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Maedchenfaenger #4

Titel: Maedchenfaenger #4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jilliane Hoffman
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Lainey hatte gelacht, aber insgeheim war sie neidisch gewesen. Nicht weil sie den schrägen Peter Edwards gut fand oder mit ihm knutschen wollte oder so was, sondern weil, na ja, weil Molly es schon mal getan hatte. Und Lainey stand immer noch draußen am Zaun und sah hinüber, wie üblich. Wartete, dass ihre Brüste wuchsen. Wartete auf ihre Periode. Wartete darauf, einen Freund zu haben. Wartete, endlich aufzuholen mit dem, was alle anderen längst hatten und taten. Aber jetzt - heute, letztes Wochenende, die letzten Wochen - war alles anders. Im Gegensatz zu Molly und Peter sprachen Lainey und Zach jeden Abend. Sie hatte ihn zwar noch nie in echt gesehen oder seine Stimme gehört, aber sie hatten einander Fotos geschickt. Und Lainey wusste, dass er sie auf die Art gut fand. Als Freundin. Falls sie sich vorher noch nicht sicher war, seit dem Chat gestern war es klar. Er wollte mehr von ihr sehen. Er mochte pink. Er fand ihr Foto gut. Noch besser, als er es sich vorgestellt hatte. Was hieß, dass er sich vorstellte, wie sie aussah. Er dachte an sie. Und das war mehr, als Molly je von Peter hatte behaupten können.
    Lainey folgte den letzten Nachzüglern in den Klassenraum von Ms. Finn, ihrer Englischlehrerin, die ungeduldig in der Tür stand, mit ihrem orthopädischen Schuh auf den Boden tappte und mahnend auf die Uhr sah, obwohl es noch nicht mal geklingelt hatte. Ms. Finn kannte keine Gnade mit Zuspätkommern. Beim zweiten Klingeln ging die Tür zu, und außer bei Feuer, einem Terroranschlag oder medizinischen Notfall - und darunter fiel nicht das Bedürfnis, aufs Klo zu gehen - blieb sie geschlossen, bis es zum Ende der Stunde klingelte. «HEUTE AUFSATZ­ABGABE», stand quer über der Tafel.
    Es war, als wäre ihr neuer Luftballon geplatzt. Lainey hatte den Aufsatz zu Sturmhöhe völlig vergessen. Und schon verschluck­te das allzu vertraute Versagergefühl sie wieder. Es brauchte kein mathematisches Genie, um sich auszurechnen, mit welcher Note sie in Englisch rechnen musste - noch eine Vier, die der Postbote bringen würde. Ihre Mutter würde ausrasten.
    Sie schlüpfte auf ihren Platz und rutschte möglichst tief, um Ms. Finns Maschinengewehrblick auszuweichen. Wahrscheinlich kam als Nächstes ein unangekündigter Test. Oh, Freude. Sie berührte Zachs lächelndes Gesicht auf dem Ringbuch. Halb so schlimm, redete sie sich ein. Alles halb so schlimm. Die konnten sie alle mal, die blöde Schule und die fiesen Lehrer, denen es Spaß machte, Arbeiten schreiben zu lassen und extra Hausaufgaben zu stellen. Es war nur eine blöde Note in einer blöden Klasse über ein blödes Buch, oder? Das alles war nichts im Vergleich zu den wichtigen Dingen des Lebens. Und was wirklich wichtig war, das sah ihr hier mit seinem süßen Grinsen entgegen, und sie wusste, ihm war es egal, wenn sie eine Vier bekam. Zach hatte ihr schon erzählt, dass er in Spanisch durchfiel. Alles war halb so schlimm, denn jetzt hatte sie einen Freund. Jemanden, dem sie wichtig war. Sie lächelte vor sich hin, als Ms. Finn die Tür schloss und die nächsten fünfzig Minuten der Hölle begannen.
    Ab jetzt würde alles besser werden. Der Märchenprinz war endlich da.
    Und sie konnte es kaum abwarten, sich an den Computer zu setzen und mit ihm zu chatten.

 

3
     
    In Florida konnte das Wetter echt unheimlich sein, dachte Lainey, als sie zusah, wie über den Everglades und Coral Springs im Wes­ten schwarze Wolkenklumpen aufzogen. Bis vor zwanzig Mi­nuten war der Himmel noch strahlend blau gewesen. Sie rannte über das braune Stück Wiese auf die Doppelhaushälfte von Mrs. Ross zu, die nachmittags auf Bradley aufpasste. Nach der warmen Nachmittagsbrise war ein kühler, böiger Wind aufgefrischt, der an den Palmen zerrte. Irgendwo donnerte es bereits. Der Sturm kam näher. Sie fragte sich, wie das Wetter in Columbus, Ohio, war. Ob es dort auch manchmal nur auf einer Straßenseite reg­nete oder in Strömen goss, während die Sonne schien? Sie fragte sich, wie es war, im Schnee herumzutollen ...
    Vor der Fliegengittertür stand eine Gehhilfe auf der Treppe, mit zwei Tennisbällen unter den vorderen Füßen. An der Klingel klebte ein Zettel, auf dem in krakeliger Handschrift die Haus­nummer 1106 stand. Hoffentlich war Bradley abmarschbereit, dachte Lainey, als sie schellte und dabei auf ihr Handy sah. Wenn er kein Training hatte, war Zach um fünf zu Hause. «Hallo, Mrs. Ross», grüßte sie freundlich, als die Tür aufging. Eine Katze schoss zwischen den

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