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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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mit einem großen Plastiktablett herein, auf dem sich einzeln verpackte Brötchen und Sandwiches stapelten. Sie hievte es auf die Bar und atmete geräuschvoll aus.
    »Polizei?«, fragte sie und wandte sich ihren Gästen zu.
    »Genau«, sagte Clarke.
    » Wegen Tommy?«
    »Thomas Robertson, ja.«
    »Sein Wagen steht noch hinten.«
    » Wie lange schon?«
    »Erst seit gestern Abend.«
    » War er hier?«
    Gina Andrews schüttelte den Kopf. Sie war Mitte dreißig, klein und gedrungen und hatte schulterlanges blondes Haar. Sie hatte genau die Qualitäten, die die Arbeit hinterm Tresen erforderte: Sie war freundlich, aber, wenn es sein musste, bestimmt; mit ihr legte man sich besser nicht an.
    »Er muss hergefahren sein, aber reingekommen ist er nicht. Einer der Stammgäste hat mir erzählt, dass sein Wagen dasteht, deshalb hab ich ihm eine SMS geschickt.«
    »Und er hat nicht geantwortet?«
    Sie schüttelte erneut den Kopf und fing an, die Brötchen auf einen metallenen Servierteller zu stapeln. Auf jedem Päck chen klebte ein bedrucktes Etikett, das verriet, womit die Brötchen belegt waren.
    » Was wissen Sie über ihn, Ms Andrews?«
    »Er ist in Ordnung. Trinkt und lacht gerne.«
    »Ist er Ihr …?«
    Andrews blickte von ihrer Arbeit auf. »Mein Liebhaber? Nein, so ernst ist es nicht.«
    »Nur ein Freund?«
    »Für gewöhnlich.«
    » Würden Sie sagen, dass er jähzornig ist?«
    » Wenn’s blöd läuft, schon.«
    » Wissen Sie, wo er gestern Morgen war?«
    »Nein.«
    »Er hat der Polizei auf der Wache in Perth ein paar Fragen beantwortet.«
    » Wegen des vermissten Mädchens?«
    » Wie kommen Sie darauf?«
    Andrews schnaubte. »Das ist hier nicht gerade Downtown Chicago. Das mit dem Mädchen ist eine Riesensache. Ich hab gehört, die Polizei war auf der Baustelle.«
    » Wussten Sie, dass Mr Robertson vorbestraft ist?«
    »Er hat mir erzählt, dass er im Knast war.«
    »Hat er gesagt, warum?«
    »Randale vor einem Nachtclub. Tommy wollte eingreifen, und ihr habt euch dann ausgerechnet ihn gekrallt.« Sie hatte einen Teller vollgepackt und machte sich nun an den nächsten.
    »Tatsächlich war’s versuchte Vergewaltigung«, sagte Rebus. Sie erstarrte einen Augenblick.
    »Das Opfer war ziemlich traumatisiert«, ergänzte Clarke.
    »Und das macht ihn zum Verdächtigen?« Sie setzte ihre Arbeit fort, aber mit etwas weniger Elan.
    »Hat er sich Ihnen gegenüber denn immer anständig verhalten?«, erkundigte sich Clarke.
    »Er ist total nett.« Sie dachte eine Sekunde nach. »Haben Sie ihm gesagt, dass Sie mich ins Bild setzen wollen?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Es könnte erklären, warum er den Mut verloren hat. Warum er bis zum Parkplatz kam, sich aber nicht zu mir reingetraut hat.«
    »Und warum hat er dann den Wagen stehen lassen?«, fragte Clarke.
    »Keine Ahnung.«
    »Darf ich ihn mir mal ansehen?«, setzte Rebus hinzu.
    »Nur zu.«
    Mit einem Nicken bedeutete Clarke Rebus, dass er den Wagen untersuchen könne. Sie würde bleiben, es gab weitere Fragen, die gestellt werden mussten.
    Draußen nahm sich Rebus eine Zigarette und ging zur Rückseite des Gebäudes. Auf dem Kiesparkplatz konnten maximal vier Fahrzeuge abgestellt werden, ein Schild be sagte, dass er für die Mitarbeiter reserviert war. Robertson hatte sich daran nicht gestört: Seiner Ansicht nach gehörte er praktisch zur Familie. Jetzt stand dort nur ein klappriger Ford Escort, größtenteils blau, wobei eine Tür und einer der vorderen Kotflügel jeweils eine andere Farbe hatten als der Rest. Die hintere Stoßstange gab’s nicht mehr, ein Rücklicht war kaputt. Es war ein abgeschiedener, von keinem anderen Gebäude aus einsehbarer Ort. Rebus untersuchte den Kies um den Wagen herum auf Spuren eines Kampfes, dann spähte er durch eine der Scheiben. Der Wagen war verschlossen, im Innern herrschte Unordnung: leere Chipstüten und Softdrink-Dosen, Zeitungen und Tankquittungen. Er notierte sich das Nummernschild und machte noch einmal eine Runde ums Fahrzeug. Die Steuerplakette war fast abgelaufen, möglicherweise würde ein entgegenkommender Mechaniker etwas geschmiert werden müssen, damit der Wagen noch mal zugelassen wurde. Mindestens zwei Reifen waren glatter als Bobby Charltons Glatze an einem stürmischen Tag. Als er mit der Schuhspitze gegen den getunten Auspuff trat, wackelte dieser heftig.
    Im Pub verabschiedete sich die Putzfrau gerade. Rebus hielt ihr die Tür auf. Andrews war mit ihrer Arbeit fertig und machte sich jetzt an die nächste

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