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Maedchenauge

Maedchenauge

Titel: Maedchenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian David
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Labuda. Ich weiß nicht, ob sein Tod ein Unfall oder doch Mord war. Aber Labuda war nicht irgendein Privatermittler. Er hatte beste Kontakte zu Berti Stotz.«
    »Und?«
    » Pratorama hat die politische Szene in Wien erschüttert. Es gibt viele Menschen, die sich rechtzeitig in Deckung bringen wollen. Weitere Enthüllungen könnten ihnen gefährlich werden. Deshalb hat Stotz Labuda engagiert. Um zu erfahren, was bestimmte Personen tun und sagen. Labuda hat ihm dieses Wissen besorgt und genau beobachtet, in welche Richtung die Pratorama -Ermittlungen laufen. Er hat observiert, recherchiert, Leute befragt. Mir ist erzählt worden, dass Labudas Methoden nicht immer legal waren.«
    Lily richtete sich auf. Das Treffen würde offenbar nicht mehr lange dauern. »Für Pratorama ist Oliver Seiler zuständig. Sie müssten das eigentlich wissen.«
    Lohner lächelte kurz. »Selbstverständlich weiß ich das. Damit kommen wir zum entscheidenden Punkt. Labuda war überzeugt, dass es einen Zusammenhang zwischen Pratorama und den Wiener Serienmorden gibt.«
    »Geht es etwas konkreter?«, fragte Lily und verbarg ihre plötzlich aufbrechende Nervosität.
    »Gerne. Labuda hat behauptet, den Namen des Täters zu kennen. Es soll sich um jemanden handeln, der mit Pratorama zu tun hat.«
    Unter allen Umständen musste Lily versuchen, ihr Gefühl nicht durchschimmern zu lassen. Glücklicherweise war das Wageninnere angenehm temperiert, das verhinderte Schweißausbrüche weitgehend. »Hat Labuda einen konkreten Namen erwähnt?«
    »Soviel ich weiß, leider nicht. Stotz wüsste vielleicht mehr.«
    »Der kann momentan nicht aussagen. Wahnsinnig bequem für einige Leute, nicht wahr?«
    »Dessen bin ich mir absolut sicher«, sagte Marina Lohner mit überraschender Bitterkeit. »Aber ich zähle nicht dazu. Ich möchte, dass Schluss ist mit den Gerüchten. Ich brauche einen Neuanfang in Wien. Alte Lasten müssen beseitigt werden.«
    »Haben Sie mich kontaktiert, um Ihre Chancen bei der Wiener Wahl zu erhöhen?«
    »Stotz hat Sie für naiv gehalten, Frau Doktor Horn. Ich tue das nicht. Vielleicht hilft es mir, wenn Labudas Tod aufgeklärt wird. Kann schon sein, dass dadurch einige Wiener Netzwerke zerstört werden. Inwieweit ich davon profitiere, weiß ich nicht. Möglicherweise könnte ich in meiner Funktion sogar beschädigt werden. Aber ich kann darauf keine Rücksicht nehmen. Ich will reinen Tisch machen. Eine andere Chance habe ich nicht.«
    »Okay«, sagte Lily. »Ich werde Ihre Angaben berücksichtigen. Jetzt muss ich gehen. Oder gibt es noch etwas, das Sie für mich haben?«
    »Nein. Bleibt das Gespräch vertraulich?«
    »Ich habe gewusst, dass diese Frage kommen würde. Wenn sich dadurch ein nützlicher Hinweis auf den Täter ergibt, kann ich flexibel sein. Sie haben ja nur sehr allgemeine Angaben gemacht.«
    »Mehr habe ich nicht erwartet. Machen Sie Ihre Sache gut. Das wünsche ich Ihnen von Herzen.«
    Lily stieg aus.
    »Geben Sie auf sich acht«, sagte die Bürgermeisterin freundlich und schloss die Autotür.
    Lily nahm den direkten Weg zurück zum Grauen Haus. Im Hintergrund hörte sie, wie der Dienstwagen der Bürgermeisterin gestartet wurde und losfuhr. Die abendliche Hitze war gnadenlos. Im nächsten Moment begann Lily zu schwitzen.
    *
    Sie hatte ihr Büro in der Staatsanwaltschaft noch gar nicht erreicht, da hörte sie schon von weitem das Läuten der Telefone. Sowohl bei ihr wie im Vorzimmer bei ihrer Sekretärin klingelte es pausenlos. Lily blickte auf die Displays der beiden Apparate. Eine Nummer kannte sie nicht. Die andere wurde vom Anrufer unterdrückt. Sie beschloss, nicht abzuheben. Die momentan relevanten Leute besaßen ohnehin ihre Handynummer. Alles andere konnte warten.
    Kurz war es still. Danach begann das Konzert der Telefone von neuem. Lily hatte gehofft, ihre E-Mails durchgehen zu können. Angesichts der akustischen Kulisse war das eine Utopie. Deshalb ließ sie es läuten und machte sich auf den Weg.
    Am Rooseveltplatz legte Lily einen kurzen Zwischenstopp ein. Sie kochte sich einen Tee und aß ein großes, kalorienreiches Stück Vorarlberger Bergkäse. Mit Erleichterung erkannte sie, dass sie in hektischen Zeiten durchaus fähig war, ihre grundlegenden Ansichten zur richtigen Ernährung über Bord zu werfen, ohne Schuldgefühle zu verspüren. Also besaß der Stress dieser Ermittlungen eine ungeahnt positive Auswirkung auf sie. Mit plötzlichem Horror erinnerte sich Lily an die junge, mauerblümchenhaft hübsche

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