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Maedchenauge

Maedchenauge

Titel: Maedchenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian David
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verändert?«
    »Verändert nicht. Aber durch den Abstand … Wir haben uns nicht regelmäßig gesehen, sondern waren auf E-Mails, SMS und Skype angewiesen. Und dann …«
    »Ja?«
    »Ich habe plötzlich weniger von ihr gehört. Sie hat mir nur selten geschrieben, und wenn, dann ging es meist nur um Banalitäten. Ich habe sie einmal gefragt, ob irgendetwas los ist … ja, was überhaupt los ist mit ihr, weil sie mir plötzlich so seltsam vorgekommen ist, so distanziert, irgendwie viel weniger interessiert an unserer Freundschaft.«
    »Und was hat sie Ihnen geantwortet?«
    »Sie war ausweichend und hat abgelenkt. Sie hat gesagt, dass alles wie früher ist und sie sich freut, wenn ich wieder in Wien bin.«
    »Wann war das?«
    »Ungefähr Ende März, Anfang April. Ich müsste nachschauen.«
    »Haben Sie die E-Mails noch? Und die SMS-Mitteilungen?«
    »Ich glaube schon … warum?«
    »Es wäre nützlich für uns, wenn wir das lesen könnten. Vielleicht ergibt sich daraus die eine oder andere Information.«
    »Entschuldigen Sie, Frau …«
    »Metka.«
    »Frau Metka … was hat das mit dem Mord zu tun? Ich habe sogar hier in Barcelona von dieser Mordserie gehört. Es hat Berichte in spanischen Zeitungen gegeben. Da geht ein Monster in Wien um und tötet junge Studentinnen. Stimmt doch, oder? Warum brauchen Sie dann unsere privaten E-Mails? Es geht wirklich nur um komplett Banales und …«
    »Frau Koppel, es ist einfach so, dass wir allen Spuren nachgehen. Auch den unwahrscheinlichsten. Und ganz grundsätzlich sind wir immer bestrebt, möglichst viel herauszufinden. Das gehört zum kriminalistischen Handwerk. Das ist Teil der Recherche, verstehen Sie?«
    »Aha, klar … das war mir nicht bewusst, ich kenne mich da nicht so aus …«, sagte Ulla Koppel verunsichert und gähnte.
    »Macht nichts. Aber wie gesagt, wenn Sie uns die E-Mails zur Verfügung stellen könnten, wäre das sehr nett.«
    »Von mir aus. Kein Problem. Ich kann Ihnen alles mailen. Aber … also in letzter Zeit …«
    »Was war da?«
    »Na ja, in den letzten vier oder sechs Wochen haben wir öfter miteinander telefoniert. Sie hat plötzlich begonnen, mich anzurufen …«
    Metka wollte keine Zeit verlieren und unterbrach sie brüsk. »Das heißt, seit ungefähr Anfang oder Mitte Mai war das Verhältnis wieder enger und Sie haben regelmäßigen Telefonkontakt mit ihr gehabt. Ist das richtig so?«
    »Ja, ungefähr seit der ersten Maiwoche. Ich habe mich echt gewundert. Da ruft plötzlich …«
    Während Ulla Koppel offenbar langsam wach wurde und weiter plauderte, dachte Marlene Metka rasch nach.
    Anfang Mai. Das war knapp vor Beginn der Morde gewesen.
    Erneut unterbrach sie Ulla Koppel, die gerade erzählte, wie sie mit anderen Wiener Freunden in Kontakt geblieben war: »Und worüber haben Sie mit Selma Jordis in diesen Telefongesprächen gesprochen?«
    »Na ja, also … es ist dann doch unterschwellig darum gegangen, warum sich Selma eine Zeit lang so zurückgezogen hat. Sie hat sich in irgendeinen Typen verliebt und dabei …«
    »Das ist ja nicht ungewöhnlich für eine junge Frau.«
    Koppel lachte heiser. »Für Selma schon. Sie haben sie nicht gekannt, aber … Selma hat sich nur alle paar Jahre für jemanden interessiert. Normalerweise war sie eher eine Einzelgängerin und hat sich ausschließlich ihren künstlerischen Projekten gewidmet. Für Männer hat es nicht viel Platz gegeben. Außerdem war sie extrem wählerisch. Es war unglaublich, wie sie …«
    »Wann hat sie ihre letzte Beziehung gehabt?«
    »Vor vier Jahren.«
    Metka staunte. »Das ist ziemlich lange her.«
    »Eben. Sag ich ja. Darum habe ich mich zunächst für sie gefreut.«
    »Warum zunächst ?«
    »Weil das Ganze insgesamt doch nicht so … also es war nicht so rosig, wie ich es ihr gewünscht hätte.«
    »Warum?«
    »Ich weiß nicht, anfangs war Selma ganz enthusiastisch. Frisch verliebt eben. Und dann … Sie hat mir nichts Genaues gesagt. Außer, dass es irgendwelche Probleme gab. An einen Satz von ihr kann ich mich wortwörtlich erinnern. Nämlich: Es gibt ein großes Hindernis, das wir überwinden müssen. Damit hat sie sich und ihren Freund gemeint. Und sie hat außerdem gesagt, dass sie hart daran arbeiten, damit diese Probleme geklärt werden.«
    »Welche Probleme? Und was für ein Hindernis?«
    »Hat sie nicht gesagt. Ich habe mich gewundert … Aber das war so eigenartig, dass es mir im Gedächtnis geblieben ist. Leider habe ich mich nicht getraut nachzufragen.«
    »Irgendeine

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