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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Aufgabe: Sie stellte saubere Gläser in die Regale. Rebus zuckte mit den Schultern, um Clarke anzuzeigen, dass er keine neuen Erkenntnisse gewonnen hatte. Sie reagierte mit derselben Geste.
    »Er versteckt sich nicht zufällig bei Ihnen zu Hause?«, fragte Rebus Andrews.
    »Ihre Bekannte hier hat mir das gerade auch schon unterstellt.« Sie wandte sich ihnen zu und verschränkte die Arme: Die Geste hatte nichts Defensives, dem Gesichtsausdruck nach zu schließen eher das Gegenteil.
    »Das heißt also ›nein‹.« Rebus zeigte auf die hübsch präsentierten Brötchen.
    »Kann ich eins kaufen?«
    »Die gibt’s in der Bäckerei.«
    »Roastbeef mit Meerrettich«, sagte er.
    Der Wettbewerb, wer wen länger anstarren konnte, dauerte gute zehn Sekunden, die er nutzte, um Geld auf den Tresen zu legen. Sie gab nach und überreichte ihm das erstbeste Brötchen, das ihr in die Finger kam, mit Schinken und Senf, aber Rebus bedankte sich trotzdem.
    »Ms Andrews glaubt«, teilte ihm Clarke mit, »er sei wieder in den Nordosten. Dort hat er Freunde, zu denen er Kontakt hält.«
    »Namen?«
    »Keiner, an den sie sich erinnern kann.«
    Rebus’ Gesichtsausdruck sagte alles: Tolle Hilfe.
    Dann biss er in sein Brötchen.
    Ihre nächste Station war der Bautrupp, wo Bill Soames und Stefan Skiladz ihnen ein alles andere als begeistertes Willkommen bereiteten.
    »Haben Sie vor, alle Männer zu verscheuchen, die hier arbeiten?«, fragte Soames, die Hände in den Jackentaschen. Der Verkehr war ein einziges Dieselknurren, sie konnten kaum atmen und mussten schreien. Der Himmel zog sich zu, die Temperaturen fielen, und Nebel kroch aus dem Tal herauf.
    »Sieht wohl eher danach aus, als hätten ihn seine Kollegen vertrieben«, erwiderte Clarke.
    »Tommy hat nie einen Vorwand gebraucht, um in die Stadt zu fahren«, sagte Skiladz.
    »Sie haben nichts von ihm gehört?«, fragte Rebus.
    »Nichts.«
    »Sein Wagen parkt hinter dem Tummel Arms.«
    »Überrascht mich nicht.«
    »Er ist aber nicht reingegangen«, ergänzte Clarke.
    »Hierher ist er auch nicht zurückgekommen.«
    »Sind Sie sicher?«
    Soames starrte Rebus durchdringend an. » Wollen Sie etwa sagen, wir lügen?«
    Rebus versuchte sein Schulterzucken möglichst gleichgültig aussehen zu lassen. »Vielleicht wurden Sie ja angelogen. Fehlt was von seinen Sachen?«
    Soames überließ Skiladz die Antwort.
    »Nichts«, sagte der Pole.
    »Sehen Sie, wenn ich vorhätte, mich aus dem Staub zu machen«, fuhr Rebus fort, »würde ich doch erst mal ein paar Sachen packen.«
    »Vielleicht war er durcheinander«, sagte Soames. »Ihr hattet ihn gerade gegrillt, ihm seine Vergangenheit vorgehalten.«
    »Und hier hat man ihn mit Tee und Mitgefühl begrüßt?« Rebus’ Lächeln war schmallippig und humorfrei.
    » Wir decken ihn nicht. Sehen Sie sich um.« Soames machte eine ausladende Armbewegung. »Kein schöner Ort zum Versteckspielen.«
    »Hat Ihr Suchtrupp was gefunden?«, unterbrach ihn Skiladz.
    »Nein«, gestand Clarke.
    » Weil es nichts zu finden gibt. Sie verschwenden Zeit und Geld, und ich glaube nicht, dass das Mädchen überhaupt bis hierhergekommen ist – jedenfalls nicht zu Fuß.«
    »Und das bedeutet, Sie haben wieder mal einen Unschuldigen in die Scheiße geritten«, setzte Soames hinzu. Dann mit einem Blick zu Clarke: »Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise.«
    » Wir verschwenden hier unsere Zeit«, sagte Clarke zu Rebus.
    »Hat Stefan Ihnen das nicht gerade gesagt?«, meinte Soames.
    Aber Clarke war schon auf dem Weg zum Wagen.

26
    James Page hatte ganze Arbeit geleistet.
    Essons Bilder der künstlich gealterten Vermissten waren an einige bevorzugte Medienvertreter herausgegeben worden. Den Fernsehleuten gefielen sie, sie sollten am Abend in den schottischen Nachrichten gezeigt werden. Außerdem trafen inzwischen Hinweise auf den Ort ein, an dem das von Annette McKies Handy gesendete Foto entstanden sein könnte. Einige hatten sogar selbst Fotos geschickt, um ihre Vermutung zu belegen. Page hatte an einer Wand des CID -Raums Platz geschaffen, und Esson hatte die Fotos dort aufgehängt. Ständig trafen neue ein. Page führte Clarke und Rebus in sein Büro.
    »Ist er ernsthaft tatverdächtig?«, lautete Pages erste Frage.
    »Ich bin nicht sicher«, gab Clarke zu.
    »Die Tatsache, dass er abgehauen ist …«
    »Aber er ist auch der Typ dafür: einer, der handelt, ohne nachzudenken.«
    »Ein unsteter Geist«, sagte Rebus, »der nie lange irgendwo zu bleiben scheint.«
    »Haben wir eine

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