Maedchenfaenger #4
auf dem nur ein paar Strommasten standen. Auf der anderen Straßenseite war ein Park.
Sie war mal mit Molly und ihrer Mutter dort gewesen. Es gab irgendwo ein Naturschutzgebiet. Das Einkaufszentrum lag genau in der anderen Richtung.
For no mere mortal can resist the evil of the thriller ...
Sie griff nach der Tür, doch die ließ sich nicht öffnen. Der King of Horror brach in schallendes Gelächter aus. Der Song war vorbei.
Blitzschnell legte sich das Tuch über ihr Gesicht, noch bevor der Wagen ausgerollt war. Ein unangenehmer Geschmack brannte ihr in den Augen und schnürte ihr die Kehle zu. Sie konnte kaum atmen. Dann ein harter Schlag auf ihren Kopf. Sie spürte, wie ihr Gesicht gegen die Scheibe schlug. Dann ein warmes Rinnsal, das von der Stirn über ihr Auge und ihre Wange lief. Sie spürte, wie ihre Hände auf den Boden fielen, ihre Beine zuckten, dann hörten sie auf sich zu bewegen, und alles wurde schwarz.
Der King of Horror lachte einfach weiter.
9
Die Standuhr im Flur schlug schon wieder. Debbie LaManna hörte sie, noch lauter als den Fernseher. Sogar durch zwei Türen. Die Uhr schlug jede Viertelstunde einmal und zu jeder vollen Stunde die Stundenzahl. Um Mitternacht dauerte es fünf verdammte Minuten lang. Die kitschige Standuhr und ein Konto mit 3714,22 Dollar war alles, was ihre Mutter ihr vor neun Jahren hinterlassen hatte, als sie an Lungenkrebs starb, mit der Sauerstoffmaske über dem Gesicht und einem Päckchen Newports in der Hand. Natürlich war das Geld längst alle, nur die kitschige alte Uhr mit dem Mondgesicht war noch da - mitgeschleppt von Ehemann zu Ehemann, von Wohnung zu Wohnung, von Mietshaus zu Mietshaus. Als machte sie sich über jede verlorene Stunde ihres Lebens lustig. Irgendwann würde Debbie die Heilsarmee anrufen und das Ding abholen lassen.
Debbie zählte elf Glockenschläge. Nur um sicherzugehen, sah sie auf ihre Armbanduhr. Sie würde Elaine umbringen. Wirklich umbringen. Für wen zum Teufel hielt sie sich, abends bis um elf unterwegs zu sein? Debbie drückte die Zigarette aus. Genauso hatte es auch bei Liza angefangen. Sie kam zu spät nach Hause oder bekifft. Stank wie eine Flasche Budweiser. Falls die Kleine sich auch nur eine Sekunde lang einbildete, sie käme mit der Hälfte der Scheiße durch, die ihre ältere Schwester ausgebadet hatte, würde sie ihr blaues Wunder erleben. Wie ging nochmal der Spruch, den Debbies Mutter immer gesagt hatte? Wenn du mich einmal für dumm verkaufst, schäm dich, Debra. Wenn du mich zweimal für dumm verkaufst, muss ich mich schämen. Aber Debbie ließ sich nicht für dumm verkaufen. Nicht mehr. Sobald sie hier durch die Tür spazierte, würde sie Elaine Louise derart das Fell über die Ohren ziehen, dass ihr Hören und Sehen verging. So viel stand fest. Sie trank noch einen Schluck ihres Michelob Ultra und versuchte, sich auf die Nachrichten zu konzentrieren.
«Ist sie schon da?», rief Bradley aus seinem Zimmer am anderen Ende des Flurs. Schadenfreude lag in seiner Stimme. Er wusste, seine Schwester würde mächtig Ärger bekommen.
«Brad, wenn du nicht sofort die verdammte Tür zumachst und in fünf Minuten eingeschlafen bist, kannst du Laser Tag mit Lyle morgen vergessen. Das verspreche ich dir!»
Mit einem dumpfen Knall flog die Tür zu, und Debbie versuchte sich wieder auf die Nachrichten zu konzentrieren. Von anderer Leute Not zu hören, beruhigte sie ein wenig. Ein Hausbrand. Ein Bankraub. Neun Tote bei einem Selbstmordattentat im Irak. Doch ihre Gedanken drehten sich im Kreis. Diesmal landeten sie bei Todd, der ebenfalls noch nicht zu Hause war. Er war der wahre Grund, warum Debbie so sauer war. Wo zum Teufel trieb der sich rum?
Auf ein Feierabendbierchen mit den Jungs, Schatz. Zum Runterkommen nach einem langen harten Tag, an dem ich mich abrackere, um deine Kinder durchzufüttern.
Bin echt am Arsch, dachte Debbie verbittert. Er war wahrscheinlich blau und vögelte die Neue aus dem Büro, in irgendeinem miesen Hotel in Lauderhill oder auf dem Rücksitz auf einem Handtuch. Die Empfangstussi namens Michelle, von der er schwor, dass sie nicht mal in seiner Filiale arbeitete, obwohl sie gestern das Telefon beantwortet hatte, als Debbie einen Kontrollanruf machte.
Debbie massierte sich die pochenden Schläfen und zündete sich noch eine Zigarette an. Sie sah sich im Wohnzimmer um, das voller Mist war, den die Kinder liegenlassen hatten - verkrustete Cornflakes-Schüsseln vom
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