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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Lust, wenn er zurückkam. Vor allem, weil er niemandem anders die Schuld geben konnte als sich selbst, wenn seine kostbaren Petunien verreckten; Vernachlässigung war einzig und allein seine Schuld. Bis zum Wochenende musste er unbedingt zurück. Egal was passierte, er musste einen Weg durch den wachsenden Schwärm der Schnüffler finden ...
    Wahrscheinlich grübelte er zu viel. Aus lauter Sorge, den Gegner bloß nicht zu unterschätzen, überschätzte er ihn; mit den besten Spürnasen von Miami war am Ende nicht viel los. Wenn erst ein obdachloser Säufer sie darauf stoßen musste, was sie mit etwas mehr Sorgfalt selbst hätten finden können, hieß das wahr­scheinlich, dass sie die anderen Hinweise auch nicht kapiert hatten. Ein wenig enttäuschend war das schon. Wo doch FDLE Special Agent Supervisor Robert Dees angeblich die Creme de la Creme in seinem Geschäft war. Der Hirte, zu dem alle rannten, wenn ein Lämmchen aus der Herde verloren ging - so hatte es letztes Jahr in People gestanden, wo er zum «Helden unter uns» gekürt worden war. Bobby Dees sollte der Mann sein, der die Schnitzel­jagd ein wenig spannender machte, ein wenig aufregender, wo er doch sooo gut sein sollte. Bisher hatte er ihn nicht beeindruckt. Überhaupt nicht. Es war, als spielte man gegen den neuesten NASA-Computer Schach und gewönne ständig. Entweder war man wirklich ein Genie, oder der mythische, magische, alles kön­nende Computer war viel dümmer, als man je gedacht hatte.
    Er tauchte einen Oreo-Keks in warme Milch und wandte sich wieder dem Computer zu. Er fühlte sich einsam, wie bestellt und nicht abgeholt, und draußen vor der Tür schwärmten die Hor­nissen aus. Er wollte mal sehen, zu welchen Streichen die schöne Shelley mit dem hübschen rosa Schmetterling aufgelegt war. Mit ein paar Mausklicks hatte er die Schleusen geöffnet und schwamm unbemerkt hinaus ins Internet, vorbei an elterlichen Kontrollen und schützenden Firewalls. Überall um ihn herum tummelten sich leckere kleine Fischchen, verschickten Botschaften, Bilder und LOLs. Er konnte ihr piepsendes Geplapper buchstäblich hören. Millionen aufgeregter junger Stimmen, die kreischten und japsten und kicherten - und im großen bösen Internet ihre jungen Flügel ausprobierten. Um Mama und Papa und Omi und sich selbst zu beweisen, dass es im World Wide Web nichts zu befürchten gab. Keine Perversen in ihrer Freundesliste; Betrüger erkannten sie eine Meile gegen den Wind. Sie wollten doch nur spielen und neue Freunde finden.
    Nach wenigen Sekunden fand er, was er gesucht hatte. Mit unsichtbaren Händen öffnete er den Reißverschluss ihres Kleids, hakte ihren BH auf und schlüpfte unbemerkt in ihren Computer. Mit geübten Fingern tastete er sich durch ihre Anwendungen, bis er den richtigen Schalter gefunden hatte. Dann lehnte er sich in seinem Sessel zurück und aß den Rest seines Oreo, während die süße Shelley in ihrem rosa gepunkteten Schlafanzug über seinen Bildschirm lief, einen Handtuchturban auf dem Kopf, und nichtsahnend ins Telefon schnatterte. Ihr Bett war nicht gemacht, und in ihrem chaotischen fliederfarbenen Zimmer lagen überall Klei­der herum. Er wischte sich die Krümel aus den Haaren am Bauch und beugte sich über die Tastatur.
     
    ElCapitan:    hi, shelley, bist du online?
     
    Wenige Sekunden später hatte er ihre ungeteilte Aufmerksam­keit.
    Er lächelte. Es gab doch nichts Schöneres als Heimkino.

 

50
     
    «Wie lange, glaubst du, bleibt er noch weg? Ich meine ... glaubst du, er kommt wieder?», fragte Lainey, die Wange an die kühle, nach Schimmel riechende Mauer gedrückt. Langsam verlor sie ihre Stimme.
    «Weiß nicht. Vielleicht hatte er einen Unfall», antwortete Katy. «Hoffentlich tut es weh.» Katy hatte auch schon darüber nachgedacht, dass der Irre vielleicht überhaupt nicht zurück­kam. Dass er sie einfach in ihrem grauenhaften Kerker sitzen ließ - wo immer sie waren -, zu Tod und Fäulnis verdammt. Zuerst war sie sogar ganz zufrieden gewesen, denn es schien besser als das, was sie erwartete, wenn er zurückkam. Besser als die Schreie aus dem Flur. Oder der widerliche Gestank nach Ölfarbe. Oder seine klebrigen Finger auf ihrer Haut. Jetzt war da nur Stille; und der Gestank ihrer eigenen Ausscheidungen in der Ecke. Doch dann begann sie darüber nachzudenken, was passierte, falls er tatsächlich nicht wiederkam. Sie stellte sich vor, wie es sich wohl anfühlte, langsam in der Dunkelheit zu ver­hungern. Und auch wenn

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