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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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warteten? War das ein niemals endender Prozess: erst die Straße aufreißen und dann mit einem neuen Belag versehen?
    » Willkommen im Club«, sagte er laut.
    Und was war mit Thomas Robertson? Rebus hatte vor ein paar Tagen im Krankenhaus in Aberdeen angerufen, aber natürlich war Robertson dort längst nicht mehr Patient. Vielleicht saß er wieder im Tummel Arms und erklärte Gina Andrews, warum er sie wegen seiner Festnahme angelo gen hatte. Oder war er woandershin unterwegs, ohne festes Ziel?
    Rebus sah, dass der Tank nur noch viertel voll war, weshalb er nach Pitlochry reinfuhr und durch das quirlige Zentrum kroch, bis er schließlich die Tankstelle erreichte. Als er an der Zapfsäule stand, hörte er jemanden rufen.
    » Was ist aus dem Audi geworden?«
    Rebus sah zur nächsten Zapfsäule und erkannte den Handelsvertreter, mit dem er sich unterhalten hatte, als Clarke an der Kasse Fragen gestellt hatte.
    »Kleine Welt«, sagte der Mann lächelnd.
    »Zigarettenpause?«, schlug Rebus vor. Der Mann schien sich zu freuen. Beide tankten schweigend fertig, gingen bezahlen und trafen sich dann auf dem Gehweg an der Hauptstraße. Ein Reisebus war vor der Bell’s Destillerie eingetroffen, und die Touristen wurden ins Besucherzentrum geführt. Rebus nickte in Richtung Saab. »Um Ihre Frage zu beantworten, ich bin eher der klassische Fahrzeugtyp.«
    Der Mann blies eine lange Rauchschwade aus. »Ich hab bei unserer letzten Begegnung gar nicht gefragt, was Sie beruflich machen.«
    »Ich war Polizist.«
    »Und jetzt?«
    »Im Moment gewöhne ich mich daran, dass ich’s nicht mehr bin.« Rebus schnippte Asche auf den Boden. »Sie meinten, Sie finden ›Lösungen‹?«
    »Das ist eine vornehme Umschreibung für den Vertrieb«, gestand der Mann.
    »Sind Sie heute im Dienst?«
    »Und morgen auch, wenn mich jemand empfängt. Da draußen weht ein rauer Wind, falls Sie’s noch nicht gemerkt haben.«
    »Ich hab’s gemerkt. Was sagt denn Ihre Frau dazu?«
    Der Mann zuckte mit den Schultern. »Heute Abend öffnen wir eine Flasche Wein und machen das Beste draus.«
    »Haben Sie Kinder?«
    »Eine Tochter.«
    » Wie ich.«
    »Laurie hat gerade mit der Highschool angefangen.«
    »Meine ist schon lange flügge.« Rebus hielt inne, betrachtete die Spitze seiner Zigarette. »Ich sehe sie nicht oft …« Sie beobachteten den stadtein- und auswärts fließenden Verkehr. »Ich glaube, Sie haben erzählt, dass Sie jede Woche hunderte von Meilen fahren.«
    »Häufig genug, um Gesichter und Firmen wiederzuerkennen.« Er nickte in Richtung eines LKW . »Blumen aus Holland. Der fährt bis rauf nach Aberdeen, lädt ab, und dann geht’s zurück zur Fähre.«
    »Ich glaube, den hab ich auch schon mal gesehen«, sagte Rebus und erinnerte sich an die Haltebucht und den Fahrer mit dem kaputten Zigarettenanzünder.
    » Während der ersten zwei Jahre im Job«, sagte der Vertreter, »habe ich dem kaum Beachtung geschenkt. Genau genommen gar keine – da ging es einzig und allein um mich.« Er zog an seiner Zigarette und stieß Rauch aus. »Aber dann saß ich auf einmal in denselben Imbissstuben und Raststätten wie die Leute, denen ich schon mal irgendwo begegnet war.«
    »Und Sie fingen an, sich mit ihnen zu unterhalten?«
    Der Vertreter nickte. » Wäre sonst ein sehr einsames Leben, oder?«
    » Wahrscheinlich.«
    »Und Sie lernen bestimmte Stellen kennen wie den Imbisswagen neben dem Schild, auf dem Welcome to the Highlands steht …«
    »Der Slochd Summit«, fiel Rebus ein.
    »1328 Fuß über dem Meeresspiegel«, zitierte der Vertreter.
    »Dewar’s World of Whisky …«
    »Zehn Meilen von der A9.«
    Die beiden Männer grinsten sich an.
    »Aber ich muss schon zugeben, dass es mir auch gefällt. Nicht dass ich das gegenüber meiner Frau zugeben würde. Aber im Büro oder vor der Glotze fühle ich mich nie so richtig wohl.« Er sah Rebus an. »Klingt wahrscheinlich irre.«
    »Eigentlich nicht. Wenn man unterwegs ist, hat man immer ein Ziel und weiß, irgendwie wird man es erreichen, so oder so.«
    Der Vertreter nickte. »Ganz genau.«
    Sie rauchten einige Augenblicke schweigend weiter, bis der Mann hustete und sich räusperte.
    »Das Mädchen, das hier in der Nähe ermordet wurde …«
    »Annette McKie?«
    Er nickte erneut, diesmal ernster. » Waren Sie das letzte Mal ihretwegen hier? Ich erinnere mich, dass Ihre Kollegin dem Mann an der Kasse Fragen gestellt hat.« Er sah, dass Rebus mit einer leichten Kopfbewegung bejahte. »Früher hab ich auch

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