Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
Blick war entschlossen. »Doch das ist jetzt nicht mehr wichtig. Wir wollen sie wiederbekommen. Der Herr wird ihr ihre Sünden vergeben.«
Dani schluckte. Wie mochte es wohl sein, einen so liebenden Vater zu haben?
»Wir haben erfahren, dass jemand Monika das Baby wegnehmen will«, sagte Mrs. Wheeler. »Ihre Freundinnen behaupten das jedenfalls. Und das FBI –«
»Wenn das so ist, ist es gut«, unterbrach Tifton. »Wie Ihnen der Sonderermittler schon sagte, Mrs. Wheeler, wenn Monika von einem Kinderhändler kontaktiert wurde, dann ist sie wenigstens noch so lange in Sicherheit, bis sie das Baby zur Welt gebracht hat.«
Dani wusste nicht, wie viel die Wheelers von Tifton erfahren hatten. »Würden Sie uns bitte kurz entschuldigen?«, bat sie.
Tifton trat mit ihr ein paar Schritte zur Seite.
»Sie wissen nichts von Alicia?«
»Noch nicht, wir warten das Ergebnis der Autopsie ab.« Er blickte auf die Uhr. »Wir müssten eigentlich noch heute Abend Bescheid bekommen – die Jungs vom FBI haben ordentlich Druck gemacht. Außerdem durchkämmt ein Suchtrupp gerade die angrenzenden Wälder. Vielleicht finden wir ja auch noch Jill Donnelly. Aber da draußen gibt es meilenweit nichts als Wildnis. Sie werden sicher auch noch morgen weitersuchen.«
»Und ihr glaubt mittlerweile, dass es sich um eine Bande von Kinderhändlern handelt.«
Dani machte sich gar nicht erst die Mühe, den Satz als Frage zu formulieren. »Mit der Stiftung deines Freundes als Dreh- und Angelpunkt«, bestätigte Tifton bekümmert.
»Was ist mit Brad Harper?«
»Lieber Himmel, Dani, er kann Rosie unmöglich umgebracht haben. Und selbst wenn sein Dad die Finger im Spiel gehabt haben sollte, dann heißt das noch lange nicht, dass er schuldig ist.«
»Aber er könnte etwas mit den illegalen Adoptionen zu tun haben. Schließlich ist er zeichnungsbefugt.«
»Wir haben sämtliche Papiere beschlagnahmt. Seit einer Stunde befinden sich die OCIN-Akten im Besitz des FBI.« Da hatte sie mit ihrer Vermutung also recht gehabt. »Aber weißt du eigentlich, wie lange es dauert, bis man herausgefunden hat, ob ein Baby wirklich aus Lettland oder Indonesien oder sonst woher kommt, wenn die Adoption schon drei verdammte Jahre zurückliegt? Wir brauchen mehr Zeit.«
Dani wippte unruhig mit dem Fuß. Komm, sei fair und versuche nicht, die Lorbeeren allein einzuheimsen, sagte sie sich. »Ruf Gary Schmidt an«, riet sie Tifton und kam sich vor, als hätte sie soeben das Los mit der Gewinnzahl verschenkt.
»Wer ist Gary Schmidt?«
»Ein Typ, der dir genau sagen kann, ob ein Baby aus Lettland, Indonesien oder sonst woher kommt. Er arbeitet für OCIN.«
Tifton notierte sich den Namen auf seinem Notizblock. Ein winziges Lächeln umspielte seine Mundwinkel. »Wenn er etwas findet, bin ich dir was schuldig.«
»Das wird er, also kannst du mir auch gleich weiterhelfen. Was ist bei den Kinneys herausgekommen?«
»Es sind drei Agenten auf sie angesetzt, und das Tag und Nacht.«
»Drei Agenten? Ach du meine Güte.« Die Ergebnisse würden wohl noch auf sich warten lassen. Dani wollte gehen, brachte es aber nicht fertig und drehte sich noch einmal zu Tifton um. »Tift, wenn ich dir jetzt etwas verrate, schwörst du mir, dass du mich nicht fragst, woher ich es weiß?«
Er runzelte die Stirn. »Dani, um Gottes willen, was hast du wieder angestellt?«
»Überprüfe einen Frauenarzt namens Stephen Housley. Er hatte mit den ermordeten Mädchen zu tun.«
Mia hatte Dani Cole rein zufällig vor dem Radisson entdeckt. Sie war bei ihrem Haus vorbeigefahren, dann bei der Stiftung und schließlich bei der Polizeiwache, stets Ausschau nach Coles Chevy haltend. Das Motel lag nur einen Block von der Wache entfernt. Cole hatte, arrogant, wie sie war, ihren Wagen direkt in der Ladezone davor geparkt.
Natürlich, sie war ausgezogen. Schließlich befand sich ihr Haus zurzeit in keinem besonders wohnlichen Zustand.
Nach zwanzig Minuten war Cole erschienen – die Augen hinter einer Sonnenbrille versteckt, das Haar zu einem dicken Pferdeschwanz zusammengebunden. Mia war ihr gefolgt, hatte sie einmal an einer Ampel verloren, als sie drei Blocks zurücklag, aber richtig geraten, welche Richtung Cole einschlagen würde – aufgrund der Fahrbahnspur, auf der sie gefahren war. Nach einer Meile sah Mia sie wieder. Während sie fuhr, achtete sie auf ihre Umgebung, um vorbereitet zu sein, wenn Cole anhielt. Es musste nicht völlig abgeschieden sein, aber relativ ruhig sollte es schon
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