Mädchen! - wie sie selbstbewusst und glücklich werden
Privatangelegenheit. In weniger ernsten Fällen reicht es vielleicht, einfach nicht zu antworten. Wenn es jedoch nicht aufhört oder extrem schmutzig wird, dann muss unbedingt die Schule oder auch der Provider davon informiert werden. AuÃerdem muss sich niemand solchen Angriffen aussetzen: Man kann die Privacy-Einstellungen ändern, Leute, die nicht freundlich mit dem Mobber sind, wieder »entfreunden«, die Telefonnummer oder E-Mail-Adresse ändern.
The Descendants â Familie und andere Angelegenheit mit George Clooney ist ein groÃartiger Film über halbwüchsige Mädchen. Ein distanzierter Vater muss sich nach dem Unfall seiner Frau mehr um seine Töchter kümmern. Gleich am Anfang des Films beteiligt sich die jüngere Tochter an gemeinen SMS an eine Klassenkameradin, in denen es um das Gewicht des Mädchens geht. Deren Mutter, eine temperamentvolle Hawaiianerin, verlangt von Tochter und Vater eine Entschuldigung. Dieses Cybermobbing fand aus Gedankenlosigkeit statt, ohne die Folgen zu bedenken. Es schien einfach ein lustiger SpaÃ, den man sich zusammen mit den Freundinnen macht. Clooneys Filmtochter wird klar, welchen Schaden sie angerichtet hat, und ist ziemlich beschämt. Ebenso wichtig ist jedoch, dass auch ihr Vater zeigt, dass es ihm peinlich ist, und er die Sache in Ordnung bringen will.
Manchmal ist es möglich, dass Schule oder Eltern des Opfers vernünftig und freundlich mit der Mobberin oder deren Eltern reden, was durchaus einen Reifeprozess in Gang setzen kann.
Woher die Bosheit kommt
Die Australierin Maggie Hamilton publiziert über Mädchen und hat eine sehr gute Erklärung dafür, warum Bosheit in deren Welt heute so präsent ist. Sie argumentiert, dass Mädchen sehr gestresst seien, weil sie ständig dem Druck ausgesetzt sind, sich an unsere wettbewerbsorientierte, keine Sicherheit bietende Gegenwart anzupassen. Sie reagieren darauf mit einem Ãberlebensreflex, einem Zustand ständiger ängstlicher Wachsamkeit. 33 Sie bekommen zu Hause nicht genug Zuneigung, sind zu früh erwachsen geworden und stehen ständig unter Strom. Für Freundlichkeit und Empathie haben sie einfach keine Zeit.
Die Mobbingexpertin Kate Hadwen und ihr Team an der Edith-Cowan-Universität im westaustralischen Perth haben Tausende Kinder an Schulen im ganzen Land beobachtet. Sie haben dabei herausgefunden, dass ein Fünftel aller mobbenden Schüler überhaupt nicht reagiert, wenn man an ihre Empathie appelliert. 34 Das heiÃt, dass die normalen Methoden bei ihnen nicht funktionieren. Sie brauchen eine langfristige Therapie, um zu vermeiden, dass sie viel Schaden anrichten und zugleich selbst in groÃe Schwierigkeiten geraten. Diese erschreckenden Fakten zeigen, dass Eltern die Bereitschaft zeigen müssen, einzuschreiten, denn ihre Kinder werden nicht eher sicher sein, bevor nicht das Problem langfristig unter Kontrolle gebracht ist.
Auch wenn das Phänomen der fiesen Mädchen eine Menge Aufmerksamkeit auf sich zieht, muss man sich bewusst sein, dass die meisten Schulen ganz anders sind. Als Queen Bees and Wannabes zum Bestseller wurde, schrieben Hunderte von Mädchen an Rosalind Wiseman, dass sie die beschriebenen Zustände genau kannten. Aber interessanterweise folgten darauf Briefe von Mädchen und Frauen, die sagten, dass ihre Kindheit überhaupt nicht so sei. Es wurde klar, dass Rosalind Wiseman nur bestimmte Teile der USA, GroÃbritanniens, Australiens und der restlichen Industrieländer beschrieben hatte, die nicht repräsentativ für das ganze Land waren, jedenfalls noch nicht.
Auch in einem besseren Umfeld gab es unterschiedliche Gruppen und Statuskämpfe unter den Mädchen: die beliebten coolen Mädchen, die Streberinnen, die unkonventionellen Netten und so weiter. Aber sie waren im GroÃen und Ganzen nicht gemein zueinander. Und die Abgrenzung war durchlässiger, man konnte zwischen den Gruppen wechseln und, vor allem, man konnte man selbst sein. Die Stimmung war freundlicher, glücklicher, entspannter.
Oft stammen die fiesen Mädchen aus den Extremen der Gesellschaft. Es gibt einerseits die wohlhabenden, aber auch wettbewerbsorientierten Familien, in denen die Eltern finanziell gut dastehen, aber wenig Zeit haben und auch wenig Engagement zeigen. Diese Mädchen haben iPhones und Kreditkarten und manchmal sogar ihr eigenes Auto, aber sie bekommen nicht sehr viel Zuwendung. Andererseits
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