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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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starrte ihn an. »Raus damit«, sagte sie.

15
    Am Abend kam Rebus kaum dazu, seine Post zu öffnen und eine Platte aufzulegen, als auch schon das Telefon klingelte. Er sah auf dem Display nach der Nummer: unterdrückt.
    »Hallo?«, meldete er sich. Er stand in der Küche und starrte den spärlichen Inhalt seines Kühlschranks an.
    »Rebus?«
    » Wer will das wissen?«
    »Frank Hammell.«
    »Hat Ihnen Darryl meine Nummer gegeben?«
    »Schieben Sie Ihren Arsch hier ins Gimlet und lassen Sie uns reden.«
    »Bevor ich mich darauf einlasse, muss ich Sie was fragen.«
    »Schießen Sie los.«
    »Gibt’s bei Ihnen um die Zeit noch was zu essen?«
    Eine Pizza vom Lieferservice war die Antwort. Sie war noch warm und wartete auf ihn. Sonst war niemand in der Kneipe, nur Donny an der Tür. Kein laufender Fernseher, keine Musik, niemand hinter dem Tresen.
    »Ist ja wie auf einem Geisterschiff hier « , merkte Rebus an, nahm ein Stück Pizza aus der Schachtel und ging zur Bar. Hammell stand dahinter, die Arme auf der polierten Oberfläche ausgestreckt. Er war ungefähr eins achtundsiebzig, optisch eine Mischung aus Unternehmer- und Schlägertyp. Er trug ein dunkelblaues Hemd mit offenem Kragen, die Ärmel hochgekrempelt. Sein dichtes, grau meliertes Haar war ordentlich frisiert. Aus der Nähe konnte Rebus zwischen Oberlippe und Nase eine Narbe erkennen. Eine Augenbraue war lädiert. Ein Mann, der keinen Rückzieher machte, wenn es hitzig wurde.
    »Ich nehme einen Malt, falls Sie mich fragen wollten.«
    Hammell drehte sich um und griff nach einer Flasche Glenlivet, der Korken quietschte, als er ihn aufzog. Er machte sich nicht die Mühe abzumessen, sondern schenkte großzügig ein. »Kein Wasser, nehme ich an«, sagte er und setzte Rebus den Drink vor. Dann mit aufgehaltener Hand: »Macht genau fünf Pfund.«
    Rebus starrte ihn an, lächelte und gab ihm das Geld. Hammell legte es nicht in die Kasse, sondern stopfte es sich in die Tasche. Draußen hatte nichts darauf hingewiesen, dass sie observiert wurden, und Rebus fragte sich, was wohl in Malcolm Fox’ Kopf vor sich gehen würde, sollte er je von dem Treffen erfahren.
    »Sie sind also John Rebus«, sagte Hammell. Eine Stimme wie ein tiefes Gurgeln; als müsste er sich räuspern. Rebus hatte mal einen Sträfling gekannt, der so sprach, weil jemand versucht hatte, ihn in seiner Zelle mit einem Handtuch zu erwürgen.
    »Ich denke, der bin ich«, sagte er. »So wie Sie Frank Hammell sind.«
    »Hab früher öfter von Ihnen gehört. Sie wissen, dass ich mit Cafferty kooperiert habe?«
    »So wie er es darstellt, hat man eher den Eindruck, Sie hätten für ihn gearbeitet …«
    »Damals hat er Sie gehasst. Sie hätten mal hören sollen, was er Ihnen und Ihren Lieben alles antun wollte …« Hammell machte eine Pause, um das Gesagte sacken zu lassen. Er ging an den Tisch in der Ecke und holte die Pizza, stellte die Schachtel auf den Tresen und Rebus nahm sich ein Stück.
    »Ist nicht übel«, ließ Rebus ihn wissen.
    »Das will ich hoffen. Ich hab denen gesagt, was ich mit ihnen mache, wenn der Käse zu viele Fäden zieht.«
    Hammell nahm selbst auch einen Bissen. »Ich kann’s nicht ausstehen, wenn der Käse Fäden zieht …«
    »Sie sollten Restaurantkritiken schreiben.«
    Einen Moment lang herrschte Schweigen, während die beiden Männer aßen. » Wissen Sie, was ich denke?«, fragte Hammell schließlich. »Ich glaube, die haben gar keinen Käse draufgemacht.«
    »Auch eine Lösung«, stellte Rebus fest.
    »Sie und Cafferty«, fuhr Hammell fort und wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab, »sind heutzutage also beste Freunde, was?«
    »Scheint sich rumzusprechen.«
    »Haben Sie sich schon mal gefragt, was er so treibt?«
    »Ständig.«
    »Das Arschloch sagt, er hat sich zur Ruhe gesetzt – als ob Wohnzimmergolf und Hausschlappen je sein Stil gewesen wären …«
    Rebus zog ein Taschentuch heraus, um sich das Fett von den Fingern zu wischen. Ein Stück Pizza war genug.
    »Schmeckt sie Ihnen nicht?«, fragte Hammell.
    »Bin doch nicht so hungrig, wie ich dachte.« Rebus hob den Whisky an die Lippen.
    »Darryl sagt, Sie bearbeiten alte Fälle. Wie kommt es, dass Sie sich plötzlich für Annette interessieren?«
    Rebus überlegte, was er antworten sollte. »Vielleicht gibt es da ein Muster.«
    » Wie meinen Sie das?«
    »Im Lauf der Jahre sind noch andere junge Frauen verschwunden. Drei sind uns bekannt, der erste Fall war 1999. Alle an der A9 oder in der Nähe.«
    »Davon höre

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