Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
.22er, nur für den Fall.
Die Ketterings betraten die Eingangshalle und nickten den vielen Menschen zu, die sich unterhielten, Champagner tranken und an Kaviarkanapees knabberten.
Mia spielte die glamouröse Ehefrau an der Seite von Marshall Kettering mit Bravour. Aber ihr Blick glitt, sooft es ging, suchend umher. Die Schere schien in ihrer Tasche zu vibrieren, und der Drang, sich Cole zu schnappen und die Perücke fertigzumachen, pulsierte wie elektrische Schläge durch ihren Körper.
Niemand war bislang nach oben gelassen worden – alle warteten darauf, dass der Star höchstpersönlich kam und die Ausstellung eröffnete.
So das Schicksal es wollte, würde Dani Cole an seiner Seite sein.
»Sie hat ihre eigene Tochter getötet«, sagte Dani und konnte es noch immer nicht fassen. »Sie hat Rosie umgebracht. Erst wäre sie fast verbrannt, dann bringt sie sie um. Und die anderen Mädchen dazu.«
»Das ist nicht sicher, Dani«, warf Neil ein. »Keiner von euch beiden ist hundertprozentig davon überzeugt, dass das Rosie auf den Fotos ist.«
»Es muss aber so sein«, erwiderte Dani, doch sie wusste, dass Neil recht hatte.
Sie und Mitch hatten Rosie als etwas älteres Kind auf den Fotos gesehen, die Janet ihnen gezeigt hatte. Und diese Aufnahmen waren unscharf.
»Wir sollten sie mit unserem Verdacht konfrontieren«, schlug Mitch vor. Seine Stimme klang kalt, und seine Finger zuckten, als hätte er sie liebend gern Mia Kettering um den Hals gelegt.
»Das geht nicht«, widersprach Dani. »Wir brauchen erst Beweise. Lieber Himmel, wenn sie kapiert, dass wir ihr auf den Fersen sind – wer weiß, wozu sie dann in der Lage ist.« Dani war wieder zur Vernunft gekommen und hatte das rationale Denken der Polizistin eingeschaltet. »Abgesehen davon will ich, dass wir uns auch Brad schnappen, und du hast schon das Foto vorbereitet. Ich würde sagen, wir machen damit weiter. Konfrontiere ihn mit dem Foto, das Russell gemacht hat. Mal sehen, ob er einknickt.«
Mitch stieß kräftig den Atem aus. Er stand vor ihr, die Hände in die Hüften gestützt, und wirkte in seinem Smoking wie ein Actionheld, der gleich mit seiner Rifle alle bösen Gangster über den Haufen schießen würde. »Die Zeit wird knapp«, sagte er.
»Geh ruhig«, erwiderte Dani. »Behalte Mia im Auge, aber kein Wort zu ihr über unseren Verdacht. Soll Brad sie doch warnen. Alles muss normal wirken.«
»Also gut. Normal.« Mitch ging zu ihr und küsste sie hart auf den Mund. Dann presste er sie an sich, als würde er nie wieder Gelegenheit dazu bekommen. »Beeil dich und komm so rasch wie möglich nach. Ich will dich in meiner Nähe haben.«
Mitch kam zu spät zu der Vorpremierenfeier mit all den prominenten Gästen. Lieber Himmel, es war die größte Ausstellung seit Jahren, und ausgerechnet jetzt schien es, als wollte er seine Gäste warten lassen. Mia schäumte fast vor Wut.
»Langsam, Darling«, murmelte Marshall und hielt die Hand über ihr Champagnerglas. »Wenn ich mich recht entsinne, hast du nichts zu Abend gegessen. Ich möchte dich nicht nach Haus tragen müssen.«
»Ich bin so aufgeregt«, erwiderte sie. Ruhig bleiben, ruhig. »Du weißt doch, dass ich Mitchs Arbeiten schon immer sehr bewundert habe.«
Marshall streichelte ihren Arm. »Habe ich dir schon gesagt, wie wunderschön du in dem Kleid aussiehst?«
Sie lächelte gezwungen. »Du kannst es mir jederzeit noch einmal sagen.«
Er sah sie an und fragte: »Wo hast du es noch gleich gekauft?« Eine beiläufig gestellte Frage.
Zu beiläufig.
Ein Schauder lief Mia über den Rücken. Marshall war es bislang stets gleichgültig gewesen, wo sie einkaufte.
Und dann begriff sie. Der Kilometerstand. Natürlich, ihm war der höhere Kilometerstand im Saab aufgefallen, was an ihrer Fahrt nach Virginia lag.
Locker bleiben. »Ich habe es bei Phipps gekauft, allerdings nicht heute«, antwortete sie. Gut pariert. »Ich bin überall gewesen und habe einfach nichts Richtiges gefunden. Dieses Kleid besitze ich schon eine ganze Weile, aber du hast es noch nie an mir gesehen.«
»Ah. Nun, es gefällt mir sehr gut.«
Ein Punkt für ihn. Aber Mia ging in die Offensive. »Ich weiß, dass du nur zu gern wüsstest, was ich für deinen Geburtstag plane. Du gehst nicht gerade subtil vor, Marshall. Aber ich werde dir nicht verraten, wo ich heute gewesen bin. Also, hör auf zu bohren. Du musst abwarten, bis dein Geburtstag gekommen ist.« Finte und Rückzug.
Marshall stieß mit seinem Glas an ihres, und
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