Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
hochgehen lassen. Wenn du nicht kooperierst, machen sie die Hälfte deiner Clubs dicht.«
Craigs Miene zeigte kurz Überraschung und wandelte sich dann zu einem selbstgefälligen Grinsen. »Du bist doch eine brave Tochter«, grinste er. »Wie gesagt, der Apfel …«
Kalte Schauder liefen Dani über den Rücken, aber sie achtete darauf, sich nichts anmerken zu lassen. »Meine Schulden sind hiermit beglichen«, sagte sie und streckte die Hand aus, damit die Schläger ihr ihre Waffe zurückgaben. Einer folgte ihrer Aufforderung, der andere legte ihr die Patronen in die Hand. Mit gestrafften Schultern und vorgerecktem Kinn ging sie schnurstracks zu ihrem Wagen zurück und fuhr davon.
Nach drei Blöcken hielt sie am Straßenrand an und brach in Tränen aus.
Anschließend fuhr Dani ins Radisson, duschte, putzte sich die Zähne und ging wieder nach draußen. Sie wollte die Straße überqueren, musste jedoch erst einen Corolla vorbeifahren lassen, aus dessen Auspuff ihr eine Abgaswolke entgegenblies. Sie überquerte die Straße und fuhr kurz darauf zu der Klinik vor den Toren der Stadt Baltimore.
»Stephen Housley«, wiederholte die Rezeptionistin und ließ eine Kaugummiblase zerplatzen. Sie hatte weder nach einem Ausweis gefragt, noch verlangte sie zu wissen, warum Dani den Arzt sprechen wollte. Dani hatte ihr nicht einmal ihre Dienstmarke zeigen müssen, ein Detail, das vermutlich von geringer Bedeutung war, sollte man ihr, Dani, den Prozess machen.
»Ich möchte lediglich wissen, ob Rose McNamara und Nika Love zu seinen Patientinnen gehörten«, sagte Dani.
»Jep. Ich meine, die eine davon, diese Love. Sie hat das Baby noch nicht zur Welt gebracht, also ist sie noch seine Patientin. Die andere … McNamara … mal schauen. Das ist schon länger her. Ja, hier steht es. Hm, seltsam.«
»Was ist seltsam?«
»Sie ist zwar hergekommen, aber es steht nirgendwo verzeichnet, dass sie ihr Kind auch bekommen hat. Wir haben sie nach dem vierten Monat nicht mehr gesehen. Sie muss irgendwo anders in Behandlung sein.«
Danis Gedanken überschlugen sich. Hatte Housley die schwangeren Mädchen irgendwo versteckt?
»Bitte prüfen Sie noch zwei weitere Namen. Alicia Woodruff im letzten Jahr. Und Jill Donnelly. Das müsste drei Jahre her sein.«
Die Kaugummi-Kauerin tat wie ihr geheißen. »Donnelly ist einmal hier gewesen. Im Juli vor drei Jahren.«
»War sie schwanger?«, wollte Dani wissen.
»Ja, im dritten Monat.«
»Und Woodruff?«
Wieder ließ die Rezeptionistin eine Kaugummiblase zerplatzen. »Wow. Wie seltsam. Genau das Gleiche.«
Adrenalin strömte durch Danis Adern. »Ist Dr. Housley gerade da?«
»Nein. Er hatte letzte Nacht Schicht. Er arbeitet nur einmal die Woche hier, die restliche Zeit ist er im Spring Grove Hospital. Wollen Sie die Nummer?«
Dani hatte sich schon auf dem Absatz umgedreht. »Ich weiß, wo das ist.«
Housley befand sich weder im Spring Grove Hospital, noch reagierte er auf seinen Pager. Jemand vom Empfang des Hospitals rief eine Krankenschwester herbei, die Dani eine Auskunft erteilen konnte. »Er hat angerufen und gesagt, dass seine Frau krank ist.«
Dani war nur allzu sehr bewusst, in welchem Dilemma sie steckte. Stephen Housley hatte die vier Mädchen mit Sicherheit betreut. Aber Dani durfte das offiziell nicht wissen. Und schon gar nicht den Tipp von einem Gangster erhalten haben, von dem sie sich unbedingt fernhalten sollte.
Sie erwog, Tifton einzuweihen oder sogar Gibson Bericht zu erstatten. Doch stattdessen entschied sie, dem Doktor einen Hausbesuch abzustatten.
Seine Nummer war im Telefonbuch verzeichnet, seine Adresse jedoch nicht. Sie wählte seine Nummer.
Seine Frau ging dran.
»Ich habe hier eine Zustellung von Compton Florist, Madam, aber ich glaube, uns ist ein Fehler mit der Adresse unterlaufen. Ich scheine mich verirrt zu haben …«
»Blumen?«, fragte Mrs. Housley. »Wo sind Sie denn gerade?«
Als Housleys Frau an die Tür ging, war sie überrascht, eine Ermittlerin zu sehen. »Oh, die Polizei. Entschuldigen Sie bitte, ich hatte jemand anderen erwartet.«
Vielleicht die Blumenlieferantin?
»Ich möchte gern Ihren Mann sprechen, Mrs. Housley. Wir brauchen die Aussage einer seiner Patientinnen, aber die ist verschwunden, und wir suchen nach ihr. Dr. Housley hat zuletzt mit ihr gesprochen.«
»Ist er nicht dort? Im Krankenhaus, meine ich?« Mrs. Housley blickte auf die Uhr. »Er hat heute Morgen früh das Haus verlassen. Eigentlich müsste er schon
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