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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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dass er auch die Rollos nicht schließen musste. Dann gab er einen Namen in sein Handy ein und wartete, bis sich sein Vater meldete.
    »Ich bin’s«, sagte er.
    » Was Neues?«
    »Nichts.«
    »Jetzt sind es schon zwei Wochen.«
    »Ich weiß.«
    » Wie geht’s deiner Mutter?«
    »Nicht so toll.«
    »Ich kann nicht zurückkommen, Darryl.«
    » Warum nicht? Hammell wird nicht wagen, dir was anzutun.«
    »Ich hab jetzt ein neues Leben.«
    Darryl Christie starrte sein kaum sichtbares Spiegelbild in der Glasscheibe über sich an. Schon wieder Lichtverschmutzung: keine Sterne zu sehen.
    » Wir vermissen dich«, sagte er zu seinem Vater.
    » Du vermisst mich«, korrigierte ihn Derek. »Ist Frank immer noch okay zu dir?«
    »Ja.«
    »Und Cal und Joe?«
    »Denen geht’s gut.«
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. »Ist Frank heute Abend da?«
    »Er war nicht mehr hier, seit Annette verschwunden ist.«
    » Will er das so oder deine Mum?«
    » Weiß nicht genau.«
    Sie redeten ein paar Minuten, bis Derek Christie seinen Sohn daran erinnerte, wie teuer der Anruf wurde.
    »Ich sag’s dir doch immer wieder«, sagte Darryl, »das geht auf Franks Rechnung.«
    »Trotzdem …«
    Und das war’s – auf Wiedersehen und noch ein paar Worte über Darryls Reise nach Australien, die er eines Tages bestimmt antreten würde. Danach schwang er seine Füße auf den Boden und blieb auf der Bettkante sitzen. Er hatte seinen Vater angelogen: Zwar besaß er ein Handy, das von Frank Hammell bezahlt wurde, aber das war ein anderes. Dieses gehörte ihm selbst, und deshalb schickte er jetzt damit eine SMS an Cafferty. Er nahm an, der Alte würde tief und fest schlafen.
    Vielleicht wachte er davon auf, vielleicht aber auch nicht. Er gab den Text ein und drückte auf »Senden«.
    Dein Freund Rebus hat Hammell ins Herz geschlossen. Er war heute Abend im Jo-Jo’s.
    Einwandfreie Rechtschreibung und Zeichensetzung – für Mr Cafferty nur das Beste. Aber Darryl nahm doch noch mal sein anderes Handy, um eine letzte SMS zu versenden. Danach würde er vielleicht ein paar Stunden schlafen können. Mehr Schlaf schien er nicht zu brauchen. Um sechs oder halb sieben würde er sich an seinen Laptop setzen und mit der Arbeit beginnen. Er prüfte noch einmal die Formulierung, vergewisserte sich, dass es die richtige Nummer war, dann drückte er auf »senden« und legte sich wieder aufs Bett, die Augen geöffnet. Er griff nach der Fernbedienung und ließ die Rollos rundum und über sich herunter. Das System hatte ein Vermögen gekostet – dreimal so viel, wie er seiner Mutter gesagt hatte –, sogar noch nachdem Frank Hammell einen fetten Preisnachlass herausgeschlagen hatte. Darryl knöpfte sich das Hemd auf. Dem leuchtenden Display nach zu urteilen war auf einem seiner Handys bereits eine Antwort eingegangen …

Teil drei
    And looking from a low ridge
To loch waters in the west
Where darkened hills are dreaming …

29
    Es war ein Selbstläufer, wie Rebus James Page erklärte.
    »Sie haben den Motor hier, läuft wie geschmiert. Ich bin höchstens die Ersatzglühbirne im Handschuhfach. Das Ersatzteil, auf das Sie verzichten können.«
    Und Page hatte zugestimmt, trotz Clarkes Protesten, weshalb Rebus seinen Saab aufgetankt und wieder gen Norden aufgebrochen war. Erst Perth mit den vielen Kreisverkehren, dann Pitlochry und die Baustelle, weiter zum House of Bruar, wo er zu Mittag aß. Er parkte direkt vor einem Herrenbekleidungsgeschäft und warf einen Blick in die Schaufensterauslage, beschloss aber, dass er noch lange nicht alt genug für erdbeerfarbene Cordhosen war. Ein Schild am Drumochter Summit teilte ihm mit, dass er sich 1516 Fuß über dem Meeresspiegel befand. Die Berge auf beiden Seiten wirkten furchteinflößend, trotzdem hatten sich Wanderer aufgemacht – ihre Autos parkten in Straßenbuchten –, andere kehrten mit roten Wangen und dampfendem Atem wieder zu ihren Fahrzeugen zurück. In Aviemore blinkte er rechts, um einen Abstecher in die Stadt zu machen. Viel gab es dort nicht zu sehen, obwohl einiges los war. Loch Garten war ausgeschildert. Er erinnerte sich, vor dreißig Jahren mal mit seiner Tochter dort gewesen zu sein. Die Royal Society for the Protection of Birds hatte dort einen mit Fernrohren ausgestatteten Verschlag gebaut, aber von den berühmten Fischadlern keine Spur – nur ein leeres Nest. Wie alt war Sammy da gewesen? Fünf oder sechs. Ein Familienurlaub. Heutzutage musste er sie Samantha nennen, zumindest bei den seltenen

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