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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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gefangen?»
    «Schwester? Kann ich meinen Sohn jetzt sehen? Wird er wie­der gesund?»
    Und noch schneller.
    «Schwester? Was ist denn mit Ihnen?», fragte Elbe wieder.
    Bis sich alles drehte.
    «Oh, Hilfe!», rief jemand im Wartezimmer. «Lieber Himmel! Roger! Roger! Eine Trage! LuAnn ist umge­kippt!»
    Dann wurden die Stimmen leiser, und alles war eingehüllt von gnädiger Dunkelheit.

 

49
     
    «In Miami, der Stadt, die Liebe zum Synonym von Grausamkeit gemacht hat, ist anscheinend ein neuer Serienmörder mit einem griffigen Spitznamen unterwegs.»
    Er starrte den Bildschirm an und rieb sich nachdenklich über die Bartstoppeln. Kein Witz. Das war MSNBC. Er holte tief Luft. MSNBC. Der populärste Nachrichtensender der USA. Er sah sich den laufenden Schriftzug unter dem Bild an. POLIZEI VON MIAMI HAT DIE LEICHEN VON ZWEI SCHWESTERN ENTDECKT, DIE WAHRSCHEINLICH OPFER DES MUTMASSLICHEN SERIENMÖRDERS PICASSO WURDEN.
    Er hatte es in den Ticker der MSNBC-Nachrichten ge­schafft ...
    Er hatte es in den Ticker geschafft, der auf dem Times Square lief, Herrgott nochmal!
    Die fesche Sprecherin Chris Jansing plauderte über ihn und versuchte dabei, ihren hübschen kleinen Schmollmund an­gemessen ernst wirken zu lassen, obwohl sie ein Lächeln kaum verbergen konnte. Doch die Story lief nicht nur auf MSNBC, auch wenn das der größte Sender war. In jedem Lokalsender be­herrschten seine Geschichten die Sechs-Uhr-Nachrichten. Im ganzen Land - vom verschlafenen Indiana bis zum pulsierenden L.A. — war er das Thema, wenn sich die Leute an der Kaffee­maschine versammelten. Am Broadway sahen sie zum Neon-Spruchband hinauf und lasen über ihn. Das Ausmaß der Situation war ein bisschen überwältigend, doch ... ein Grinsen stahl sich auf seine Lippen und breitete sich in seinem ganzen Gesicht aus. Jetzt verstand er den verführerischen Reiz des Ruhms, der süchtig machen konnte. Warum die Starlets, die sich am lautesten über die Aufdringlichkeit der Paparazzi beklagten, am unglücklichsten waren, wenn die Fotografen nicht mehr vor ihrer Haustür kam­pierten und ihre hübschen Gesichter nicht mehr wöchentlich auf den Titelseiten prangten.
    Picasso. Kein schlechter Vergleich. Puh, den ließ er sich allemal gefallen. Auch wenn jeder mit einer Ahnung von Kunst sofort sah, dass ihre beiden Malstile nicht unterschiedlicher hätten sein können. Picasso war Surrealist und Kubist - er malte kabbelige abstrakte Kunst, die nur Wahnsinnige und Kunstprofessoren ver­standen. Wohingegen er sich mehr dem Expressionismus ver­bunden sah - der emotionalen Übersteigerung der Realität. Es spielte keine Rolle - auf jeden Fall war Pablo Picasso berühmter als Munch oder Kandinsky. Und was Spitznamen anging, ehrlich gesagt hatte er sich überhaupt keine Gedanken darüber gemacht, wie ihn die Presse oder die Polizei eines Tages nennen würde oder wie sein neuer Künstlername neben anderen berüchtigten Mördern klang: Jack the Ripper. Zodiac. Der Green-River-Killer. Der Würger von Boston. Der Sonntagmorgen-Schlitzer. Son of Sam. Der Nachtschleicher. Cupido.
    Und nun: Picasso.
    Manche Menschen gingen in die Geschichte ein. Manche Na­men wurden niemals vergessen. Zu denen wollte er gehören.
    Andererseits bekam er schon jetzt die Nebeneffekte des Ruh­mes zu spüren. Natürlich hatte er sich das selbst eingebrockt. Er hatte in einem Hornissennest herumgestochert, und jetzt schwärmten sie aus und suchten nach ihm. Selbst wenn sie ihn an den falschen Orten suchten, es waren Tausende von Schnüfflern unterwegs, und er musste auf der Hut sein. Er hatte seine Samm­lung noch nie so lange allein gelassen und hoffte, nun ja, dass kei­ne von ihnen schlappgemacht hatte. Das wäre wirklich schade. Doch wenn sie brav waren und nicht die ganze Verpflegung, die er ihnen dagelassen hatte, auf einmal runtergeschlungen hatten, müsste eigentlich alles in Ordnung sein. Die Aufzucht seiner zer­brechlichen bunten Sammlung schien ihm viel von der Hege eines Gartens zu haben - manche Pflanzen brauchten mehr liebevolle Zuwendung, während andere ganz gut allein zurecht­kamen. Manche trieben früher Blüten; andere verwelkten wie Orchideen, wenn man sie einmal falsch anfasste. Und nach all der Hege und Pflege, dem Füttern und Gießen - nach der ver­dammten Mühe, die man sich tagein, tagaus mit ihnen mach­te - blieb manchmal nicht mehr als ein Haufen hübscher Blätter unter einem hässlichen vertrockneten Stängel übrig. Und darauf hatte er wirklich keine

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