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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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deshalb so alt geworden, weil ich mich nie auf einen Kampf einlasse, den ich nicht gewinnen kann. Kleiner Tipp …«
    Rebus wandte sich dem Anführer der Gruppe zu.
    » Wen suchen Sie denn?«, fragte der Mann. Geschorener Schädel, gepflegter, grau melierter Schnurr- und Kinnbart. Auch er war ein Überlebender.
    »Mr Hammell«, sagte Rebus.
    » Weiß er, dass Sie kommen?«
    »Nicht direkt.«
    »Vielleicht will er Sie ja gar nicht sehen.«
    »Sagen Sie ihm, es geht um Annette.«
    Der Türsteher dachte kurz nach, bearbeitete dabei das Kaugummi in seinem Mund.
    »Kennt Mr Hammell Sie?«
    Rebus nickte.
    »Na schön. Folgen Sie mir.«
    Im Foyer war ein halber Hektar roter Teppich ausgelegt. Von der Decke strahlten unzählige winzige Glitzerlichter, und den Eintritt zahlte man an einem alten Kassenhäuschen. Hinter zwei doppelten Schwingtüren hörte Rebus stampfende Tanzmusik, ein paar betrunkene Frauen jauchzten. Der Türsteher hatte an einem schmalen Treppenaufgang in der Ecke Halt gemacht und ein rotes Absperrseil gelöst. Auf dem Schild daneben stand Nur für Mitarbeiter. Sie stiegen hinauf zur Galerie, die Musik aus der Anlage brachte die Wände zum Wackeln.
    »Dieser Marcus braucht einen Türsteher ganz für sich allein«, meinte Rebus.
    »Allmählich werden in der Branche nur noch ganz Junge genommen, wie sonst überall auch.«
    Am oberen Treppenabsatz angekommen sah Rebus, dass noch einige der alten Kinosessel stehen geblieben waren, Reihen aus weichem Velours warteten auf ein Publikum, das niemals mehr kommen würde. Eine Diskokugel gab sich große Mühe, die Tänzer unten zu unterhalten. Rote und blaue Lichter pulsierten. Der Türsteher führte Rebus an der letzten Stuhlreihe vorbei zu einer Bürotür, klopfte und trat ein, bevor er dazu aufgefordert wurde. Rebus ließ er vor der Tür stehen. Eine halbe Minute später kam er wieder heraus, die Tür blieb diesmal offen, und machte Rebus Zeichen hineinzugehen.
    »Danke«, sagte Rebus. »Ehrlich.« Der Türsteher nickte, war sich bewusst, dass er jetzt einen Gefallen guthatte.
    Das Büro überraschte Rebus, weil es groß, freundlich und modern war. Helle Holzmöbel, dazu ein ockerfarbenes Ledersofa. An den Wänden hingen gerahmte Plakate von alten Filmen, darunter viele, die Rebus in seiner Jugend gesehen hatte.
    »Die haben wir gefunden, als wir das Haus gekauft haben«, erklärte Frank Hammell.
    »Auf dem Dachboden gammelten hunderte davon einfach vor sich hin. Ich glaube, sie sollten wärmedämmend wirken.« Er war hinter seinem Schreibtisch hervorgekommen, um Rebus die Hand zu geben. Nachdem dieser eingeschlagen hatte, hielt er sie fest und fragte Rebus, ob es Neuigkeiten gäbe.
    »Nicht viele«, erklärte Rebus. »Darf ich mich setzen?«
    Hammell nahm ein Ende des Sofas und Rebus das andere. An diesem Abend trug Hammell stonewashed Jeans, dazu braune Halbschuhe. Ein versilberter Gürtel spannte im Kampf gegen den Bauch, den er umfasste. Ein weißes kurzärmeliges Hemd, am Kragen offen. Er fuhr sich mit einer fleischigen Hand durchs Haar.
    »Rob ist ein Gentleman«, sagte er und nickte Richtung Tür.
    »Auf jeden Fall hat er ein paar graue Zellen mehr als dieser Donny the Doorman im Gimlet.«
    »Muskeln und Hirn treffen selten aufeinander. Es wird immer schwerer, gute Männer zu finden.« Hammell machte eine abfällige Handbewegung. »Aber egal, ich überlasse es Darryl, die Leute anzuheuern und wieder zu feuern. Also, was führt Sie her, Rebus?«
    »Ich hatte gehofft, Sie könnten mir sagen, wo Thomas Robertson ist.«
    »Darf ich Ihnen eine Frage stellen?«
    »Nur zu.«
    » Wer zum Teufel ist Thomas Robertson?«
    Rebus starrte ihn durchdringend an, doch Hammell hielt seinem Blick stand, anscheinend hatte er das Spielchen schon einmal gespielt. »Eine Person, die wir vernommen haben«, erklärte Rebus schließlich.
    »Okay.«
    »Und jetzt wird er vermisst.«
    »Glauben Sie, dass er Annette entführt hat?«
    »Nein, aber ich bin ziemlich sicher, dass Sie das glauben.«
    Hammell streckte beide Arme aus, die Handflächen nach oben. »Ich hab noch nie von ihm gehört, bis Sie hier hereinspaziert sind«, protestierte er.
    »Er hat auf der Baustelle nördlich von Pitlochry gearbeitet. Ist in die Stadt gegangen und ward seither nicht mehr gesehen.«
    »Dann ist er also flüchtig?«
    »Ihm wird nichts vorgeworfen.«
    » Wie kommt es dann, dass Sie ihn im Visier hatten?«
    »Er hat eine Vorgeschichte.«
    »Entführung?«
    Rebus schüttelte den Kopf.

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