Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
einem Arm und drehten ihn ihr auf den Rücken.
»Scheißkerle«, zischte sie.
»Ts, ts«, machte Ty Craig und schlenderte auf die Bühne. »Ich dachte, du wärst gekommen, um zu verhandeln. Nicht, um zu kämpfen.«
Dani zischte vor Wut. Das schummrige Licht der Glühbirne beließ eine Seite von Tys Gesicht im Schatten. Er stand da und hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben. Ein alternder Gauner, der aus dem Leim gegangen war.
»Ruf deine Schläger zurück«, knurrte Dani.
Er starrte sie einen Augenblick lang an, dann nickte er knapp. Die beiden Typen ließen ihre Arme los, blieben jedoch dicht neben ihr stehen.
Dani rollte die Schultern und blickte zu Ty auf. »Was weißt du über Rose McNamaras Ermordung?«
»Nur, dass ich nichts damit zu tun habe.«
Sie schnaubte verächtlich. »Warum sollte ich dir das glauben? Du warst stinkwütend, als sie gegangen ist.«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich verliere nicht gern Angestellte. Aber wenn ich ihren Tod gewollt hätte, hätte ich sie gefunden und erledigt. Ich hätte das natürlich nicht selbst gemacht«, ergänzte er mit einem selbstgefälligen Grinsen. »Für so etwas kennt man schließlich Leute, die einem einen Gefallen schulden.« Artie Cole zum Beispiel.
»Wo ist Alicia Woodruff?«
»Das weiß ich nicht.«
»Aha.«
»Aber wenn ich sie finde, dann ist sie mir verdammt noch mal einige Erklärungen schuldig. Danielle, warum sollte ich ein Mädchen töten, mit dem ich gutes und schnelles Geld verdiene? Wenn ich sie schon nicht gleich beseitigen ließ, als sie ärgerlicherweise schwanger wurde und klar war, dass sie monatelang ausfallen würde, warum sollte ich es jetzt tun? Und das gilt für alle Mädchen.«
»Wenn du so unschuldig bist, warum hast du dich dann geweigert, mit der Polizei zu reden?«
»Ich bin eben ein Opportunist«, behauptete Craig und stieß sich von der Stange ab, an die er gelehnt hatte. Er ging auf den Rand der Bühne zu. »Und ich sehe, dass sich uns beiden hier eine Möglichkeit bietet.«
»Ich bin nicht wie mein Vater.«
Ty lachte leise. »Das hast du schon mal gesagt. Und doch bist du hergekommen. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm.«
»Fahr zur Hölle.« Dani drehte sich um, aber die beiden Schläger versperrten ihr den Weg. Sie blieb stehen. Tu es, befahl sie sich. Du bist hier. Dann kannst du es auch tun.
Sie wandte sich wieder Craig zu. »Was willst du?«
»Du weißt schon. Eine Hand wäscht die andere. Ich habe deinen Vater gut bezahlt, als er noch bei der Polizei war. Und noch besser, als er nicht mehr dabei war.«
Dani hätte ihn am liebsten erwürgt.
»Also, ich habe einen oder zwei Freunde in der oberen Etage deiner wunderbaren Organisation, aber es schadet nichts, auch Augen und Ohren auf der Straße zu haben. Und ich bin mir sicher, dass dir bestimmt etwas einfällt, was du von mir haben willst. Vielleicht einen kleinen Tipp im Fall Rose McNamara, zum Beispiel?«
»Wenn du etwas weißt, dann nur deshalb, weil du daran beteiligt bist.«
»Du weißt genau, dass ich sie nicht umgebracht habe. Deswegen bist du schließlich hier.«
»Dann beweise es.«
»Ich hätte da vielleicht eine Spur. Was sagen diese Fernsehdetektive immer? Wenn Ihnen noch irgendetwas einfällt, ganz gleich, wie unbedeutend es wirken mag –«
»Spuck’s gefälligst aus.«
Er holte tief Luft und verschränkte die Arme vor der Brust. »Drüben in Heritage gibt es eine Klinik. Direkt an der Stadtgrenze zu Baltimore. Ich schicke manchmal meine Mädchen hin. Es könnte sein, dass Rosie und Alicia bei demselben Arzt in Behandlung waren.«
Danis Haut kribbelte. Lieber Himmel, der Arzt! Warum waren sie nicht gleich darauf gekommen?
Weil sie bis heute noch kein anderes Mädchen gefunden hatten, deswegen. Es hatte sich bislang noch kein Muster ergeben.
Aber sie erkannte jetzt eine Verbindung. Der Arzt.
»Wann hat Alicia ihr Baby zur Welt gebracht?«
»Ungefähr vor acht Monaten.« Craig beugte sich vor. »War das ein guter Tipp?«, fragte er grinsend.
Dani ballte die Fäuste.
»Sergeant Cole, ich glaube, du stehst jetzt in meiner Schuld. Ich freue mich schon auf deine Gegenleistung.«
»Ich werde keinesfalls lange in der Schuld eines Schleimscheißers wie dir stehen«, erwiderte sie und hoffte, dass ihr diese widerwärtige Begegnung nicht allzu schwer auf der Seele lasten würde. »In deinem Club in der Brewer Street wurden jede Menge Drogen versteckt. Verdeckte Ermittler haben sie eingeschleust. Sie wollen dich heute Nacht
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