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Maedchenauge

Maedchenauge

Titel: Maedchenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian David
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nächsten Ausgabe von Clip24 mitgebracht hatte. Auf der Titelseite sah man Screenshots aus genau jenem Video, das Lily zugespielt worden war. In Farbe wurde Magdalena Karner, wenn auch verpixelt und wenigstens nicht nackt, gezeigt. Und schließlich gab es ein Bild des Mörders in schwarzem Leder, stark vergrößert. Die Headline war reißerisch wie immer: Die Bilder des Todes! Die letzten Momente der Studentin … und dann kam der schwarze Killer!
    »Woher haben Sie das?«, fragte Lily.
    Kovacs blieb vage. »Das habe ich durch Bekannte bekommen. Jedenfalls ist das wirklich die morgige Ausgabe. Ganz Österreich wird diese Seiten lesen können.«
    Lily dankte ihm herzlich. Kovacs verabschiedete sich und stürmte davon.
    »Das habe ich Ihnen noch nicht mitgeteilt, Frau Doktor«, sagte Belonoz leise, »aber Kovacs war beim Heeresnachrichtenamt, bevor er zur Polizei gestoßen ist. Und er hat aus dieser Zeit noch ein paar Kontakte. Nicht alles kann offiziell verwendet werden. Die Sache läuft also eher informell. Aber gelegentlich ist es hilfreich.«
    Lily nickte ruhig. Am liebsten jedoch hätte sie wütend aufgeschrien. Von Kovacs’ früherer Tätigkeit beim Nachrichtendienst des österreichischen Militärs hätte man ihr ruhig früher erzählen sollen.
    »Woher stammt das?«, fragte sie den Major.
    »Entweder aus der Grafik von Clip24 oder aus der Druckerei. Natürlich nur eine Vermutung von mir. Aber gut möglich, dass Kovacs an mindestens einer der beiden Stellen jemanden kennt. Und der hat ihm das gesteckt.«
    »Die Frage ist, wie wir jetzt vorgehen sollen. Und was wir mit diesem Horvath machen.«
    »Kommt zunächst einmal darauf an, was Horvath beichtet. Vielleicht löst sich das Rätsel schnell.«
    »Und wenn nicht? Morgen ist die Pressekonferenz. Klar, dass Fragen zu diesen Bildern kommen werden. Und irgendjemand wird wissen wollen, wie Clip24 an das Material gelangt ist. Der Oberstaatsanwalt wird mich ins Gebet nehmen … Herr Major, ich muss Ihnen eine unangenehme Frage stellen.«
    »Sie müssen mich nicht warnen. Also?«
    »Können Sie für Ihre Leute die Hand ins Feuer legen?«
    Belonoz war starr geworden. »Sie meinen, ob jemand aus meiner Truppe …? Ausgeschlossen … Schwachsinn, ausgeschlossen ist im Leben gar nichts. Ich vertraue meinen Leuten prinzipiell. Aber natürlich weiß man nie … Der Geist kann willig sein, das Fleisch manchmal äußerst schwach … Ich lege die Hand für meine Leute ins Feuer. Was nicht heißt, dass ich meine Augen und Ohren nicht offen halte. Ich habe das immer getan und werde das immer tun. Davon können Sie ausgehen, Frau Doktor Horn.«
    »Gut. Dann werde ich jetzt mal schauen, ob Horvath nicht doch etwas mitzuteilen hat.«
    Als das Verhör endete, war es beinahe Mitternacht. Durch die warme Nachtluft ging Lily nach Hause und genoss jeden Schritt und jeden Atemzug.

Donnerstag, 17. Juni
16
    Verschlafen klang die Stimme aus dem Telefon. Es war sieben Uhr morgens.
    Marlene Metka hatte sich bewusst für diesen Zeitpunkt entschieden. Wollte man Studenten während eines Auslandssemesters erreichen, musste man eine asoziale Zeit wählen, dachte sie sich. Wenn kein Party mehr im Gang war und noch keine Vorlesung begonnen haben konnte.
    »Was gibt es denn?«, fragte Ulla Koppel.
    »Frau Koppel, Sie haben noch nichts gehört wegen Ihrer Freundin Selma Jordis?«
    »Aber ja, um Gottes willen … entschuldigen Sie, ich bin müde, es ist gestern Abend ziemlich spät geworden …«
    Beinahe musste Metka lächeln, weil sie richtig getippt hatte.
    »Wer sind Sie noch einmal? Ich habe das nicht gut verstanden …«
    »Mein Name ist Metka, ich bin von der Wiener Polizei. Wenn Sie einverstanden sind, würde ich mich gerne mit Ihnen unterhalten. Es wird nicht lange dauern.«
    »Woher haben Sie denn meine Nummer? Ich wohne hier nur zur Untermiete …«
    »Das gehört zu unserer Arbeit, Frau Koppel. Sie können beruhigt sein, die Nummer wird nicht weitergegeben … Sie haben also schon davon erfahren, Frau Koppel.«
    »Selbstverständlich. Ihre Eltern waren ja hier und … es war ein Wahnsinn. Einfach nur schrecklich …«
    »Sie waren eine enge Freundin von Selma, stimmt das?«
    »Ja, das stimmt … Moment, ich trinke nur rasch einen Schluck Wasser … okay … Ich bin noch immer schockiert. Selma ist ein … war ein großartiger Mensch. Wir waren so eng befreundet, wie es nur möglich war. Jedenfalls bis ich nach Barcelona geflogen bin.«
    »Wieso? Hat sich dadurch die Freundschaft

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