung war zum Leben erwacht, und sie hätte schwören können, dass in der Ferne sogar Hunde gebellt hatten.
    Insgesamt war zwar nicht viel los gewesen, doch sie hatte eines begriffen: Irgendwo in nicht allzu weiter Ferne waren andere Menschen. Sie war nicht ganz allein.
    Sie atmete erneut tief ein, riss das Bettlaken am Fußende von der Matratze und kaute so lange auf dem Rand herum, bis sie es ein wenig eingerissen hatte. Dann zerteilte sie es in mehrere Streifen, die sie mit ins Bad nahm. Der Eismann war riesig, wie ein Schrank. Und er schien wenig bis gar kein Mitleid mit ihr zu haben. Wieso sollte er sich dann vor einer Achtzehnjährigen im neunten Monat fürchten?
    Doch genau das würde sein Fehler sein.

    Gary Schmidt kannte die Bestimmungen in- und auswendig.
    »Sie hatten völlig recht, das Alter des Kindes in Frage zu stellen, Mitch«, sagte er mit Blick in die Akte der Kinneys. »Nun, Babys aus der Ukraine werden frühestens ab achtzehn Monaten an ausländische Eltern vermittelt. Das Gesetz sieht eine zwölfmonatige Frist vor, in der sich die leiblichen Eltern entscheiden können, ob sie das Kind zurückhaben wollen. Man kann also ein Neugeborenes vielleicht als sechs Monate altes, ehemaliges Frühchen ausgeben, aber kein Säugling in diesem Alter darf die Ukraine verlassen. Und wissen Sie, was noch auffällt?«
    »Nein, was?«, fragte Mitch fasziniert.
    »Hier sind Unterlagen über eine

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