Mädchen Nr. 6: Thriller (German Edition)
in seinem Blick zeichnete sich Erleichterung ab. »Darauf freue ich mich schon«, sagte er.
Gewonnen.
Mit einem Mal kam Bewegung in die Menge. Mitch betrat das Foyer und stellte sich vor die Eingangstür. Die Blitzlichter begannen zu zucken, und Applaus brandete auf. Endlich, endlich.
Mia reckte den Kopf, um an den Menschen vor ihr vorbeizusehen.
Doch kurz darauf wurde sie von heftigem Zorn erfasst: keine Dani Cole in Sicht.
Mitch litt, während er irgendwie den Auftakt der Feier überstand – die Aufmerksamkeit der Medien, das ständige Lächeln und die Glückwünsche für etwas, das er überlebt hatte und andere nicht. Normal, alles sollte so normal wie möglich wirken.
Die Ketterings gingen von Gast zu Gast. Mia war wie immer perfekt frisiert, während Marshall trotz des Lächelns besorgt wirkte. Da Mitch größer als die meisten Gäste war, konnte er das Paar gut im Auge behalten. Natürlich nicht ständig – es waren zweihundert Menschen gekommen, und alle wollten ein paar Worte mit Mitch wechseln.
Als er Brad entdeckte, schnappte er sich zwei Gläser Champagner und überreichte Brad mit großer Geste eines davon.
»Du wirkst ein wenig blass um die Nase«, sagte Mitch. »Du solltest vielleicht mal zum Arzt gehen, Mann.«
Brad grinste ihn höhnisch an. »Wovon redest du?«
»Ich habe gehört, dass ein Typ namens Housley gut sein soll. Oh, warte. Er ist Frauenarzt.« Mitch lachte glucksend. »Da dürftest du bei ihm vermutlich an der falschen Adresse sein. Und, na ja, außerdem ist er tot. Nein, für ihn wirst du dich wohl kaum interessieren.«
Brad wurde nun wirklich blass. Die Sehnen seitlich an seinem Hals traten hervor. »Ich habe keine Ahnung, was du hier abziehst«, sagte er, beinahe ohne die Lippen zu bewegen, »aber ich glaube, dein Publikum wartet.«
»Jaja, die Leute.« Mitch blickte sich um und erweckte den Eindruck, als sei er hocherfreut über die große Menge an Gästen. »Ganz schön viel los, nicht wahr? Und alle sind scharf auf die Fotos im ersten Stock.«
»Was soll das jetzt wieder heißen?«
»Nichts«, erwiderte Mitch. »Ich dachte bloß, dass du vielleicht vorab sehen möchtest, was gleich alle anderen bestaunen dürfen. So etwas wie eine geheime Vorschau.«
»Ich kenne die Ausstellung.«
»Nun, ich habe in letzter Minute noch Änderungen vorgenommen. Die wirst du bestimmt noch nicht gesehen haben. Sei mein Gast. Komm, Saal zwei.« Mitch setzte sich in Bewegung und fügte hinzu: »Und sag allen Bescheid, die sich vielleicht auch dafür interessieren könnten.«
Im Gästeapartment nutzte Neil seinen Zugang zum FBI-Server, um weitere Informationen zu dem Fall einzuholen, die sie in diesem Augenblick jedoch wenig weiterbrachten. Austin Kinneys DNS von dem Pflaster war analysiert worden. Es handelte sich bei ihm tatsächlich um Rose McNamaras leibliches Kind. Die Averys wiederum hatten es sich noch einmal überlegt und einem DNS-Test zugestimmt. Die Chancen standen gut, dass der Vergleich – auch wenn dafür die Leiche des Babys exhumiert werden musste – ergab, dass die biologische Mutter eine gewisse Heather Whyte war. Früher oder später würde auch ihre Leiche gefunden werden, vermutlich in einem alten Stollen. Und ihr würde die Hälfte ihres Haars fehlen.
Das Szenario in der Jagdhütte war gruseliger, als irgendjemand für möglich gehalten hätte. Das Schlafzimmer im Obergeschoss war nur von außen abschließbar, das Telefon ausgestöpselt.
Und der Badezimmerspiegel lag in Scherben, von denen ein Teil Monika als Waffe gedient hatte. »Das Grundstück ist auf einen Ronald Fulton eingetragen«, sagte Tifton, der per Telefon hinzugeschaltet worden war und ein wenig aufgeregt wirkte, weil er mit Neil Sheridan sprechen durfte. »Sein Handy steckte in einem Anorak neben der Tür. Hätte Monika nach diesem statt nach der dickeren Jacke gegriffen, hätte sie telefonieren können. Fulton hatte nur zwei Nummern angerufen. Eine davon gehört zu einem Mobiltelefon, das wir nicht identifizieren können – vermutlich handelt es sich um ein Prepaid-Handy. Die andere Nummer gehört zu Danis Handy, der Anruf erfolgte gestern Abend.«
»Der Typ, der mich in die Tierklinik bestellt hat«, meinte Dani.
»So ist es.«
»Dreckskerl«, knurrte sie. »Wie hängt Ronald Fulton mit Mia Kettering zusammen?«
»Wie, Kettering? Erstaunlich«, sagte Tifton, »dass du den Namen erwähnst: Marshall Kettering war vor Jahren sein Psychiater.«
Brad betrat wie benommen den Ballsaal.
Weitere Kostenlose Bücher