Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
lachen musste. »Lass das!«, rief sie und hielt die Hand vor die Linse, nachdem er rasch fünf oder sechs Aufnahmen hintereinander gemacht hatte. »Ich bin eigentlich gar nicht deinetwegen hier. Sondern wegen Schmidt.«
»Aha, so hoch stehe ich also bei dir im Kurs«, erwiderte Mitch und reichte die Kamera an Terence weiter. »Schmidt ist noch drüben im Gästeapartment. Ich bringe dich zu ihm.«
Als Stephen Housley um sieben Uhr nach Hause kam, wartete Mia auf ihn.
Sie hatte verschiedene Möglichkeiten in Betracht gezogen: Brand. Unfall. Einbruch. Aber der Zeitfaktor spielte eine entscheidende Rolle. Sie musste auch noch Cole erwischen und hoffte, heute Abend ein wenig Zeit mit Marshall verbringen zu können, denn er machte ihr allmählich Sorgen. Er schien ihr nicht mehr sagen zu wollen, was er so tat, war jedoch umso neugieriger zu erfahren, wo sie sich herumtrieb. Sie wollte nicht, dass er sie zu sehr im Auge behielt.
Also musste sie pragmatisch vorgehen. Mia wartete noch ein paar Minuten, bis der Himmel sich verdunkelt hatte, bevor sie an Housleys Tür klingelte, ihn hineinschob, als er öffnete, und ihm in die Brust schoss. Als seine Frau auftauchte, schoss sie noch einmal. Die Frau taumelte zurück und stürzte auf die Treppe. Mia schob die Waffe in ihre Manteltasche und verließ gemessenen Schritts das Haus – jetzt bloß nicht rennen. Sie stieg in Sarahs Wagen.
Eine Nachbarin erschien auf der Veranda, vermutlich hatte sie etwas gehört. Mia beobachtete sie im Rückspiegel, während sie wegfuhr. Die Nachbarin legte den Kopf schief, sah die Straße in beide Richtungen entlang und ging wieder zurück ins Haus.
Erledigt.
Jetzt war es an der Zeit für die letzte Nachricht an Dani Cole. Dieses Mal würde Fulton der Überbringer sein.
Schmidt hob den Kopf, als Dani und Mitch das Arbeitszimmer des Gästeapartments betraten. »Wie gut, dass Sie da sind! Ich wollte Sie gerade anrufen.« Schmidt wirkte aufgekratzt.
»Haben Sie etwas gefunden?«
»Drei Adoptionsverfahren bislang, mit denen etwas nicht zu stimmen scheint. Die Akten tragen alle mein Kürzel, aber ich schwöre, Sergeant – und auch Ihnen, Mitch –, dass ich nirgendwo nachgeholfen habe.«
»Erinnern Sie sich noch an jeden einzelnen Fall?«, fragte Dani.
Schmidt zögerte. »Vielleicht nicht jeden. Aber Sie hatten mich gebeten, Bescheid zu sagen, falls mir etwas Ungewöhnliches auffällt. Und das ist hier der Fall.«
»Okay«, sagte Dani und setzte sich neben ihn. Mitch stand hinter ihnen. Gemeinsam sahen sie auf den Monitor. »Schießen Sie los.«
Schmidt hatte die betreffenden Dateien, die er zuvor gesondert abgespeichert hatte, geöffnet. »Zunächst die Reisen. Ich organisiere sie für die adoptionswilligen Eltern. Und hier stimmt etwas nicht.« Er klickte auf eines der Dokumente. »Dieser Junge ist aus Kasachstan. Angeblich ist die Mutter einmal dort hingereist. Für zwei Wochen. Um das Kind kennenzulernen und es dann mit nach Hause zu nehmen.«
»Und?«
»In Kasachstan gilt die Bestimmung, dass beide Eltern in das Land reisen müssen. Für einen Mindestaufenthalt von fünf Wochen. Den darf man zwar auf zwei Reisen aufteilen, aber wenn das Paar verheiratet ist, müssen beide Ehepartner kommen. Und niemals nur für zwei Wochen.«
»Ist die Mutter denn wirklich hingeflogen?«
»Das weiß ich nicht. Es wurde aber ein Flugticket gekauft. Hier steht die Route. Leider habe ich keine Ahnung, wie man herausfinden kann, ob das Ticket auch eingelöst wurde.«
Ich schon, dachte Dani, und ihre Gedanken rasten. Ich meine, Tifton und seine Freunde vom FBI können das. Doch das war eigentlich nicht mehr von Bedeutung, da die Anzahl der Wochen nicht stimmte.
»Und dann dieser Fall«, erklärte Schmidt eifrig, »sehen Sie sich das hier an. Dieses Baby, ein Mädchen, kommt angeblich aus Kirgisistan. Aber der Name stimmt nicht mit dem Säugling auf dem Foto überein.«
»Wie meinen Sie das?«, fragte Mitch.
»Kinder aus Kirgisistan können entweder asiatischer oder europäischer Abstammung sein. Sie dürfen bereits im Alter von sechs Monaten adoptiert werden. Dieses Baby war hellhäutig – sehen Sie sich das Foto an –, aber der Name auf der Geburtsurkunde weist eher auf ein asiatisches Baby hin.«
»Könnte ja sein, dass sie trotzdem so heißt«, bemerkte Dani.
»Sicher. Aber Sie hatten mich gebeten, Bescheid zu sagen, wenn –«
»Lass ihn in Ruhe«, unterbrach Mitch, und Dani spürte seine aufkeimende Wut.
»Und noch ein Fall.
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