Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
Er hatte bereits einen Schritt auf Page zu gemacht.
    »Ich nehme an, dass Sie hier verantwortlich sind, also sollten Sie wissen, dass es möglicherweise eine Verbindung zwischen Annette McKie und einer Reihe anderer Vermisstenfälle gibt.«
    »Ach?« Page sah von Rebus zu Clarke und wieder zurück. Dann fing das Handy in seiner Hand an zu vibrieren, und er blickte auf das Display. »Ich muss da rangehen«, entschuldigte er sich. Dann an Clarke gewandt: »Schreib mir bitte eine kurze Zusammenfassung, ja?« Er drehte sich wieder ins Büro und hielt sich das Handy ans Ohr.
    Einige Sekunden lang herrschte Stille im Gang.
    »Brauchst du Hilfe?«, fragte Rebus.
    »Treib’s nicht zu weit.« Sie verschränkte erneut die Arme; er fragte sich, ob es eine Abwehrhaltung war. Er hatte im Seminar »Körpersprache und wie man sie entschlüsselt« am Polizei-College kaum aufgepasst. Durch die geöffnete Tür hatte Rebus freien Blick auf Pages Rücken. Gepflegter Haarschnitt, keine Knitterfalten im Jackett. Er war wohl nicht viel älter als dreißig, höchstens fünfunddreißig. Die DCI s wurden auch immer jünger …
    »Ich dachte, du hättest einen Freund in Newcastle?«, fragte Rebus beiläufig.
    Clarke funkelte ihn böse an. »Du bist nicht mein Vater.«
    » Wenn ich’s wäre, hätte ich vielleicht ein paar gute Ratschläge zur Hand.«
    »Ausgerechnet du willst mir einen Vortrag über Beziehungen halten?«
    Rebus tat, als würde er zurückschrecken. »Lieber nicht«, räumte er ein.
    »Gut.«
    »Dann ist die kurze Zusammenfassung für Mr Dazed and Confused also das Einzige, was wir zu besprechen haben?« Er versuchte es mit einem versöhnlichen Tonfall und einem freundlichen Gesicht. »Du willst doch auch, dass das gründlich gemacht wird. Und niemand macht das besser als ich, würde ich meinen …«
    Einen Augenblick lang blieb sie standhaft, dann gab sie ein Geräusch von sich, das Frustration gemischt mit Resignation verriet.
    »Na, komm schon rein«, sagte sie.
    In dem engen Büro drängten sich die Detectives, telefonierten oder starrten ihre Computerbildschirme an. Rebus kannte ein paar Gesichter und begrüßte den ein oder anderen mit einem Zwinkern oder einem Nicken. Die Schreibtische und Stühle sahen aus, als wären sie irgendwo beschlagnahmt worden. Der Durchgang zu Clarkes Ecke war schmal und verwinkelt, Papierkörbe und Stromkabel mussten umschifft werden. Sie setzte sich und ging die Papiere neben ihrer Tastatur durch.
    »Hier«, sagte sie und reichte ihm ein unscharfes Foto. Darauf war ein Feld mit einer Baumreihe zu sehen, im Hintergrund Berge. »Gesendet von ihrem Handy am Tag ihres Verschwindens kurz nach zweiundzwanzig Uhr. Das ist natürlich nicht der Zeitpunkt, zu dem das Foto gemacht wurde. Es lässt eher auf späten Nachmittag schließen. Von den Busreisenden kann sich niemand erinnern, dass sie Fotos aus dem Fenster heraus schoss, aber andererseits hat ihr auch niemand große Aufmerksamkeit geschenkt, bis sie sagte, sie müsse sich gleich übergeben.«
    Rebus betrachtete die Landschaft. »Das kann so gut wie überall sein. Habt ihr das an die Presse rausgegeben?«
    »Es wurde in einigen Meldungen erwähnt, aber wir sind nicht davon ausgegangen, dass es was zu bedeuten hat.«
    »Jemand da draußen muss das wiedererkennen. Das ist Weideland – irgendein Farmer wird wissen, wo das ist. Ist der Wald vielleicht der Forstverwaltung unterstellt?« Er blickte auf und sah, dass sie lächelte.
    » Was?«, fragte er.
    »Ich hatte nur gerade denselben Gedanken.«
    »Das kommt, weil du vom Besten gelernt hast.« Ihr Lächeln kippte. » War nur Spaß«, versicherte er. »Zwei Doofe ein Gedanke, du weißt schon.« Er sah wieder auf das Foto. » Wem hat sie das geschickt?«
    »Einer Schulfreundin.«
    »Ihrer besten Freundin?«
    »Irgendeiner Freundin.«
    »Hat sie öfter Fotos verschickt?«
    »Nein.«
    Rebus sah Clarke an. »Bei Zoe Beddows war es dasselbe – das Bild wurde an jemanden geschickt, den sie eher flüchtig kannte. Ohne Nachricht – wie auch hier, nicht wahr?«
    »Ja, genau«, stimmte ihm Clarke zu. »Aber was hat das zu bedeuten?«
    »Vielleicht wurde das Bild in Panik verschickt«, spekulierte Rebus. »Vielleicht ein Hilfeschrei.«
    »Oder?« Clarke wusste, dass da noch mehr war. Ihre Blicke trafen sich.
    »Das weißt du so gut wie ich.«
    Sie nickte langsam. »Der Entführer hat das Bild abgeschickt – eine Art Visitenkarte.«
    » Wir haben noch einiges zu tun, bevor wir das mit Sicherheit sagen

Weitere Kostenlose Bücher