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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Cafferty eingeräumt.
    »Ich hab dich nicht um Hilfe gebeten.«
    »Trotzdem … Wenn Kriminelle verschwunden wären, Leute, die sich möglicherweise mit anderen angelegt haben, mit denen sie …«
    »Soweit ich weiß, handelt es sich um ganz normale Frauen – Zivilpersonen, könnte man sagen.«
    Daraufhin hatte Cafferty ausführlich die Strafen ausgemalt, die er für angemessen hielt, sollten die Täter gefasst werden, und Rebus schließlich gefragt, wie er es fand, wenn jemand weniger bekam, als er verdiente – zu kurze Haftstrafen; zu milde Bestrafungen.
    »Das fällt nicht in meinen Aufgabenbereich.«
    »Aber trotzdem … Überleg nur, wie oft ich den Gerichtssaal als freier Mann verlassen habe oder nicht mal dort auftauchen musste.«
    »Das hat mich schon gewurmt«, gab Rebus zu.
    »Gewurmt?«
    »Angekotzt. Gigantisch angekotzt. Und mich jedes Mal entschlossener gemacht, so was beim nächsten Mal nicht mehr zuzulassen.«
    »Und jetzt sitzen wir hier und trinken zusammen.« Cafferty stieß mit seinem Glas das von Rebus an.
    Rebus hatte nicht gesagt, was er wirklich dachte: Hätte ich auch den Hauch einer Chance, würde ich dich immer noch hinter Gitter bringen . Stattdessen hatte er seinen Whisky ausgetrunken und war aufgestanden, um sich noch einen zu holen.
    Die erste Seite von Astral We eks war zu Ende, und was vom Tee übrig war, war jetzt kalt. Er setzte sich, zog sein Handy und die Visitenkarte von Nina Hazlitt aus der Tasche und gab ihre Nummer ein.
    »Hallo?« Eine Männerstimme. Rebus zögerte. »Hallo?« Diesmal ein bisschen lauter.
    »Entschuldigung«, sagte Rebus. »Ist das die richtige Nummer? Ich wollte mit Nina Hazlitt sprechen.«
    » Warten Sie, hier ist sie.« Rebus lauschte, während das Telefon weitergereicht wurde. Im Hintergrund hörte er den Fernseher.
    »Hallo?« Diesmal war es ihre Stimme.
    »Tut mir leid, dass ich so spät noch anrufe«, sagte Rebus. »Hier ist John Rebus. Aus Edinburgh.«
    Er hörte, wie sie tief Luft holte. »Haben Sie …? Gibt es was Neues?«
    »Nein, nichts.« Rebus hatte das Plektrum aus der Tasche gezogen und spielte jetzt in seiner freien Hand damit herum. »Ich wollte Sie nur wissen lassen, dass ich Sie nicht vergessen habe. Ich habe mir die Akten geben lassen und sehe sie mir an.«
    »Allein?«
    »Vorläufig schon.« Er hielt inne. »Verzeihen Sie die Störung …«
    »Das am Telefon war mein Bruder. Er wohnt bei mir.«
    »Ach so«, sagte Rebus und wusste nicht, was er noch sagen sollte. Das Schweigen zog sich hin. »Dann wurde Sallys Fall also wieder aufgenommen?« In Nina Hazlitts Stimme lag eine Mischung aus Hoffnung und Angst.
    »Nicht offiziell«, betonte Rebus. »Kommt drauf an, was ich herausfinde.«
    »Irgendwelche Ergebnisse bislang?«
    »Ich hab erst angefangen.«
    »Sehr nett von Ihnen, dass Sie sich die Mühe machen.«
    Rebus fragte sich, ob die Unterhaltung ohne ihren Bruder im Hintergrund genauso schleppend verlaufen wäre und warum zum Teufel er überhaupt aus heiterem Himmel angerufen hatte – spätabends, wenn nur echte Neuigkeiten einen Anruf rechtfertigten, etwas, das nicht bis zum Morgen warten konnte. Er hatte ihr kurzzeitig Hoffnungen gemacht.
    Falsche Hoffnungen …
    »Na ja«, sagte er. »Dann will ich Sie mal nicht länger stören.«
    »Noch mal danke. Und bitte rufen Sie jederzeit an.«
    »Aber lieber nicht so spät.«
    »Jederzeit«, wiederholte sie. »Es ist gut zu wissen, dass sich etwas tut.«
    Er beendete das Gespräch und starrte die Papierstapel vor sich an.
    »Gar nichts tut sich«, brummte er, steckte das Plektrum wieder in die Tasche und stand auf, um sich einen letzten Drink einzuschenken.

5
    Der Name des Beamten war Ken Lochrin, er war seit drei Jahren pensioniert. Mit ein bisschen Betteln hatte Rebus seine Telefonnummer bekommen. Er war in Zoe Beddows’ Akte auf den Namen gestoßen. Anscheinend hatte Lochrin lange an dem Fall gearbeitet. Seine Hand- und Unterschrift tauchten über zwei Dutzend Mal auf. Nachdem er sich vorgestellt hatte, plauderte Rebus erst einmal fünf Minuten lang über das Rentnerdasein, erzählte Geschichten und erklärte die Arbeitsweise der SCRU .
    »Also, ich vermisse die Arbeit kein bisschen«, hatte Lochrin gesagt. »Zu dem Zeitpunkt, als ich meinen Schreibtisch räumen musste, hat’s nur noch genervt.«
    » War es nicht auch frustrierend, den Fall Zoe Beddows nicht abschließen zu können?«
    » Wenn man das Gefühl hat, kurz davor zu stehen, ist es viel schlimmer – aber so war es bei ihr

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