Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
längst zu Hause sein. Ich hatte angenommen, dass ihm ein Notfall dazwischengekommen ist und es daher später wurde.«
Nein, er hat angeblich den Tag freigenommen, weil Sie krank sind. »Haben Sie eine Vorstellung, wo wir ihn finden können?«
»Nein, ich … oh, Gott. Muss ich mir Sorgen machen?«
»Vermutlich nicht. Aber hier ist meine Nummer. Wenn Sie von ihm hören, rufen Sie mich bitte umgehend an. Es geht, wie gesagt, um eine seiner Patientinnen.«
Dani fuhr los. Dann klingelte ihr Handy, und sie sah aufs Display, erkannte aber die Nummer nicht. Ihre Kehle zog sich zusammen. Der Verfasser der anonymen SMS? Ty? Sie ging trotzdem ran. Es war Gary Schmidt, in ziemlicher Aufregung. Er konnte nicht mehr auf die OCIN-Daten zugreifen.
»Ich habe keine Ahnung, was passiert ist!«, rief er panisch. »Eben habe ich noch eine Akte gelesen, im nächsten Moment verschwindet alles, und ich kann nicht mehr auf die Ordner zugreifen. Ich weiß nicht, was los ist.«
Dani schon. Da konnte nur das FBI seine Finger im Spiel haben.
»Ein paar Jahrgänge habe ich woanders gespeichert, und die werde ich mir auch ansehen können, aber die anderen? Keine Chance.«
»Tun Sie, was Sie können. Ich komme später vorbei. Ist Mitch da?«
»Er ist drüben im Hauptgebäude. Mit diesem Jungen. Terence.«
Okay. Sie sah auf die Uhr und beschloss, ihn jetzt nicht zu stören, schließlich hatte sie sich den ganzen Tag über regelmäßig bei ihm gemeldet. Stattdessen würde sie es bei Tifton versuchen. Der nicht ranging. Sie rief bei der Außenstelle des FBI an, und ihr wurde bestätigt, dass er sich gerade in einem Meeting befand. Dani beschloss, einfach hinzufahren.
Es war kurz vor sechs, und Tifton war gerade im Begriff, das Gebäude mit einem Paar mittleren Alters zu verlassen, als Dani ankam.
»Tift!«, rief Dani.
Er blickte auf, entschuldigte sich bei seinen Begleitern und trat zu ihr. »Was gibt’s?«
»Was soll das heißen?«, fragte sie und bohrte ihm einen Finger in die Brust. »Du hast versprochen, mich auf dem Laufenden zu halten.«
»Himmelherrgott, Nails, lass mich in Ruhe. Ich bin gerade erst rausgekommen und hätte dich noch angerufen.«
»Wer sind die beiden?«, fragte sie neugierig.
Er sah das Paar an und wandte sich wieder ihr zu. »Komm mit, ich stelle dich vor.«
Dani folgte ihm.
»Darf ich vorstellen, das hier ist Dani Cole, meine Partnerin bei der Polizei. Sergeant, das sind Burt und Laura Wheeler aus North Carolina. Sie haben extra die lange Fahrt auf sich genommen, um uns zu unterstützen.«
Überrascht streckte Dani ihnen die Hand entgegen. »Mrs. Wheeler, Mr. Wheeler.« Sie wandte sich wieder Tifton zu, der in diesem Augenblick hinzufügte: »Die Eltern von Nika Love.«
»Mein Gott.« Wheeler. Das war also ihr richtiger Name. »Tut mir leid. Wissen wir schon mehr?«
»Wir haben gerade mit dem verantwortlichen Beamten gesprochen, dem Sonderermittler, wie er uns vorgestellt wurde.« Burt Wheeler sprach mit dem schleppenden Tonfall der Südstaatler. Er war ein gepflegter Mann in einem Flanellhemd, Stoffhosen und schweren Stiefeln. Seine Frau trug ein geblümtes Kleid, das auch Doris Day gut zu Gesicht gestanden hätte, und hielt ein Taschentuch in der Hand. »Sie sagen, dass sie alles in ihrer Macht Stehende tun«, fügte er hinzu. »Aber bislang gibt es noch kein Lebenszeichen von Monika.«
Mrs. Wheeler hatte Tränen in den Augen. »Ich habe erfahren, dass sie … dass meine Kleine schwanger ist. Sie wird ein Baby bekommen.«
»Wie haben Sie erfahren, dass Nika vielleicht in Schwierigkeiten steckt?«, fragte Dani.
»Monika«, verbesserte ihr Vater. »Ihr Name ist Monika. Jemand vom FBI hat uns gestern Abend angerufen.«
»Wir haben uns die Sachen in ihrer Tasche angesehen, die sie in dem Heim zurückgelassen hat, und sind auf ihren richtigen Namen gestoßen«, erklärte Tifton. »Freundinnen von ihr haben uns erzählt, dass sie aus North Carolina stammt, und die Behörden dort hatten eine Vermisstenanzeige archiviert, die vor drei Jahren aufgegeben worden war.«
»Wir hatten uns damals wegen eines Jungen gestritten, mit dem sie Umgang hatte«, sagte Mrs. Wheeler mit tränenerstickter Stimme. »Und dann ist sie einfach weggelaufen.«
»Sie hat uns ein paar Mal angerufen«, fügte ihr Mann hinzu, »aber wir waren uns nicht sicher, wo sie ist oder was sie tut. Aber jetzt« – er blickte betreten zu Boden – »weiß ich, was sie getan hat. Möge Gott ihr vergeben.« Dann sah er auf, und sein
Weitere Kostenlose Bücher