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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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erkundigte sich, was das für Kisten seien.
    »Vermisstenfälle«, erklärte er. »Drei, zwischen 1999 und 2008. Alle Personen wurden zum letzten Mal an oder in der Nähe der A9 gesehen, genau wie Annette McKie.«
    Sie hob den Deckel der obersten Box und blickte hinein. Sie war kaum größer als eins fünfundfünfzig, hatte kurze dunkle Haare und trug einen Pagenschnitt. Sie erinnerte ihn an irgendeine Schauspielerin – vielleicht Audrey Hepburn.
    »Ich bin John«, sagte er.
    » Sie kennt doch jeder.«
    »Dann befinde ich mich im Nachteil.«
    »Detective Constable Esson. Aber Sie können mich ruhig Christine nennen.«
    »Sieht aus, als würden Sie ständig am Bildschirm kleben«, sagte er.
    »Das ist mein Job.«
    »Ach ja?«
    Sie setzte den Deckel wieder auf die Kiste und schenkte ihm ihre ungeteilte Aufmerksamkeit. »Ich bin der Link zur Online-Community.«
    »Das heißt, Sie verschicken E-Mails?«
    »Ich kontaktiere Netzwerke, John. Vermisstennetzwerke. Ich poste auf Twitter und Facebook, außerdem habe ich die Lothian and Borders Website aktualisiert.«
    »Um herauszufinden, ob Annette McKie gesehen wurde?«
    Esson nickte. »Und ich habe das Foto so weit wie möglich gestreut. Eine Anfrage kann den Globus in Sekunden umrunden.«
    »In diesen Netzwerken«, fragte Rebus, »stößt man dort auch auf Einzelheiten über historische Fälle?«
    Esson warf erneut einen Blick auf die Kisten. »Kann gut sein – soll ich’s mal probieren?«
    » Würden Sie das machen?«
    »Geben Sie mir die entsprechenden Namen und Geburtsdaten, auch Fotos, wenn es welche gibt …« Sie hielt inne. »Ich dachte, Ihrer Theorie nach sind die Opfer alle tot?«
    »Bislang ist es wirklich nur eine Theorie. Möglicherweise lohnt es sich, sie in Frage zu stellen, meinen Sie nicht?«
    »Doch, na klar.«
    »Namen, Geburtsdaten, Fotos?«
    Sie nickte. »Und alles, was sonst noch relevant ist: besondere Kennzeichen, wo sie zuletzt gesehen wurden …«
    »Verstanden«, sagte Rebus. »Und danke.«
    Sie nahm seinen Dank mit leichtem Erröten an und ging zurück an ihren Schreibtisch. Rebus fand einen Notizblock und machte sich daran, Besonderheiten des Falles von Sally Hazlitt und der anderen festzuhalten. Zwanzig Minuten später ging er mit diesen Informationen und einer Auswahl an Fotos zu Esson. Sie wirkte belustigt.
    »Haben Sie schon mal was von E-Mails gehört?«
    »Stimmt was mit meiner Handschrift nicht?«
    Sie lächelte, schüttelte den Kopf und las eine Zeile seiner Aufzeichnungen, die sich auf Zoe Beddows bezog, laut vor. »›Mochte Männer‹?«
    »Ihnen wird schon einfallen, wie Sie das besser formulieren können.«
    »Das will ich hoffen.« Sie betrachtete die Fotos. »Ich werde sie so gut wie möglich einscannen. Sie haben nichts mit einer höheren Auflösung?«
    »Ich fürchte nicht.«
    »Na gut.«
    » Wie ich sehe, hast du dich schon mit Christine bekannt gemacht«, sagte Siobhan Clarke und trat an den Schreibtisch heran. Über einer Schulter hatte sie eine Tasche hängen, und unter ihrem Arm klemmte ein Laptop. »Lass dich bloß nicht zu einem ihrer Ballerspiele überreden. Die mäht alles nieder.«
    Esson wurde erneut rot, während Rebus Clarke zu ihrer kleinen Parzelle folgte.
    » Wie war’s in Pitlochry?«, fragte er.
    »Schön.«
    »Die Polizeiwache?«
    »Brauchbar.« Clarke sah zu Esson rüber. »Das Ding mit den Online-Spielen ist nämlich, dass du dabei Leute kennenlernst.«
    »Annette McKie hat Online-Spiele gespielt«, merkte Rebus an.
    »Und Christine hat Kontakt zu Dutzenden ihrer Mitspieler. Wenn einer von denen auch nur einen Mucks von Zelda hört, wird Christine es erfahren …« Sie brach ab und starrte die Kisten an. »Ah, sehr gut. Dann sind sie jetzt also hier …« Sie suchte demonstrativ das Büro nach einem freien Schreibtisch ab.
    »Gibt’s vielleicht noch einen anderen Raum, den wir benutzen können?«, fragte Rebus.
    »Ich krieg das mal raus.« Sie entledigte sich ihres Mantels und ließ sich auf ihren Stuhl sacken, noch bevor ihr das Jackett auffiel, das darüberhing.
    »Ich nehm’s weg«, sagte Rebus.
    »Nein, lass nur.« Sie klappte den Laptop auf. »Ich hab die Vernehmungen hier«, erklärte sie. »Nur Audio.«
    » War jemand von Tayside dabei?«
    »Ein Inspector, extra aus Perth angereist. War nicht gerade Liebe auf den ersten Blick.«
    »Aber du hast mit allen gesprochen, mit denen du sprechen musstest?«
    Sie nickte und rieb sich vor Müdigkeit die Augen.
    »Soll ich dir einen Kaffee holen?«,

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