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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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keinem hatte er schon mal gehört: Cnoc à Ghiubhais; Meall an Fhuarain; Cnoc an Daimh Mor. Es gab einen Whisky, der anCnoc hieß, »Cnoc« musste also irgendetwas bedeuten. Vielleicht sollte er mal das Flaschenetikett lesen. Nach dem Dorf Lairg hatte die Straße nur noch eine einzige Spur und Ausweichbuchten, die Landschaft wurde einsamer. Wolken umgaben die Berggipfel, deren steile Hänge mit Schnee gesprenkelt waren. Er fuhr an Nadelholzplantagen vorbei, einige waren bereits abgeholzt, die Stümpfe wirkten wie Grabsteine auf einem riesigen Friedhof. Der Himmel war bleiern, verwitterte Schilder warnten vor »Lämmern auf der Straße«. Das Hotel in Altnaharra hatte das ganze Jahr über geöffnet. Er sah, dass einige wenige Autos dort parkten. Wanderer und Kletterer bereiteten sich auf die vor ihnen liegenden Anstrengungen vor. Er fuhr ran und blieb ein paar Minuten bei heruntergelassener Scheibe sitzen, hörte Gesprächsfetzen und sah zu, wie sich die Leute auf den Weg machten. Einige hatten Wanderkarten umhängen, die sie mit durchsichtigen Plastikhüllen vor den Elementen schützten. Proviant und Regenkleidung beulten ihre Rucksäcke aus, und die meisten hatten einen langen Wanderstock dabei – manchmal auch zwei –, um für die Herausforderung gewappnet zu sein. Er wartete, bis der letzte Wanderer über das Gatter gestiegen war und ihm den Rücken zukehrte, bevor er sich eine Zigarette anzündete und Rauch in die frische, unverschmutzte Luft blies.
    Eine halbe Stunde später erreichte er das Dorf Tongue, von wo aus er auf die Straße westlich die Küste entlang bis Durness fahren wollte. Aber ein Abstecher lag noch vor ihm. In seiner Jackentasche steckte ein Foto. Er hatte es vor ein paar Jahren geschickt bekommen und benutzte es nun, um zu finden, was er suchte. Das Dorf selbst lag links der Straße, aber Rebus wollte zum Damm über den Kyle of Tongue. Das flache Gebäude befand sich direkt neben einer Jugendherberge. An der Klingel standen keine Namen. Er drückte drauf und wartete, dann klingelte er erneut. Die Aussicht war atemberaubend, aber die Elemente hatten dem Haus übel zugesetzt und würden dies auch weiterhin tun. Er spähte durch das Wohnzimmerfenster, dann ging er außen herum nach hinten. Kein Zaun trennte das Grundstück von dem Feld dahinter. Die Küche verriet, dass kürzlich jemand zu Hause gewesen sein musste: eine Cornflakespackung auf dem Tisch, die Milch wartete noch darauf, wieder in den Kühlschrank gestellt zu werden. Rebus kehrte zum Saab zurück und setzte sich hinein, überlegte, was er machen sollte. Er hörte Seevögel und Windböen und sonst nichts. Dann riss er eine Seite aus seinem Notizbuch und schrieb eine Nachricht, ging noch mal an die Haustür und schob den Zettel durch den Briefschlitz.
    Anschließend fuhr er ohne Musik weiter, er war nicht in Stimmung für eine CD oder was auch immer der Radioempfang hergab. Schon bald fuhr er in den sogenannten »North West Highland Geopark«. Die Landschaft wurde fremdartiger, fast schon wie auf dem Mond, Felsen beinahe frei von jeglicher Vegetation. Aber hier und da gab es eine spektakuläre Bucht mit makellos weißem Sand und blauer See. Rebus fragte sich, ob er jemals in seinem Leben weiter von einem Pub entfernt gewesen war. Er blickte auf die Tankanzeige und das Zigarettenpäckchen. Bis nach Durness waren es noch einige Meilen, und er hatte keine Ahnung, was er dort finden würde. Er umfuhr Loch Eriboll, fuhr dann weiter in nördlicher Richtung. Durness war noch nicht ganz oben an der Spitze von Schottland – traute man es seinem Fahrzeug zu, konnte man weiter bis nach Cape Wrath fahren. Rebus hatte die Telefonnummer von einem Einheimischen, aber er hatte keinen Empfang. Durness selbst bestand aus wenigen Häuschen und einigen größeren modernen Gebäuden sowie ein paar vereinzelten Geschäften. Es gab sogar ein paar altehrwürdige Zapfsäulen, neben denen er Halt machte. Er überquerte die Straße zum Spar, um sich bei der Verkäuferin nach der Adresse von Anthony Greenwood zu erkundigen.
    »Der ist heute Morgen nach Smoo gefahren«, sagte sie. »Ich bin nicht sicher, ob er schon wieder da ist.«
    Rebus zeigte ihr das Foto.
    »Sind Sie von der Polizei?«, riet sie. »Aus Edinburgh? Anthony hat uns alles erzählt. Die Stelle, die Sie suchen, befindet sich bei Keoldale.«
    Zwei Minuten später und mit einem neuen Päckchen Zigaretten bewaffnet saß er wieder im Saab und fuhr zwei Meilen weiter, ihrer genauen – beinahe schon

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