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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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dicken Mann gar nicht so einfach war. Rebus lehnte sich zurück und betrachtete die anderen Gäste. Er wünschte, die von der Inneren hätten sie beobachtet und ihnen zugehört, wenigstens dieses Mal; vielleicht wären sie dann beruhigt.

13
    »Habt ihr mich vermisst?«, fragte Rebus, als er in das Büro der SCRU spazierte.
    » Warst du weg? Ist mir gar nicht aufgefallen.« Peter Bliss hievte Akten und Ordner aus einer großen Plastikkiste. Ein paar Blätter fielen herunter, glitten über den Boden. Elaine Robison half, sie aufzulesen.
    » Wie läuft’s am Gayfield Square?«, fragte sie.
    »Der Kaffee ist nicht annähernd so gut wie unserer.«
    »Ich meinte den Fall.«
    Rebus zuckte mit den Schultern. »Ich bin nicht sicher, ob alle davon überzeugt sind, dass es eine Verbindung zu den anderen Vermisstenfällen gibt.«
    »Dass die Sache schwierig werden würde, war dir doch von vornherein klar, John.«
    »Anscheinend hab ich aber heute Glück – kein Cowan in Sicht.«
    »Er ist bei irgendeiner Besprechung«, erklärte Bliss und setzte sich an seinen Schreibtisch. »Bettelt um seine Versetzung.«
    »In die CCU «, ergänzte Robison und stemmte die Hände in die Hüften. »Anscheinend ist da in der Chefetage was frei.«
    »Ich hatte den Eindruck, unser lieber Teamleiter hasst ungeklärte Kriminalfälle.«
    »Aber Beförderungen mag er. Sie müssten ihn zum Detective Inspector machen.«
    »Damit wäre er auf der Überholspur zum Detective Chief Inspector und noch höher«, sagte Bliss kopfschüttelnd.
    »Na ja, die Garderobe dafür bringt er mit, wenn auch sonst nichts.« Rebus drehte sich um und wollte gehen.
    »Bleibst du nicht noch auf eine Tasse von unserem berühmten Kaffee?«, fragte Robison.
    »Termine, Termine«, redete sich Rebus heraus.
    »Lass dich bald mal wieder blicken«, rief sie ihm nach, als er aus der Tür verschwand.
    ETHIC AND STANDARDS stand an der Wand neben der Bürotür, aber alle nannten sie Complaints. Rebus probierte, ob offen war. Die Tür gab nicht nach. Kombinationsschloss. Er klopfte, presste sein Ohr an die Tür, klopfte erneut. Weiter hinten im Gang befand sich das Büro des Deputy Chief Constable und dahinter das des Chief Constable. Rebus war schon lange zu keiner Standpauke mehr herbestellt worden. Während seiner Jahre im Polizeidienst hatte er diese Bürohengste kommen und gehen sehen. Ständig hatten sie großartige neue Ideen, Verbesserungen, die sie unbedingt einführen wollten, als könnte man den Job durch Strategiemeetings und Gesprächsgruppen ändern – »Complaints and Conduct«, »Professional Standards«, »Ethics and Standards«. Rebus hatte mal einen Polizisten gekannt, der Ärger mit der Inneren bekam, weil sich einer seiner Nachbarn beschwert hatte, dass seine Hecke zu hoch sei. Das Verfahren hatte knapp ein Jahr gedauert, und danach hatte der Polizist keinen Bock mehr auf seinen Job gehabt.
    Volltreffer für die von der Inneren.
    Rebus gab auf und fuhr mit dem Fahrstuhl runter in die Cafeteria. Mit einer Flasche Irn Bru und einer Packung Karamellwaffelnging er zu einem Tisch am Fenster. Von dort aus sah man auf den Sportplatz, wo manchmal Beamte in ihrer Freizeit Rugby spielten. Aber nicht jeden Tag. Der Stuhl machte einen Heidenlärm, als Rebus ihn unter dem Tisch hervorzog. Er setzte sich und erwiderte den starren Blick des Mannes, der ihm nun gegenübersaß.
    »Malcolm Fox«, stellte er fest.
    Fox leugnete es nicht. Er war zwanzig Jahre jünger als Rebus und an die zehn Kilo leichter. Ein bisschen weniger grau. Die meisten Polizisten sahen aus wie Polizisten, aber Fox hätte auch zum mittleren Management einer Kunststofffabrik gehören oder vom Finanzamt sein können.
    »Hallo, Rebus«, sagte Fox. Vor ihm stand ein Teller mit nichts drauf außer einer Bananenschale. Das Glas daneben enthielt Leitungswasser aus der Karaffe an der Kasse.
    »Ich dachte, wir sollten uns vielleicht mal kennenlernen.« Rebus nahm einen Schluck Irn Bru und unterdrückte ein Rülpsen.
    »Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.«
    » Wir arbeiten im selben Gebäude: Gibt es einen Grund, weshalb wir nicht zusammen an einem Tisch sitzen sollten?«
    »Jeden erdenklichen.« Fox klang keineswegs streitsüchtig, er sprach völlig emotionslos. Er besaß das gelassene Selbstvertrauen von jemandem, der weiß, dass er sich auf einer anderen Ebene befindet als die Leute in seinem Umfeld.
    » Weil Sie Beweise gegen mich sammeln?«
    »Die Polizei ist heute eine andere als die, die Sie kennen.

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