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Maedchenauge

Maedchenauge

Titel: Maedchenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian David
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kümmern müssen, nachdem sie … tot war. Diese Unordnung, die Untersuchungen der Behörden … Es war nötig, dort aufzuräumen. Da ist es mir aufgefallen. Ein Foto von Sabine war nicht mehr da und die Unterlagen von Felix waren verschwunden.«
    »Was für Unterlagen? Papiere oder Ausweise oder …?«
    »Wissen Sie, ich habe Felix gerngehabt. Sicher, er war sechzehn Jahre älter als Sabine und hat mehr vom Leben verstanden als sie. Sabine war vergleichsweise unerfahren. Und naiv. Aber sie waren ein hübsches Paar. Felix hat ihr Sicherheit gegeben. Bevor sie ihn kennengelernt hat, war ihr Leben recht chaotisch. Sie war jede Nacht unterwegs, hat nur kurze Beziehungen gehabt, mit Männern, die sie irgendwo getroffen hat. Und von denen sie mir nie hat erzählen wollen. Ich habe mir Sorgen um sie gemacht. Zugleich habe ich Sabine verstanden. Der Tod ihrer Mutter hat sie aus der Fassung gebracht.«
    »Wann ist Ihre Frau gestorben?«
    »Vor fünf Jahren. Sie war die großartigste Ehefrau und Mutter, die man sich vorstellen kann. Ihre Krankheit hat sie nicht verdient gehabt …«
    Foltinek senkte seinen Kopf und verstummte. Er litt.
    »Wie hat Sabine darauf reagiert?«, fragte Lily leise.
    »Sie hat den Verlust ihrer wichtigsten Bezugsperson nie überwunden. Das Gymnasium hat sie gerade noch absolviert. Aber danach ist es abwärts gegangen. Sie war völlig verstört. Sie hat Nächte mit seltsamen Freunden durchgefeiert. Möglicherweise hat sie Drogen genommen, das habe ich jedenfalls vermutet, aber … Felix hat sie herausgeholt. Er hat ihr gezeigt, dass das Leben lebenswert sein kann. Ich bin Felix dafür dankbar. Mir selbst wäre das nie gelungen. Obwohl oder eben weil ich der Vater bin …«
    »Das kenne ich, ich verstehe Sie sehr gut … Und diese Unterlagen, die Sie erwähnt haben?«
    Jetzt hob Foltinek wieder seinen Kopf und wurde lebhafter. »Zwischen Sabine und Felix hat ein starkes Vertrauensverhältnis existiert. Eines Tages hat er zu Sabine gesagt, dass er ein paar Unterlagen bei ihr hinterlegen möchte. Das hat mir Sabine erzählt. Und dass diese Unterlagen mit Pratorama zu tun haben. Warum er das Material nicht einem Notar oder Rechtsanwalt übergeben hat, ist mir bis heute schleierhaft. Vielleicht hat er am Ende überhaupt niemandem mehr vertraut.«
    »Sie wissen genau, dass sich diese Unterlagen auf Pratorama bezogen haben?«
    »Das weiß ich von Sabine. Ich war bei ihr zu Besuch, sie hat mir die drei Aktenordner gezeigt. Und als ich in der Wohnung aufgeräumt habe, waren sie nicht mehr da.«
    »Könnte sich Bawart das Material wieder zurückgeholt haben?«
    »Unmöglich, Frau Staatsanwältin. Ich habe die Sachen in der Wohnung gesehen, als Felix schon verstorben war. Dass Sabine das Material vernichtet oder anderswo untergebracht hat, kann ich mir nicht vorstellen.«
    »Wissen Sie in etwa, was in den drei Aktenordnern enthalten war?«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung. Leider.«
    »Wann haben Sie den Verlust bemerkt?«
    »Zwei Wochen nach … nach der Tat. Daraufhin habe ich einen Brief an den Staatsanwalt geschrieben. Ein paar Tage später hat er sich bei mir gemeldet und sich bei mir bedankt.«
    »Und?«
    »Gar nichts ist passiert. Ich habe nie wieder davon gehört.«
    Lily überflog ihre Notizen. »Sie haben ein Foto erwähnt, das auch verschwunden sein soll?«
    Foltinek nickte. »Genau. Ein schönes Bild, das auf Sabines Schreibtisch gestanden ist. Ein gerahmtes Foto. Nicht sehr groß, sonst wäre es mir vielleicht früher aufgefallen.«
    »Was war darauf zu sehen?«
    »Es war ein Bild von Sabine, als sie etwa zwölf Jahre alt war. Sie hat hinreißend darauf ausgesehen. An der Schwelle zwischen Kind und jungem Mädchen.«
    »Komisch, dass so etwas verschwindet. In den anderen Fällen ist nichts Vergleichbares vorgekommen. Obwohl dort ebenfalls Passfotos oder Porträts in den Wohnungen vorhanden waren.«
    »Nein, Frau Staatsanwältin«, sagte Foltinek und lächelte nachsichtig. »Sie haben mich missverstanden. Das war eigentlich kein Porträt. Und auch kein Passbild.«
    Lily schaute ihn verständnislos an. »Entschuldigen Sie, aber … ich habe mich offenbar geirrt. Ich habe geglaubt, Sie sprechen von einem Foto ihrer Tochter.«
    »Ja, schon. Aber Sabine war mit zwei anderen Mädchen abgebildet. Alle drei haben fröhlich in die Kamera gelächelt. Sorglos und freudig. Ich vermisse das Bild sehr.«
    Lily spürte den Schweiß auf ihrem Rücken.
    Ein Foto mit drei Mädchen.
    Die Worte des Mannes, den

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