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Maedchenauge

Maedchenauge

Titel: Maedchenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian David
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Anlageberaterin, die sie vor einem Jahr im Fitnessstudio kennengelernt hatte. Als die Anlageberaterin betont fröhlich erklärt hatte, durch ausgiebiges Trainieren auf dem Crosstrainer ihr Gewicht halten zu wollen, hatte Lily einen Blick auf den Körper der Frau geworfen. Sie war bereits extrem dünn und zart gewesen. Lily hatte sich sofort geschworen, niemals so zu werden wie sie.
    Gegen zwanzig Uhr traf sie in der Kriminaldirektion ein. Sie näherte sich Belonoz’ Büro, dabei fiel ihr die hektische Betriebsamkeit auf. Auch hier läuteten die Telefone beinahe unentwegt.
    Die Sitzung sollte beginnen, doch abgesehen von ihr glänzten die geladenen Teilnehmer durch Abwesenheit. Als Lily aufstehen und nachfragen wollte, ob man den Termin vergessen hatte, tauchten Metka, Bardel und Kovacs auf. Gleich darauf erschienen Belonoz und Steffek.
    Lily wollte die Sitzung eröffnen, doch Belonoz ergriff das Wort, noch bevor er sich gesetzt hatte. »Frau Staatsanwältin, bevor wir unseren Fall besprechen, gibt es leider etwas anderes, das uns seit einer Stunde beschäftigt.«
    »Und das wäre, Herr Major?«, fragte Lily mit wachsendem Unbehagen.
    Belonoz sah sie direkt an. Seinem Gesicht war keine Emotion abzulesen. »Sie haben vor kurzem vorgeschlagen, die Journalistin Gaby Koch auf irgendeine Weise zu benutzen.«
    »Ja, um den Täter aus der Reserve zu locken. Wieso?«
    »Frau Koch ist von selbst aktiv geworden. Emil, zeig der Frau Staatsanwältin, was du hast.«
    Kovacs entrollte einen bunt bedruckten Bogen Papier. Das Titelblatt für die nächste Ausgabe von Clip24 . Groß und fett stand dort: Frauenkiller endlich in Haft? Darunter, etwas kleiner, war zu lesen: Durchbruch oder neuer Fehlschlag der Ermittler? Illustriert wurden die Schlagzeilen von gepixelten Fotos. Es gab keinen Zweifel. Ohne Pixel wären Tom und Nicole eindeutig zu identifizieren gewesen.
    Belonoz nahm einen Zettel zur Hand und setzte die Lesebrille auf. »Kovacs hat das Material beschafft. Im Inneren des Blattes gibt es einen Artikel von Gaby Koch. Eigentlich ist das mehr ein Kommentar. Darin äußert sie sich höhnisch zu den Ermittlungen. Ich selbst wie auch Sie, Frau Doktor, werden namentlich erwähnt. Wörtlich heißt es über uns: Sie tappen wie ahnungslose Amateure herum. Deshalb versuchen sie, die Öffentlichkeit in die Irre zu führen. Das ist noch nicht alles. Gaby Koch deutet an, wir hätten die falschen Personen verhaftet. Lassen Sie mich die Stelle vorlesen: Man will uns weismachen, ein hübscher Wiener und seine Schwester hätten die Morde begangen. Offenbar versuchen die von Erfolglosigkeit geplagten Ermittler, sich in ein besseres Licht zu rücken. Koste es, was es wolle. Dabei schrecken sie nicht davor zurück, willkürlich Menschen zu verdächtigen und einzusperren. Dass Fakten gerne frisiert werden, wissen wir bereits. Jetzt ist der Polizeistaat zum Greifen nahe. Das steht in der morgigen Ausgabe. Ganz Österreich wird es lesen können.«
    Lily spürte genau, dass alle sie anstarrten. Als erwarteten sie von ihr den Befreiungsschlag aus der misslichen Nachrichtenlage.
    Sie zwang sich, logisch und kühl zu überlegen. Obwohl der Zorn in ihr hochkam. »Ich habe eigentlich mit Gaby Koch in Verbindung treten wollen … damit sie über die Verhaftungen schreibt und unser Täter gereizt wird. Aber so ein Boulevard-Müll ist natürlich kontraproduktiv.«
    Lily hob den Kopf und ließ den Blick langsam über die Anwesenden wandern. »Wie gelangt Gaby Koch zu diesen Informationen? Und wer oder was gibt ihr das Recht, sich dermaßen abfällig über uns zu äußern? Es muss ihr ja klar sein, dass der Sache damit nicht gedient ist. Wenn wir uns mit solchen Anwürfen befassen müssen, bleibt noch weniger Zeit für die Suche nach dem Täter. Wobei … Wieso ist sie dermaßen sicher, dass Tom und Nicole unschuldig sind? Wieso wagt sie sich so weit vor?«
    Belonoz blieb regungslos. »Bevor Sie gekommen sind, Frau Doktor, habe ich Gespräche geführt. Mit allen, die Sie an diesem Tisch sehen können. Sie haben mir geschworen, nicht mit Gaby Koch geredet zu haben. Deren Ergüsse sind schon durch Nachrichtenagenturen verbreitet worden. Zwar mit Sperrfrist bis morgen früh um drei. Aber das Wissen ist in der Welt. Deshalb sind wir seit einer Stunde hauptsächlich damit beschäftigt, Anrufe abzuwimmeln. Man verlangt Stellungnahmen zu den Verhaftungen von uns. Außerdem werden wir gefragt, ob wir wirklich so erfolglos sind und was wir zu unserer Verteidigung

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