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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Handschuhfach und ließ den Motor an. Die Sonne war eben hinter den Horizont getaucht, und es war offiziell Abend geworden. Er sah auf die Uhr. 17:29. Pünktlich.
    Wie nett, dachte er, als er auf die Straße fuhr. Sehr, sehr nett.
    Er mochte pünktliche Mädchen.

 

7
     
    Der Bus fuhr weiter und ließ Lainey in einer giftigen Wolke Dieselabgase stehen. Auf der anderen Straßenseite stand die im­posante Fassade der Coral Springs High, beschirmt von einem riesigen Feigenbaum. Sie sah auf ihr Handy. 17:23 Uhr.
    Keine Zeit zum Nachdenken. Keine Zeit zum Trödeln. Kein Weg zurück.
    Links war offensichtlich der Footballplatz, und so folgerte sie, dass der Baseballplatz hinter der Schule lag. Sie überquerte die Straße und den leeren Parkplatz. Auch hier war wohl freitagabends kein Mensch mehr da. Schatten schnitten durch die Bäume und den rissigen Asphalt. In ein paar Minuten wäre die Sonne weg. Lainey mochte den Herbst und Halloween und das Thanksgivingfest Ende November, aber dass die Tage kür­zer wurden, gefiel ihr nicht. Im Dezember hatten sie nach der Schule nur noch - wie viel? - eine Stunde Tageslicht. Sie folgte dem Maschendrahtzaun hinter das Schulgebäude, und dort lag er. Der Baseballplatz. Auch hier stand kein einziger Wagen auf dem Parkplatz. Kein Sportler auf dem Feld. Alles war genauso verlassen wie Sawgrass. Gott sei Dank. Wären noch Schüler hier gewesen und hätten sie wie eine Hochstaplerin beäugt, ihr wären sicher die Nerven durchgegangen.
    Sie setzte sich auf den Bordstein und zog Lizas Stiefeletten an. Die Turnschuhe tat sie in die Büchertasche. Verdammt! Jetzt kam die Panik. Warum hatte sie die blöde Twilight-Tasche dabei?
    Sie hatte doch Lizas alten silbernen Rucksack nehmen wollen. Mit der Hand verdeckte sie Robert Pattinsons hübsches Gesicht. Die Tasche könnte alles kaputt machen. Irgendwie musste sie den Aufdruck verstecken - es wäre zu peinlich, wenn Zach das sah. Dann wäre ihm sofort klar, dass sie jünger war als sechzehn. Vielleicht sollte sie sagen, ihre Tasche wäre heute Morgen kaputt­gegangen und sie musste sich die ihrer kleinen Schwester leihen? Noch mehr Lügen, auch noch eine kleine Schwester, die sie gar nicht hatte. Plötzlich meldete sich ihr schlechtes Gewissen. Sie hatte in den letzten Tagen so oft gelogen. Es wurde immer schwe­rer, den Überblick zu behalten ...
    Sie stand auf und schlenderte über den Parkplatz, um den Kopf freizubekommen und sich an Lizas Absätze zu gewöhnen. Falls die Twilight-Tasche noch kein eindeutiges Indiz war, würde er sie spätestens dann durchschauen, wenn sie stolperte und den Bordstein küsste. Sie steckte sich einen Kaugummi in den Mund, legte noch eine Schicht Erdbeer-Lipgloss auf und schüttelte ihre Hände aus, damit sie nicht so schwitzten. Und dann fiel ihr ein, dass Zach heute Abend vielleicht wirklich versuchen würde, sie zu küssen.
    Ihr erster Kuss ...
    Das war's. Sie klappte das Handy auf und drückte Mollys Kurzwahl. Während sie auf dem Parkplatz auf und ab marschier­te, schlenkerte sie den Riemen der Büchertasche herum, bis sie ganz verdreht war.
    Sie erreichte nur die Mailbox.
    «Hey, M., ich bin's», begann Lainey aufgeregt. «Wahrschein­lich hast du gerade Klavier, aber ich wünschte, du würdest ran­gehen! Ich muss dir was ... du rätst nie, wo ich gerade bin! Nie!»
    Von hinten hatte sich ein Wagen genähert, so leise, dass nicht mal der Splitt auf dem Asphalt geknirscht hatte. Es war seine Stimme, die sie als Erstes hörte.
    «Lainey?»
    Sie zuckte zusammen. Keine Zeit, zu Ende zu sprechen. Keine Zeit zum Nachdenken. Endlich war der Augenblick gekommen. Das war's.
    «Muss los», flüsterte sie hastig ins Telefon. «Ruf nicht zurück. Ich will nicht, dass das Telefon klingelt. Melde mich in ein paar Stunden.»
    Dann leckte sie sich über die Lippen, damit sie glänzten, holte tief Luft und drehte sich um, um den unglaublich tollen Typ in echt zu sehen, von dem sie in den letzten Wochen buchstäblich Tag und Nacht geträumt hatte.
    Cinderella lernte endlich ihren Prinzen kennen. Der Ball konnte beginnen.

 

8
     
    «Hi», sagte sie in das halb offene Autofenster, während sie ver­suchte, möglichst lässig die verknotete Büchertasche zu ent­wirren. Es war fast dunkel, und die Scheiben des Wagens waren schwarz getönt, wie bei einer Limousine. Es war schwer, etwas zu erkennen. «Ich hab dich gar nicht kommen hören.»
    «Alles klar?», antwortete er leise. Sein Gesicht war zum Teil von einer

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