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Maedchenauge

Maedchenauge

Titel: Maedchenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian David
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Nika Bardel genau an, dann die anderen Anwesenden.
    »Etwas Wichtiges habe ich Ihnen noch gar nicht gesagt. Ich vertraue Ihnen. Zum Beispiel Ihnen, Frau Bardel. Ebenso Ihnen, Herr Steffek, und genauso Ihnen, Frau Metka und Herr Kovacs. Das ist es, was Sie wissen sollten. So wie ich Herrn Major Belonoz kennengelernt habe, sitzen Sie alle nicht zufällig hier. Sondern weil Sie die Besten sind. Bei mir liegt offiziell die Verantwortung für die Ermittlung. Sollte es lauter Irrwege geben, sollten die Ermittlungen zu nichts führen, sollte der Täter weitermorden, fällt das auf mich zurück. Ich würde eine Pressekonferenz geben und dort erklären, dass alle Fehler auf meine Kappe gehen. Weil ich nicht gut genug war. Ich, sonst niemand. Darauf können Sie sich verlassen. Ist das ein Deal?«
    Es war, als wäre ein böser Zauber von einem Moment auf den anderen aus dem Raum verschwunden.
    Man atmete durch.
    Nika Bardel streckte sich und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. Ihre Gesichtszüge entspannten sich. Sie nahm das Glas Wasser, das bisher unberührt geblieben war, und trank es zur Hälfte aus.
    Sie sah Lily an. »Danke, dass Sie das gesagt haben. Ich habe überreagiert. Sorry.«
    Belonoz stand auf. »Die Ermittlungstaktik ist also klar. In alle Richtungen. Nichts und niemand sind tabu. Ob irgendeine Nachforschung was bringt oder nicht, ist weniger wichtig, als dass sie geschieht. So, jetzt ist Pause. Fünfzehn Minuten. Und du, Nika, kommst in mein Büro und trinkst dort ein Bier. Aus der Dose, das wird dir als Steirerin nicht passen, aber Befehl ist Befehl. Beschweren kannst du dich bei der Personalvertretung. Das ist mir auch schon scheißegal.«
    Nika Bardel lächelte.
    *
    Draußen versank die Sonne als oranger Ball in einem blutroten Meer am Horizont. Doch ihre letzten, schwächer werdenden Strahlen wurden ausgesperrt. Die Jalousien verhinderten, dass sie ins Zimmer drangen.
    Rauchschwaden schwebten in der Luft.
    »Sollten wir nicht etwas tun?«, fragte der junge Mann.
    Er lümmelte auf dem Ledersofa, schläfrig, oder erschöpft. Vielleicht beides zusammen.
    »Das klärt sich von allein«, sagte seine Gefährtin.
    Sanft sprach sie mit ihm. Wie man sich mit Kindern unterhält. Mit überdeutlicher Zuwendung. Das benötigte er dringend.
    Zärtlich streichelte sie seinen Kopf. »Du musst dir keine Sorgen machen. Wirklich nicht.«
    Er reagierte nicht. Denn er musste nachdenken. Dazu benötigte er Ruhe. Und Zeit.
    Schließlich raffte er sich auf. Er wollte reden, und zwar jetzt. »Lass mich nur einmal überlegen … Was ist, wenn sie uns finden? Und dann kommt heraus … Wir haben sie ja gekannt und ich habe … Sicher werden sie uns fragen, warum … Also was da los war und … und warum wir nicht fähig waren … Ich weiß nicht, ich habe irgendwie Angst … dass alles zerbricht …«
    Sie umarmte ihn fest und liebevoll. »Du denkst zu viel. Deshalb machst du dir lauter Sorgen. Und du redest so viel. Zu viel …«
    Jetzt musste sie lachen. »Dabei sprichst du ohnehin schon so langsam.«
    Sie reichte ihm die Zigarette. »Nimm einen Zug. Das wird dich beruhigen, Tom.«

19
    »Machen wir weiter. Jetzt geht es um die DNA-Spuren.«
    Als Lily den Weg nach Hause nahm, erinnerte sie sich an diesen Satz. Sie hatte ihn gesagt, nachdem die Diskussion um den richtigen Weg der Ermittlungen überstanden gewesen war.
    Der Satz hatte selbstbewusst und entschieden geklungen. Professionell. Ganz so, wie sie sein und scheinen wollte.
    Sie wunderte sich. Irgendwie war es ihr möglich geworden, in die Haut einer klar denkenden, kühl entscheidenden Staatsanwältin zu wechseln, sobald sie täglich zur Arbeit ging.
    Wie war es zu dieser chamäleonartigen Veränderung gekommen? War es einfach die Anpassung an die Umgebung und deren Erfordernisse? Oder verbarg sich dahinter ein unbewusster Wunsch nach einer Veränderung ihrer Persönlichkeit?
    Zugleich existierten noch die alten Konflikte in ihr, wenn sie allein und zu Hause war. Die Erlebnisse und Enttäuschungen von New York waren sofort wieder präsent, wenn man ihnen die Möglichkeit dazu einräumte.
    Also war es besser, über den Fall nachzudenken.
    Im Fall Jordis hatte die DNA-Analyse noch nichts ergeben, daran wurde noch gearbeitet. Bei Magdalena Karner sah es kaum besser aus.
    »Alle Spuren wurden geordnet und analysiert«, hatte Steffek gesagt. »Es gibt keine Auffälligkeiten. Nichts, was tatbezogen irgendwie relevant zu sein scheint.«
    »Was ist mit dem Leder?«, hatte Lily

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