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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Fleisch hingen noch an Schädel und Hals, wie ein abgenagter Hühnerflügel, der zu lan­ge neben einer Mülltonne im Park in der Sonne gelegen hatten. Lange blonde Haarsträhnen klebten unter dem Schädel, von dem die Kopfhaut abgerutscht war. An einer Kette um den Hals hing ein leuchtendes neonrosa Herz im Herz, das auf dem Ausschnitt eines schwarzen Got-Milk-T-Shirts ruhte. Bobby sah nach un­ ten. Knochige Finger lagen seitlich am Körper. Am Daumen der rechten Hand fehlte das oberste Glied. Er zog den Reißverschluss wieder zu. Über sich konnte er das Dröhnen eines nahenden Helikopters hören. Die Presse. Bobby wusste, dass sie mit einem Teleobjektiv sogar die Haare in seiner Nase groß aufs Bild holen konnten, wenn sie wollten. «Lassen Sie die andere Leiche liegen», sagte er zu Lafferty.
    «Fangen Sie nicht an, mir Befehle zu erteilen, junger Mann», begann Lafferty gereizt, während er Bobbys Blick folgte und un­behaglich nach oben blickte.
    «Das ist jetzt eine Ermittlung des FDLE. Ich muss Ihnen kei­ne Befehle erteilen, denn alles, was Sie hier noch zu tun haben, ist, den Bericht darüber zu schreiben, wie Sie meinen Tatort ver­pfuscht haben.» Bobby wandte sich an die Techniker, die betreten herumstanden. «Legt sie in den Wagen. Aber fahrt nicht los, be­vor ich es sage. Und die andere bleibt, wo sie ist.»
    Zo kam, als Lafferty gerade unter eine Dattelpalme davonstürmte und übers Telefon eine Schimpftirade an seine Befehls­kette losließ. «Nett, wie du dir Freunde machst und deine Mit­arbeiter lenkst», sagte er. «Bin ich froh, dass ich hier der Boss bin.»
    «Wo ist die undichte Stelle?», fragte Bobby.
    «Keine Ahnung. Kam alles über Funk. Es gehört nicht viel dazu, den Polizeifunk anzuzapfen. Der Fairness halber, es ist nie­mand auf die Idee gekommen, dass es sich um Picasso handeln könnte, bis dein Freund mit dem Kamerateam hier aufgekreuzt ist.»
    «Hast du angerufen?»
    «Ja. Miami-Dade ist dabei, und das Broward Sheriff's Office ebenfalls. Je zwei Leute. Fort Lauderdale kannst du vergessen, glaube ich, aber dafür stiftet die City einen Mann. Du hast jetzt ganz offiziell eine Spezialeinheit, Shep.»

 

48
     
    Jahre bevor auf NBC mit Emergency Room und dem schönen George Clooney die Notaufnahme zum romantischen Schau­platz geworden war, gingen Denzel Washington und Howie Mandel im St. Elsewhere auf Visite. Zu der Zeit beschloss LuAnn Briggs, eine junge, beeinflussbare Highschool-Schülerin auf der Suche nach einer aufregenden Berufsausbildung, Kranken­schwester zu werden. Und zwar nicht irgendeine Arzthelferin in weißer Tracht, die sich die Zunge rausstrecken ließ und Fieber maß, sondern eine Schwester, die jeden Tag etwas Großes leis­tete - Leben rettete, Zugänge legte, Patienten in den OP schob und Herzen wieder zum Schlagen brachte. Sie wusste, dass ihr Vater - der auf derselben Couch in Shreveport, Louisiana, die­selbe Ärzteserie mit ihr sah - sie niemals Medizin studieren las­sen würde, selbst wenn er es sich hätte leisten können. Ihre No­ten waren ausgezeichnet, aber der Arztberuf war nichts für eine Frau. Krankenschwester dagegen war ein ehrbarer Beruf, das Beste, was sie sich wünschen konnte. Aber LuAnn wollte mehr als ehrbar sein. Sie wollte Aufregung, Hochspannung. Es soll­te um Leben oder Tod gehen. Sie wollte wie eine der Schwes­tern im St. Elsewhere sein und Ärzten wie Howie und Denzel zur Seite stehen, wenn sie lässig und tapfer die hoffnungslosen Fälle zusammenflickten. Also entschied sie sich für die Notfall­medizin und beschloss, ihre Ausbildung in New York zu ma­chen. Sie war noch nie dort gewesen. Zehn Tage nachdem sie in Louisiana ihren College-Abschluss machte, landete sie mitten in der Hölle.
    Im Jamaica Hospital waren Schussverletzungen an der Tages­ordnung, Stichwunden waren Routine. Es wurden keine spannungslösenden Witze gemacht, wenn sich die Lage in der Not­aufnahme von schlimm zu katastrophal verschlechterte. An den Kaffeemaschinen standen keine hübschen, jungen, sorglosen Ärzte herum. Die Patienten waren undankbar, die Krankenhaus­verwaltung erbarmungslos. Hätte LuAnn sich nicht für zwei Jahre verpflichtet und den Bonus für die Einschreibung kassiert, hätte sie es nicht länger als eine Woche ausgehalten.
    Doch dann hätte sie Detective Bobby Dees nicht kennenge­lernt.
    Achtzehn Jahre waren seit der furchtbaren Nacht vergangen, als Bobby mit schwächer werdendem Puls auf einer blutgetränk­ten Trage in die

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