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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Gelegenheiten, wenn er sie an den Hörer bekam. Sie schickte ihrem Vater lieber SMS -Nachrichten, als direkt mit ihm zu sprechen. Und Rebus konnte es ihr nicht verdenken, jedenfalls nicht, wenn die Gespräche – was seine Schuld war – fast immer mit einem blöden Streit endeten. Er hatte Nina Hazlitt gesagt, er wage sich gar nicht vorzustellen, was sie durchmache, dabei hatte auch er Sammy mehr als einmal fast verloren.
    Er musste an der Einmündung warten, bis er wieder auf die A9 fahren konnte, hatte es aufgegeben, die Laster und Transporter zu zählen, hinter denen er nun herkroch und von denen er einige bereits viele Meilen zuvor, auf einem zweispurigen Abschnitt, überholt hatte. Er musste sich selbst ermahnen, dass er es nicht eilig hatte. CD s hatte er noch genug dabei, auch ein Päckchen Kaugummi, das er an der Tankstelle gekauft hatte. Außerdem Zigaretten in Reserve und eine Halbliterflasche Irn Bru. Als er an der Abzweigung zur Tomatin-Destillerie vorbeifuhr, grüßte er, wie auch schon fünfzig Meilen zuvor Richtung Dalwhinnie. Obwohl er jetzt nur noch zehn Meilen bis Inverness vor sich hatte und die Straße größtenteils zweispurig war, kam es ihm bis zum Stadtrand wie eine Ewigkeit vor. Das Schlachtfeld von Culloden befand sich in der Nähe – ebenfalls eine Sehenswürdigkeit, die sie in jenem Urlaub besucht hatten. Es war ein trister Ort mit einem kleinen Besucherzentrum in einem Gebäude nicht größer als eine Hütte. Sammy hatte immer wieder gesagt, wie langweilig und kalt ihr war. Im Radio kamen die Vieruhrnachrichten, als Rebus nach Inverness einfuhr. Der Verkehr war hier noch zähflüssiger, und er machte sich keine Freunde, indem er sich erst auf der falschen Spur einordnete und dann wieder wechseln wollte, um nicht in die Innenstadt fahren zu müssen. Er überquerte die Kessock Bridge nach Black Isle, dann eine weitere Brücke über den Cromarty Firth, wo er erneut einer Destillerie winkte – Glen Ord. Er kannte die Strecke von der Landkarte an der Wand, hatte aber trotzdem vor seinem Aufbruch noch eine extra Karte gekauft. Im Wasser rechts stand etwas, das nach drei riesigen Bauplattformen aussah. Es regnete, und die Scheibenwischer bewegten sich in einem hypnotischen Rhythmus. Er brauchte einen Augenblick, bis ihm klar wurde, woran ihn das Geräusch erinnerte: aufwachen, wenn die Nadel auf der Auslaufrille kratzt. Alness lag vierzehn Meilen südlich von Tain und war stolze Heimat der Dalmore Destillerie, während aus Tain der Glenmorangie kam. Am nächsten Kreisverkehr fuhr er von der A9 ab und auf die A836, die Schilder wiesen nach Bonar Bridge, Ardgay und Edderton. Er hatte die Telefonnummer eines Farmers und gab diese nun in sein Handy ein.
    »Bin in fünf bis zehn Minuten da«, sagte er und beendete das Gespräch.
    Und so war es auch. Der Farmer hieß Jim Mellon und wartete neben seinem alten Landrover auf Rebus, dem er nun durch Handzeichen bedeutete, er möge am Straßenrand halten.
    » Wir nehmen meinen«, rief Mellon, da er fand, der Saab sei der Aufgabe möglicherweise nicht gewachsen.
    Rebus stieg aus und schloss die Tür ab, der Farmer grinste über die in seinen Augen vermutlich »städtische« Vorsichtsmaßnahme. Er war jünger, als Rebus erwartet hatte – glatt rasiert, blond und gut aussehend.
    »Vielen Dank für Ihre Bemühungen«, sagte Rebus. »Und danke auch, dass Sie überhaupt Kontakt zu uns aufgenommen haben.«
    »Sie sagten am Telefon, ich bin nicht der Einzige gewesen.«
    Rebus nickte. »Da waren noch ein paar andere Ihrer Meinung.«
    »Mal sehen, was Sie davon halten.« Mellon deutete auf seinen Landrover. »Sie sind doch nicht gegen Hunde allergisch, oder?«
    Hinten im Wagen saß ein Collie – ein Hütehund, wie Rebus annahm. Intelligente Augen und keineswegs zu erniedrigenden Gesten bereit, nur um von einem Fremden getätschelt zu werden.
    Der Motor sprang laut dröhnend an, und sie fuhren die schmale, matschige Straße hinauf, vorbei an einem Schild, das darauf hinwies, dass die Schneetore vor ihnen geschlossen würden, sobald die Lampen aufleuchteten.
    » Wie oft wird die Strecke befahren?«, fragte Rebus.
    »Ein paarmal am Tag«, vermutete Mellon. »Da oben ist nicht viel los.«
    »Laut Beschilderung geht es hier nach Aultnamain.«
    »Da ist auch nicht viel los – aber so weit wollen wir gar nicht.« Er bog auf eine noch schmalere Straße mit Ausweichbuchten ein. Sie war zwar asphaltiert, aber der Straßenbelag war schon rissig – in den Ritzen wuchs

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