Maedchengrab
Belohnung, die er da ausgesetzt hat.«
» Warum, glaubst du, hat er das gemacht?«
Cafferty dachte nach. Er wusste, worauf Rebus hinauswollte: Ein Mann wie Hammell kam an Informationen ran, ohne dafür zahlen zu müssen. »Er liebt sie«, erwiderte er schließlich. »Die Mutter, meine ich. Das ist seine Art, ihr’s zu zeigen. Du weißt, dass er ihren Ehemann brutal eingeschüchtert hat?«
Rebus schüttelte den Kopf.
»Deshalb hat sich der arme Kerl nach Neuseeland verpisst.«
»Australien, hab ich gehört.«
»Kommt aufs selbe raus – andere Seite der Erdkugel. Das ist der Mindestabstand, den er zu Frank Hammell halten will.«
» Was ist mit dem Bruder des vermissten Mädchens?«
Cafferty dachte einen Augenblick nach. »Klär mich auf.«
»Sein Name ist Darryl Christie – er hat den Nachnamen seines Vaters behalten. Hat auf der Pressekonferenz gesprochen. Und managt mindestens eine von Hammells Bars.«
»Das wusste ich nicht.« Rebus konnte sehen, dass Cafferty die Information abspeicherte.
»Scheint ein aufgeweckter Junge zu sein.«
»Dann soll er sich da so schnell wie möglich rausziehen.«
» Wie viele Läden gehören Hammell denn?«
Caffertys Mundwinkel zuckten. »Schwer zu sagen, das weiß nicht mal ich. Ein halbes Dutzend Pubs und Clubs, denke ich. Aber natürlich hat er in viel mehr die Finger drin. Der trifft sich auch mit Leuten in Glasgow und Aberdeen.«
Was bedeutete, er traf sich dort mit Männern wie Cafferty.
Rebus beobachtete, wie Cafferty seinen Kaffee umrührte. »Klingt, als würde dich das immer noch interessieren«, meinte er.
»Nennen wir’s ein Hobby.«
»Manche Hobbys entpuppen sich als sehr zeitintensiv.«
»Irgendwas muss man als Rentner ja machen. Das war dein Fehler. Du hattest den ganzen Tag nichts zu tun, also bist du wieder eingestiegen.«
Cafferty schöpfte ein bisschen Milchschaum von seinem Kaffee ab und löffelte ihn sich in den Mund.
»Hast du eine Ahnung, wer was gegen Hammell haben könnte?«
»Anwesende ausgenommen?«, grinste Cafferty. »Unzählige, würde ich schätzen, aber ich glaube nicht, dass die ein Mädchen mit reinziehen würden.«
» Was, wenn doch?«
»Dann würden sie’s Hammell wissen lassen, und er würde hochgehen. Wenn das passiert, dürft ihr’s euch nicht entgehen lassen.«
»Sollen wir ihn observieren?«
»Sowieso. Kann mich erinnern, dass ihr in grauer Vorzeit auch die ein oder andere Beschattungsaktion gegen mich laufen hattet.«
»Und wir haben dich in flagranti erwischt.«
Cafferty zuckte wieder mit den Mundwinkeln. »Lass uns das lieber nicht vertiefen.«
»Na ja, ich glaube, das müssen wir, wenn auch nur kurz.«
Cafferty sah ihn an. »Und wieso?«
» Weil mich die von der Inneren auf dem Kieker haben.«
»Hm.«
»Zum Beispiel wissen die, dass wir ein paarmal zusammen weg waren.«
»Das muss ihnen jemand gesteckt haben.«
»Das warst doch nicht du, oder?« Caffertys Gesicht blieb ungerührt.
» Weißt du, es würde mir sogar einleuchten«, fuhr Rebus fort. Er hatte die Hände um seinen Kaffeebecher gelegt, aber seitdem er sich hingesetzt hatte, hatte er noch keinen einzigen Schluck genommen. »Eigentlich kann ich mir kaum eine bessere Möglichkeit vorstellen, um mich in die Scheiße zu reiten. Du gehst immer mal wieder auf ein paar Getränke und einen Plausch mit mir aus, damit alle denken, wir sind die dicksten Freunde …«
»Jetzt bin ich aber beleidigt.«
»Jedenfalls hat jemand mit denen geredet.«
»Ich nicht.« Cafferty schüttelte langsam den Kopf und legte seinen Löffel auf den Tisch. Wieder vibrierte sein Handy.
»Bist du sicher, dass du da nicht rangehen willst?«, fragte Rebus.
»Ich kann nichts dafür, dass ich so populär bin.«
»Das Wort solltest du vielleicht erst mal im Wörterbuch nachschlagen.«
» Was ich mir von dir alles bieten lassen muss …« Caffertys Augen waren plötzlich dunkle Tunnel, die an noch dunklere Orte führten.
»Na bitte«, sagte Rebus und lächelte gequält. »Ich wusste doch, dass du irgendwo da drin lauerst und nur darauf wartest, endlich rauskommen zu dürfen.«
»Mir langt’s«, sagte Cafferty, stand auf und schnappte sich sein Handy. »Du solltest lieber nett zu mir sein, Rebus. Manchmal denke ich, ich bin der einzige Freund, der dir geblieben ist.«
» Wir waren nie Freunde und werden nie welche sein.«
»Bist du da sicher?« Statt auf eine Antwort zu warten, bahnte sich Cafferty einen Weg zwischen den Tischen hindurch, was für einen so großen und
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