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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Frühstück, Videospiele, Klamotten und haufenweise zerknitterte Zettel aus der Schule, die sie aus dem Ranzen zogen und irgendwohin warfen. Wenn Liza mal zu Hause auftauchte, ließ sie ihre Klamotten und ihren Kram einfach an Ort und Stelle fallen, egal wo. Und dann war da noch der Prinz des Hauses, Bradley. Dem testosterongesteuerten Gesetz seines Vaters folgend, dass Hausarbeit Frauensache sei, rührte er keinen Finger, um sein Zeug aufzuheben. Was Debbie erwartete, wenn sie nach einer Neun-Stunden-Schicht nach Hause kam, war: ein unordentliches Haus, ein mieser Ehemann, Kinder, die ihr jeden Tropfen Energie aussaugten. Und natürlich kein bisschen Re­spekt. Jetzt, nachdem sie mit der Ältesten endlich das Schlimmste hinter sich hatte, wie sie hoffte, fing Elaine an und trieb sie zur Weißglut. Sie schüttelte den Kopf und fegte die Zeitung von der Couch. So hatte sie sich das Leben nicht vorgestellt. Wie auf ein Stichwort fing die Uhr ihrer Mutter wieder zu bimmeln an.
    Rosey, der Golden Retriever der Kinder, trottete mit einem großen Teddybär in der Schnauze herein und legte den Kopf auf Debbies Schoß. Der Hund stahl jede herumliegende Socke und jedes Stofftier im ganzen Haus. Diesmal war es Elaines verschlis­sener alter Teddy Claude. Rosey musste ihn aus Elaines Zimmer geklaut haben. Lainey ging immer noch nicht ohne ihren Teddy ins Bett. Auch wenn sie mit dreizehn so tat, als wäre sie erwach­sen, brauchte sie immer noch ihr Kuscheltier. Debbie schob die bösen Gedanken, die sich immer wieder in ihren Kopf schlichen, beiseite. Sie strich über die Tasten des schnurlosen Telefons, das neben ihr lag, und fragte sich, ob sie die Polizei rufen sollte. Doch dann fielen ihr die Szenen mit Liza wieder ein und wie es war, wenn die Bullen sich erst mal einmischten. Sobald die ihre Nase in anderer Leute Angelegenheiten steckten, wurde man sie nicht mehr los. Lieber nicht. Stattdessen versuchte sie es nochmal auf Todds Handy. «Wo zum Teufel bist du?», bellte sie, als die Stim­me ihres Mannes sie bat, nach dem Pfeifton eine Nachricht zu hinterlassen, damit er sobald wie möglich zurückrufen konnte.
    Sobald ich von der unsichtbaren Empfangstussi mit der tollen Titten-OP abgestiegen bin, die nicht Michelle heißt, rufe ich gerne zurück. Piiiep.
    Wahrscheinlich übernachtet sie bei ihrer neuen Freundin, dachte Debbie. Wie hieß die nochmal? Die, mit der Lainey ins Kino gegangen war. Carly? Karen? Irgend so was. Vielleicht hatte Lainey ihr sogar gesagt, dass sie bei ihr übernachten wollte? Heu­te Morgen war mal wieder alles drunter und drüber gegangen, als sie versucht hatte, jeden rechtzeitig aus dem Haus zu kriegen und selber pünktlich zur Arbeit zu kommen; wahrscheinlich hatte sie einfach vergessen, was Lainey ihr gesagt hatte, das war alles. Und der Grund, warum sie nicht ans Telefon ging? Ganz einfach. Weil sie den Akku nie auflud. Das war nichts Neues.
    Debbie zog Claude aus Roseys Schnauze und wischte mit dem Bademantelärmel den Sabber ab. Mit einem langen Schluck trank sie ihr Bier aus, dann nahm sie sich noch eine Dose aus dem trag­baren Kühlschrank neben der Couch. Sie drehte die Lautstärke auf und wiegte abwesend den Teddy in den Armen, während Jay Leno mit seinem Monolog begann und die Standuhr eine weitere halbe Stunde ihres miesen Lebens runterzählte.
     
    «So fangen Albträume an. Oder enden sie so?»
    Rod Serling, Twilight Zone

 

10
     
    Der Lärm des Rasenmähers direkt unter seinem Schlafzim­merfenster weckte Special Agent Supervisor Bobby Dees vom FDLE - dem Florida Department of Law Enforcement - aus einem seltsamen Traum, in den er endlich gesunken war. Einige Sekunden lang hatte sein erschöpftes Gehirn Mühe, den Krach mit dem Golfturnier zu verbinden, das er mit seinem toten Vater austrug. Ein Platzwart, der die Hänge von Loch achtzehn mähte? Ein Tiefflieger vielleicht? Langsam verebbte das Röhren, und eine gespannte Stille legte sich über die Zuschauer, während sein Vater zum Putt ausholte ...
    Dann wendete der Nachbar den John-Deere-Rasenmäher.
    Es nutzte nichts. Bobby hob ein Lid. Die Sonnenstrahlen, die durch die Jalousien sickerten, hatten einen weichen rosa Ton. Er sah auf den Wecker auf seinem Nachttisch. 9:03 Uhr. Dann fiel ihm ein, dass Sonntag war.
    Grunzend rollte er sich zur Seite, und der neue John Grisham, über dem er eingeschlafen war, rutschte von seiner Brust und landete mit einem dumpfen Schlag auf dem Boden. Das Kissen seiner Frau war warm, aber leer.

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