Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
unterwegs zu einer Jagdhütte irgendwo in Virginia. Housley war mit einem Mal mit von der Partie gewesen und wollte Nikas Baby so schnell wie möglich zur Welt bringen.
Mia Kettering schien ihm mächtig eingeheizt zu haben.
»Diese Frau jagt mir Angst ein«, sagte Housley. »Ich traue ihr nicht.« Er kratzte sich über die Wange und schüttelte eine Zigarette aus der Packung, während er mit einer Hand das Lenkrad hielt. »Ich verstehe nicht, warum Sie ihr überhaupt von dem Adoptionshandel erzählt haben. Nur weil Sie es mit ihr treiben, hätten Sie sie noch lange nicht einweihen müssen.«
»Das habe ich nicht getan. Sie hat uns vor ein paar Monaten erwischt, schon vergessen? Sie hat gesehen, wie Sie mir das Baby gegeben haben. Dann ist sie mir zur Übergabe mit den Eltern gefolgt. In jener Nacht war sie vollkommen durchgeknallt. Ich weiß noch, dass ich erst dachte, sie sei zugedröhnt, aber das stimmte nicht. Etwas war zwischen ihr und Marshall vorgefallen. Ihr Haar war durcheinander, sie hatte sich dicke Strähnen schief abgeschnitten. Sie kennen Mia Kettering. Ihre Frisur sitzt sonst immer tadellos.«
»Sie macht mir Angst«, wiederholte Housley, und dem hatte Brad wenig hinzuzufügen. Auch er fand sie furchteinflößend.
Nach seinem letzten Gespräch mit ihr hatte Brad seine Wohnung und sein Büro durchsucht, ob Mia dort etwas hinterlassen hatte, das ihn mit dem Mord an den Mädchen in Verbindung bringen würde. Aber er wusste nicht, wonach er suchte. Dennoch, allein die Akten reichten aus, um ihn wegen Menschenhandels hinter Gitter zu bringen.
Ganz abgesehen von dem Betrug, den er an der Stiftung beging.
Wie man es auch betrachtete, er war am Ende, und es war an der Zeit, abzuhauen. Das Geld zu nehmen und zu verschwinden.
Und dieses letzte Mädchen weit fortzuschicken. Er musste ihr unbedingt sagen, dass sie, sobald sie wieder einigermaßen laufen konnte, die Beine in die Hand nehmen und keine Nachsendeadresse hinterlassen sollte.
»Ah, Mist«, sagte Housley und trat auf die Bremse.
»Was ist los?«
»Keine Ahnung, aber sehen Sie mal da vorn.«
Brad blickte über den Rand seiner Sonnenbrille. Hilfssheriffs, eine ganze Truppe. »Was geht da ab?«
»Ich bin mir nicht sicher, aber müssen wir da nicht abbiegen? Sehen Sie mal nach.«
Brad tat, wie ihm geheißen.
»Verdammt«, fluchte Housley, »die sind ja überall!«
Kalte Finger der Angst fuhren Brad an die Kehle. »Los, kehren Sie um. Weg von hier, verdammt noch mal!«
Dani rief Mitch an. »Ich bin auf dem Weg zu Robin Hutchins«, erklärte sie. Auf Danis Bitte hin hatte Tifton die stellvertretende Direktorin von OCIN überprüfen lassen. Es war jedoch nichts dabei herausgekommen. Doch nun war durch das Verschwinden der Kinneys die Zeit reif für ein weiteres Gespräch.
»Okay«, erwiderte Mitch. »Ich will unbedingt dabei sein. Wir treffen uns in ihrem Büro. Es befindet sich im Erdgeschoss des Hautgebäudes. Hast du mit den Kinneys sprechen können?«
Dani erzählte ihm die Neuigkeiten, unter anderem auch von ihrem Fund im Badezimmer. »Warum ist ein benutztes Pflaster so wichtig?«, fragte er.
»Weil wir anhand dessen vielleicht feststellen können, ob Austin Kinney in Wirklichkeit Rose McNamaras Sohn war.«
»Oh«, sagte Mitch, und Dani wusste, dass er begriffen hatte. Sie wären nun außerdem in der Lage, festzustellen, ob Russell der Vater des Kindes war. »Gehen wir es an.«
Mitch stellte Dani Robin Hutchins vor, eine fünfundfünfzig Jahre alte, stämmige Britin mit hochgeschnürtem Busen und einem straffen Dutt. Wenn sie sich nicht für OCIN einsetzen würde, würde sie Opern an der Met singen – das behauptete sie jedenfalls von sich. Und wie um dies zu unterstreichen, spielte in ihrem Büro stets eine Oper auf CD im Hintergrund. Heute war es Bizet, glaubte Mitch.
»Puccini, Sie Banause«, schalt sie und bat Mitch und Dani mit einer Geste, Platz zu nehmen. Robin blickte Dani an. »Wir haben das FBI im Haus. Sie verhören jeden einzelnen Mitarbeiter, wenigstens all jene, die gerade hier sind. Ich habe noch weitere acht Angestellte in Außendienststellen.«
»Es ist besser, wenn so viele wie möglich schon bald wieder an ihre Arbeit gehen können«, sagte Dani.
Robin wandte sich an Mitch. »Brad ist im Augenblick nicht hier. Gibt es etwas, das ich dem FBI mitteilen soll?«
»Nein«, entgegnete Mitch und verschränkte die Finger. »Geben Sie ihnen einfach alles, worum sie Sie bitten, und zeigen Sie sich kooperativ.« Er
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