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Maedchenauge

Maedchenauge

Titel: Maedchenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian David
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Gedanke auch schon gekommen. Nehmen wir einmal an, dass es so war. Drei der vier sind auf dem Foto abgebildet … Da muss man sich fragen, woher die drei einander gekannt haben sollen. Und warum wir bisher nicht herausgefunden haben, dass sie einander gekannt haben.«
    Belonoz massierte sich mit beiden Händen das Gesicht. »Das haben wir unter Aufbietung aller Möglichkeiten untersucht. E-Mails, Telefonverbindungen, alte Briefe und Postkarten, Internet-Aktivitäten, soziale Netzwerke, Gespräche mit Verwandten und Freunden. Kein einziger gemeinsamer Bezugspunkt hat sich ergeben. Dem wären wir doch sofort nachgegangen. Mit großer Freude sogar.«
    »Eben«, sagte Lily mit düsterer Miene. »Irgendeine Spur in diese Richtung hätte sich feststellen lassen müssen.«
    »Außerdem müsste der Täter über erstaunliche Fähigkeiten verfügen. Er sieht das Foto bei seiner ersten Tat und beschließt, auch noch die anderen zwei zu töten. Warum macht er das? Wie findet er heraus, wer die anderen zwei sind? Und warum gibt es ein viertes Opfer?«
    »Dafür gäbe es eine Erklärung. Drei Personen auf einem Foto deuten immer auf mindestens eine weitere Person hin.«
    »Aha?«
    »Die Person, die fotografiert hat. Falls kein Selbstauslöser im Spiel war.«
    »Logisch.«
    »Allerdings müsste der Täter absolut genial sein. Und von einem Foto auf den Fotografen schließen. Oder die Fotografin.«
    »So viel kriminelle Energie wäre allerdings eine Weltsensation«, sagte Belonoz sarkastisch.
    »Es sei denn, der Mensch, der fotografiert hat, ist auch der Mörder.«
    »Sie haben keinen schlechten Tag, Frau Doktor. Das ist zugegeben eine spannende These. Nur das Motiv für die Morde bleibt weiter im Dunkeln. Wozu außerdem dieser Aufwand, diese Inszenierung? Und was ist mit dem vierten Opfer? Wieso gibt es die Parallele mit jemandem, der schwarzes Leder trägt und einen Motorradhelm?«
    »Genau, Herr Major. Warum wurde Selma Jordis überhaupt getötet? Also auf eine Art, die auf die anderen Morde verweist, unter Benutzung von Insiderinformationen. Oder dient ihr Tod lediglich dazu, von den anderen drei Morden und dem dahinter verborgenen Motiv abzulenken?«
    Belonoz schüttelte frustriert den Kopf und schaute zur Decke seines Büros. »Wie man es auch dreht und wendet … es bleibt alles sinnlos und rätselhaft. Ein Albtraum.«
    »Stimmt. Ein Albtraum. Für alle. Für die Opfer, die Angehörigen. Und für die Ermittler. Nur nicht für den oder die Täter.«
    »Frau Doktor, was ist … nur so als Idee … wenn der Mann im Volksgarten der Mörder war? Oder zumindest ein Mitwisser?«
    Lily fühlte sich geradezu ertappt. Ihre Stimme wurde leiser. »Natürlich. Und ich möchte am liebsten gar nicht daran denken. Es wäre typisch für Serienmörder, sich triumphal aufzuspielen und den Ermittlern korrekte Informationen zukommen zu lassen. Weil sie sich überlegen und unantastbar fühlen. Bewusste Falschinformationen gehen dagegen meistens auf das Konto von Wichtigtuern und Querulanten.«
    »Wir hätten den Volksgarten damals zumindest beobachten sollen.«
    »Herr Major, ich habe mir schon genug Vorwürfe gemacht, glauben Sie mir das. Aber ich kann es nicht ändern. Heute würde ich anders handeln.«
    »Alle Menschen machen Fehler. Und irgendwann wird es unserem Täter ebenso ergehen.«
    Mit plötzlicher Entschlossenheit erhob sich Lily aus ihrem Sessel. »Wissen Sie was, Herr Major? Wir machen einfach weiter. Ohne groß an versäumte Gelegenheiten zu denken. Dahin will man uns ja vielleicht treiben. In eine bestimmte Richtung. Genau das sollten wir vermeiden. Wir müssen offen bleiben.«
    Während Lilys letzter Worte hatte das Handy des Majors geläutet. Er hielt es ans Ohr und lauschte.
    »Danke«, sagte er schließlich und lächelte Lily erstaunlich amüsiert an. »Kovacs’ Beziehungen waren wieder einmal hilfreich.«
    »Worum geht es?«
    »Ich kann Ihnen sagen, wer gestern Abend versucht hat, Sie telefonisch zu erreichen. Es ist eine gewisse Marina Lohner.«
    Lily sah Belonoz ungläubig und mit großen Augen an. »Wie bitte?«
    »Sie haben schon richtig gehört. Die Vizebürgermeisterin.«
    Lily war dermaßen überrascht, dass sie sich wieder setzen musste. »Das ist doch … das kann nicht wahr sein. Außerdem … woher hat die meine Nummer?«
    »Und woher hat der Informant aus dem Volksgarten Ihre Privatadresse gehabt? Wie hat es jemand geschafft, einen Zettel unter Ihre Wohnungstür zu schieben? Wien ist ein Dorf, Frau Doktor. Wer

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