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Mädchen! - wie sie selbstbewusst und glücklich werden

Mädchen! - wie sie selbstbewusst und glücklich werden

Titel: Mädchen! - wie sie selbstbewusst und glücklich werden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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größeres Mädchen hatte es seit einigen Wochen auf sie abgesehen, hatte sie aus den Spielen mit ihren Freundinnen ausgeschlossen und ihren Platz eingenommen. Es ärgerte sie und machte ihr Angst, und mehrmals hatte die Große Kiri richtig wehgetan, indem sie ihr sehr fest in die Arme gezwickt hatte. Aber am meisten schmerzte das Gefühl, machtlos gegen die Erniedrigung zu sein. Auch deshalb fiel es Kiri so schwer, darüber zu reden.
    Kiris Eltern mailten noch in der Nacht an die Schulleitung, und zwar mit dem förmlichen Begriff »Beschwerde« im Betreff, damit die E-Mail auch zur Kenntnis genommen würde. Am nächsten Tag rief der Vater in der Schule an und vereinbarte noch für denselben Nachmittag einen Termin mit dem Direktor. Dieser sprach mit den einzelnen Mädchen der Gruppe, um sich ein genaueres Bild zu machen, danach mit Kiri und dem mobbenden Mädchen gemeinsam. Er verlangte von der Übeltäterin, sich zu entschuldigen und zu versprechen, dass es nicht wieder vorkommen würde. Kiri zeigte sich sogar recht großmütig, indem sie sagte, dass es in letzter Zeit nicht mehr so oft vorgekommen sei.
    Aufgrund der sofortigen Untersuchung des Falls und unter dem Eindruck des Gesprächs (das mit Bedacht geführt wurde, nicht in einem strafenden oder wütenden Ton) hörte das Mobbing auf.
    Es war den Eltern nicht entgangen, dass Kiri es ausgerechnet ihrem Vater erzählt hatte. Kiri war eines von fünf Kindern und ihr Vater ziemlich beschäftigt. Doch er merkte, dass Kiri ihn stärker brauchte als bisher, und beschloss daher, mehr mit seiner Tochter zu unternehmen. Die beiden gingen in einem Schwimmbad in der Nähe zusammen schwimmen. Das hatten sie vorher nie getan, nun machte es ihnen wirklich Freude. Kiri begann sich selbst in tieferem Wasser wohlzufühlen und hatte durch die Übung auch in der Schule mehr Spaß am Schwimmen. Außerdem verbrachte sie gerne Zeit mit ihrem Vater, und ihr Selbstwertgefühl steigerte sich sichtlich.
    Kurzum, das Verhalten aller Beteiligten führte dazu, dass Kiris Selbstvertrauen gestärkt wurde und sie an diesem Erlebnis wachsen konnte.
    Es gehören immer drei dazu
    Zum Mobbing gehören immer drei Seiten. Erstens der Aggressor, meist eine Person, die sich selbst schlecht fühlt und der es besser geht, wenn sie diese schlechten Gefühle auf jemand anderen übertragen kann. Forschungen zu Mobbing bei Kindern haben belegt, dass Mobber häufiger an Depressionen leiden und im späteren Leben stärker selbstmordgefährdet sind. Das Mädchen, das Kiri mobbte, war eine Einzelgängerin, die zu Hause gerade eine schwere Zeit durchmachte. 30 Wahrscheinlich beneidete sie Kiri um ihre Fröhlichkeit und ihre Freundinnen und schätzte sie aufgrund ihrer geringen Körpergröße als jemanden ein, den man leicht herumschubsen konnte.
    Die zweite beteiligte Person ist das Opfer: Kiri hatte das Mobbing nicht provoziert, aber sie gewann dadurch an Stärke. Es ist sehr wahrscheinlich, dass es ihr dadurch in Zukunft leichter fallen wird, sich durchzusetzen. Die Erfahrung belegt, dass es keinen Sinn hat, sich mit Mobbing zu revanchieren – denn die Mobber sind meist größer oder in der Gruppe. 31 Hilfreicher ist es, auf verbaler Ebene zu reagieren, sauer zu werden, aber natürlich zugleich andere um Hilfe zu bitten und deutlich zu machen, dass man sich nicht herumschubsen lassen will.
    Schließlich sind auch noch die Zuschauer beteiligt: Wenn sie sich deutlich gegen das Mobbing aussprechen, der/dem Gemobbten beistehen und wenn nötig Hilfe hinzuziehen, hört das Mobbing oft auf. Das fällt Mädchen nicht leicht, weil sie fürchten, wenn sie sich für das Opfer einsetzen, werden sie das nächste sein.
    Sprechen Sie mit Ihrer Tochter darüber, wie wichtig es ist, sich für andere einzusetzen, die schwächer und weniger selbstbewusst sind. Geben Sie ihr Beispiele, was sie sagen kann: »Hey, das ist nicht fair.« – »Sie ist meine Freundin, lass sie in Ruhe!« – »Sei nicht so bescheuert, du tust ihr weh.« Dazu gehört die passende selbstbewusste Körpersprache.
    In Kiris Schule wurde richtig reagiert und Zeit und Mühe in die Lösung des Konflikts investiert. Der Schuldirektor nutzte die Gelegenheit, eine bessere Beziehung zu seinen Schülern herzustellen und die Sicherheit seiner Schule zu erhöhen. Er vermied Strafen. Die Lehrer

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