Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
erbarmte sich Rebus.
    Sie sah ihn an. »Also stimmt doch, was man so sagt – es gibt für alles ein erstes Mal.«
    »Und auch ein letztes, wenn du rumstänkerst.«
    »Tut mir leid.« Sie gestattete sich ein Gähnen. »Die beiden Polen arbeiten nachts. Stefan Skiladz hat übersetzt. Beide hatten früher in ihrer Heimat mit Kleinkriminalität zu tun. Bandenkram. Prügeleien und Ladendiebstahl. Sie schwören, dass sie, seit sie hier sind, sauber geblieben sind. Ich werde die Namen im System überprüfen, nur um sicherzugehen. Skiladz habe ich schon eingegeben, er hat die Wahrheit gesagt – seit seiner Entlassung aus dem Gefängnis lag nichts mehr gegen ihn vor.«
    » Warum hab ich das Gefühl, dass du dir das Interessanteste bis zum Schluss aufhebst?«
    Sie sah ihn wieder an. »Vielleicht komme ich doch auf das Angebot mit dem Kaffee zurück«, sagte sie.
    Rebus tat ihr den Gefallen. Bei seiner Rückkehr sah er, dass sie an dem PC auf ihrem Schreibtisch arbeitete. Sie nahm den Becher mit einem dankenden Nicken entgegen.
    »Thomas Robertson«, sagte sie, »arbeitet Tagschicht. Nächte mag er nicht; die verbringt er lieber in den Kneipen von Pitlochry. Auf eine Barfrau ist er ganz besonders scharf, wobei er nicht gesagt hat, dass die Anziehung auf Gegenseitigkeit beruht. Er hat behauptet, er habe nur einmal Schwierigkeiten gehabt, als er sich nach einem Streit mit seiner damaligen Freundin vor einem Club in Aberdeen der Festnahme widersetzte.«
    »Und?«
    »Das ist nicht die ganze Wahrheit.« Sie trommelte mit einem Fingernagel auf den Bildschirm und neigte ihn, damit Rebus besser sehen konnte. Robertson war wegen versuchter Vergewaltigung angeklagt, das Opfer hatte er erst am selben Abend kennengelernt, der Übergriff fand in einer Gasse hinter dem Club statt. Er saß zwei Jahre im Gefängnis von Peterhead und war noch keine zwölf Monate wieder auf freiem Fuß. Rebus rechnete kurz nach. Zoe Beddows war im Juni 2008 verschwunden, nur zwei Monate vor Robertsons Verhaftung.
    » Was meinst du?«, fragte Clarke.
    » Was sagt er über Annette McKie?«
    »Er streitet ab, sie gesehen zu haben. Sagt, sie hätten den ganzen Nachmittag gearbeitet. Ihm wäre nicht mal aufgefallen, wenn ein Supermodel vorbeigeschlendert wäre.«
    Rebus betrachtete Robertsons Polizeifoto: kurzes schwarzes Haar, jede Menge Stoppeln und ein finsterer Blick. Dunkelbraune Augen, kantige Züge.
    »Ich glaube, mit dem müssen wir uns noch mal unterhal ten, und zwar ein bisschen förmlicher«, sagte Clarke. »Und vielleicht auch die Gegend um die Baustelle absuchen lassen. Da sind Wald und Felder, außerdem ein Stück Fluss.«
    »Die Nadel im Heuhaufen suchen«, meinte Rebus. Er merkte, dass Christine Esson direkt hinter ihm stand und ein paar Blätter in der Hand hielt, die er ihr abnahm.
    »Zwei Aufsätze«, erklärte sie. »Beide beschäftigen sich damit, wo Mörder ihre Opfer ablegen. Ein bisschen Lektüre für Sie.«
    »Sie können das wohl nicht zufällig kurz zusammenfassen?«
    »Ich hab’s nicht gelesen, nur ausgedruckt. Davon gibt’s jede Menge, falls Sie das interessiert.«
    Das tat es nicht, aber als Rebus Clarkes Blick sah, verzichtete er darauf, Esson dies mitzuteilen.
    »Das hilft mir sehr«, sagte er stattdessen.
    »Danke, Christine«, ergänzte Clarke, als Esson wieder an ihren Schreibtisch zurückkehrte. Dann zu Rebus: »So ist sie nun mal.«
    »Das sind ungefähr dreißig Seiten, die Hälfte davon besteht aus Gleichungen.«
    Clarke nahm ihm die beiden Texte aus der Hand. »Ich kenne einen der Autoren – dem Ruf nach, meine ich. Ich frage mich, ob sich James schon überlegt hat, einen Profiler hinzuzuziehen.«
    »Und vielleicht auch noch ein Hexenbrett …«
    »Die Zeiten haben sich geändert, John.«
    »Zum Besseren, da bin ich sicher.«
    Sie wollte ihm die Aufsätze zurückgeben, aber er rümpfte die Nase.
    » Wirf du erst mal einen Blick drauf«, sagte er. »Du weißt, wie sehr ich deine Meinung schätze.«
    »Christine hat sie dir gegeben.«
    Rebus schaute zu Esson rüber. Esson schaute zurück. Er rang sich ein Lächeln und ein Nicken ab und legte die Ausdrucke oben auf die Kisten.
    » Willst du dabei sein, wenn ich James die Neuigkeiten überbringe?«, fragte Clarke.
    »Eigentlich nicht.«
    » Wahrscheinlich hätte ich dich fragen sollen, was du so getrieben hast.«
    »Ich? Nicht viel.« Rebus hielt inne. »Nur dass du meinetwegen jetzt Ärger mit der Inneren hast. Wahrscheinlich sollte ich mich dafür entschuldigen …«
    Clarke

Weitere Kostenlose Bücher