Mädchen! - wie sie selbstbewusst und glücklich werden
dem wird das auch als Erwachsenem schwerfallen. Aber 60 Jahre lang hat niemand in der Bindungsforschung die Geschlechterfrage gestellt: Gibt es Unterschiede bei Jungen und Mädchen?
Als die Wissenschaftler es schlieÃlich taten, fanden sie etwas Erstaunliches heraus: Unsicher gebundene Jungen mieden ihre Mutter und vertrauten ihr nicht. Dies war eine Form des Selbstschutzes: »Sie ist nicht für mich da, also werde ich keine Gefühle in sie investieren.« 14
Mädchen, kaum dass sie keine Babys mehr waren, reagierten ganz anders: Wenn ihre Mutter deprimiert, unaufmerksam oder sogar wütend war, suchten sie gerade deren Nähe und versuchten sie zu trösten.
Einerseits wirkt das sehr süÃ, und wenn die Mutter sich dadurch wieder aufrappelt, kann es fürs Ãberleben sogar sinnvoll sein â aber es birgt langfristige Risiken. In Gefahren- oder Konfliktsituationen zeigen Menschen häufig eine sogenannte Kampf-oder-Flucht-Reaktion (in der Fachsprache Fight-or-Flight ). Der Adrenalinspiegel steigt und sie machen sich bereit, aus der Gefahrenzone zu flüchten. Unsicher gebundene Mädchen zeigen dagegen eher eine Hegen-und-Pflegen-Reaktion (fachsprachlich Tend-and-Befriend ): Auch sie haben groÃe Angst, aber anstelle sich zu entfernen, nähern sie sich der Gefahr . Die schwerwiegende Folge: Während Kinder, die geliebt wurden, sich von ruhigen, fürsorglichen und warmherzigen Freunden und Partnern angezogen fühlen, fühlen sich Mädchen mit dem Hegen-und-Pflegen-Verhaltensmuster von jähzornigen oder depressiven Personen angezogen, weil diese sie unbewusst an ihre Mutter erinnern. Solche Mädchen haben verinnerlicht, dass es ihre Aufgabe ist, eine Person mit Stimmungsschwankungen oder Tendenz zu Gewalt zu wählen und diese zu heilen. Es erübrigt sich, hier detaillierter auszuführen, zu welchen Problemen dies führen kann.
Die Hegen-und-Pflegen-Fähigkeiten haben allerdings auch ihre Vorteile. Im Berufsleben tendieren weibliche Manager eher dazu, einen potenziellen Konflikt zu umgehen, Aggressivität als Angst zu interpretieren oder mitfühlend alle Seiten eines Problems zu betrachten. Es ist ein wichtiges Verhalten, das sowohl zu Frieden in der Welt als auch zu glücklichen Familien führen kann. Wir brauchen diese Verhaltensweisen dringend, und gerade Männer sollten sie sich aneignen, aber aufgrund einer bewussten Entscheidung, nicht aufgrund von zwanghaftem Verhalten. Als unbewusstes Verhaltensmuster innerhalb von Partnerbeziehungen kann es zu psychischen Verletzungen führen.
Wenn Ihre Tochter immer die Friedensstifterin ist, dann stärken und wertschätzen Sie diese Tugend. Stellen Sie jedoch zugleich sicher, dass sie, wenn nötig, auch ein wenig Wut mobilisieren und ihre eigenen Interessen vertreten kann, damit sie von ihren Freunden nicht ausgenutzt wird. Wenn Sie feststellen, dass Ihre Tochter zu rücksichtsvoll ist, dann ermutigen Sie sie, sich zu fragen, was sie selbst will, und etwas durchsetzungsfähiger zu werden.
FREUNDE, DIE KEINE SIND
Ihre Tochter kann davon profitieren, dass Sie ihr auch einmal explizit erklären, wie man problematische Freundinnen erkennt und meidet. Sagen Sie ihr zum Beispiel:
Achte darauf, ob du versuchst, dich zu ändern, um eine Freundin zu halten. Ob du Dinge tust, die du nicht wirklich willst, nur weil Freundinnen es wollen. Wenn du damit am Beginn einer Freundschaft anfängst, wirst du später denken, du musst so weitermachen, um sie aufrechtzuerhalten. Meistens ist es das nicht wert und besser, gar nicht erst damit anzufangen. Eine richtige Freundin macht auch gerne mal einen Kompromiss oder ist bereit, selbst etwas zu verändern.
Es kommt auch vor, dass eine Freundin ständig mies drauf ist. Du denkst dann vielleicht, du hättest etwas falsch gemacht, und versuchst alles Mögliche, um es wieder in Ordnung zu bringen. Aber eine chronisch schlecht gelaunte Person ist vielleicht einfach von Natur aus so â es ist ihre Herangehensweise ans Leben, die sich nicht ändern wird, aber alles beeinflusst. Irgendwann wird dich das einfach fertigmachen. Such dir lieber fröhliche Freunde.
MÃDCHEN UND SPORT
Sport ist für Mädchen eine gute Sache, denn es ist eine soziale und zugleich körperliche Aktivität, die Selbstvertrauen schafft und es ermöglicht, mal Dampf abzulassen. Sport bringt die Gaben unseres Körpers zum Vorschein und stärkt sie
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