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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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weit«, sagte er. Cafferty hatte es jedoch überhaupt nicht eilig zu gehen.
    »Legst immer noch die alten Platten auf, was? Vielleicht solltest du das ausmachen …« Er nickte in Richtung der Nadel, die über die Auslaufrille eines Rory-Gallagher-Albums kratzte. Rebus hob den Tonarm und schaltete die Anlage aus.
    »Zufrieden?«, fragte er.
    »Das Taxi wartet unten«, erwiderte Cafferty. »Sind das ungelöste Fälle?«
    »Geht dich nichts an.«
    » Woher willst du das wissen?« Cafferty bedachte Rebus erneut mit seinem Grinsen. »Ausschließlich Frauen, den Bildern nach zu urteilen. War nie mein Stil …«
    Rebus starrte ihn an. »Und was hast du auf der A9 getrieben?«
    Cafferty zuckte mit den Schultern. »Illegale Müllentsorgung, könnte man sagen.«
    »Du meinst, du hast Leichen verschwinden lassen?«
    »Bist du schon mal auf der A9 gewesen? Heideland und Wälder, Forstwege, die mitten ins Nichts führen.« Cafferty hielt inne. »Aber eine wunderschöne Landschaft.«
    »Im Lauf der Jahre sind dort ein paar Frauen verschwunden – du weißt nicht zufällig was darüber?«
    Cafferty schüttelte den Kopf. »Ich könnte mich aber umhören – wenn du willst.«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen im Raum. »Ich denk drüber nach«, sagte Rebus schließlich. Dann: » Wenn du mir einen Gefallen tust, sind wir dann quitt?«
    Cafferty machte Anstalten, Rebus eine Hand auf die Schulter zu legen, aber Rebus wich zurück.
    »Komm, gehen wir einen trinken«, sagte er und geleitete seinen Besucher nach draußen vor die Wohnungstür.

4
    Als er wieder nach Hause kam, war es halb elf. Er füllte den Wasserkocher und machte sich einen Tee, dann kehrte er ins Wohnzimmer zurück, knipste nur die Lampe und die Stereoanlage an. Van Morrison: Astral Weeks. Der Nachbar unter ihm war alt und taub. Über ihm wohnten Studenten, die nie viel Krach machten, nur hin und wieder eine Party feierten. Und auf der anderen Seite der Wohnzimmerwand … Tja, er hatte keine Ahnung, wer dort wohnte. Hatte es nie herausfinden wollen. Marchmont – die Gegend von Edinburgh, die er sein Zuhause nannte – zeichnete sich durch eine hohe Fluktuation aus. Viele der Wohnungen waren vermietet, die meisten auf Zeit. Cafferty hatte im Pub darüber geschimpft. Früher hat sich je der um jeden gekümmert … Mal angenommen, du würdest bei dir zu Hause auf dem Boden liegen, wie lange würde es dauern, bis es jemand merkt?
    Rebus hatte eingewandt, dass es früher auch nicht besser gewesen sei. Er habe mehr als genug Wohnungen und Häuser betreten, deren Bewohner tot im Bett oder in ihrem Lieblingssessel lagen. Fliegen und Gestank, dazu ein Haufen Rechnungen unter dem Briefkastenschlitz. Vielleicht hatte mal jemand angeklopft, aber mehr auch nicht.
    Früher hat sich jeder um jeden gekümmert …
    »Ich wette, du hast dich auch um Leute gekümmert, stimmt’s, Cafferty?«, murmelte Rebus. »Und anschließend hast du ihre Leichen verscharrt.« Er betrachtete die Karte und trank seinen Tee. Er war ein paarmal über die A9 gefahren. Eine frustrierende Straße, nur streckenweise zweispurig. Viele Touristen, auch mit Wohnwagenanhängern, die das Überholen in den zahlreichen Kurven und vor uneinsehbaren Hügelkuppen schwierig machten. Laster und Lieferwagen kämpften sich die Steigungen hinauf. Inverness lag nur knapp über hundert Meilen nördlich von Perth, aber die Fahrt konnte zweieinhalb bis drei Stunden in Anspruch nehmen. Und wenn man dann ankam, befand man sich zu allem Überfluss auch noch in Inverness. Ein Radiomoderator, den Rebus gerne hörte, hatte den Ort in einem Wortspiel als »Dolphinsludge« bezeichnet. Bestimmt gab es im Moray Firth ein paar zählebige Delphine, und Rebus hatte keinen Zweifel daran, dass das mit dem Eismatsch ebenfalls hinkam.
    Auchterarder … Aviemore … Strathpeffer … Und jetzt Pitlochry. Er hatte Cafferty schließlich doch einen Teil der Geschichte erzählt unter dem Vorbehalt, dass es sich wahrscheinlich lediglich um einen Zufall handelte.
    Cafferty hatte eine nachdenkliche Miene aufgesetzt und den Whisky in seinem Glas geschwenkt. Im Pub war nicht viel los gewesen – komisch, dass die Leute schnell austranken und weiterzogen, sobald Cafferty die Räumlichkeiten betrat. Der Barmann hatte nicht nur die leeren Gläser von dem Tisch abgeräumt, den sie sich ausgesucht hatten, sondern ihn auch noch extra abgewischt.
    Und die ersten beiden Runden waren aufs Haus gegangen.
    »Ich glaube kaum, dass ich dir helfen kann«, hatte

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