Maedchengrab
zu genauen – We gbeschreibung folgend. Als er sich der Stelle näherte, wusste er, dass es die falsche war. Nicht völlig falsch; aber falsch. Als er hinunter zum Kyle of Durness blickte, wurde er von Windböen erfasst, dann besah er sich den kahlen Hang bergaufwärts hinter einer Reihe windgepeitschter Bäume, von denen einige chronisch gebückt standen.
»Nein«, sagte er. Der Hang war zu steil.
Aber das hatte er längst gewusst und seit Edderton sowieso. Er fuhr langsam die Straße rauf und runter, nur für den Fall, dass ihm etwas entgangen war, aber die Verkäuferin in Durness hatte ihn an die richtige Stelle geschickt.
Nur dass es eben nicht die richtige war .
Wieder zog er die Karte zu Rate. Er konnte dieselbe Strecke zurückfahren, die er gekommen war, oder weiterfahren. Die Straße machte eine Art Bogen, bevor sie wieder in die A836 mündete. Rebus war niemand, der denselben Weg gerne zweimal nahm, also machte er sich in südwestlicher Richtung auf nach Laxford Bridge. Die Straße war immer noch schmal und von Ausweichbuchten gesäumt, aber es gab keinen Verkehr.
Rebus schätzte, dass er seit Dornoch an die hundert Meilen gefahren war, ohne ein einziges Mal hinter einem anderen Fahrzeug festzuhängen. Es gab das ein oder andere Touristenauto und auch ein paar Lieferwagen. Aber alle waren sehr höflich, ließen ihre Scheinwerfer aufblitzen, um ihm zu signalisieren, dass sie auswichen und er durchfahren könne, oder winkten ihm im umgekehrten Fall zum Dank. Als er die Westküste erreicht hatte, fuhr er wieder südöstlich ins Landesinnere, meilenweit nichts außer Landschaft und Schafe. Zweimal musste er wegen Schafen auf der Straße bremsen, und einmal sah er einen großen Raubvogel im Gleitflug über einem der Gipfel in der Ferne. Weiße Schneeflecken lagen dort oben, und der Himmel war weit und grau. Er fuhr an Seen vorbei, auf deren gläsernen Oberflächen Wildvögel hock ten, und seine Reifen pressten die Kadaver verunglückter Kleintiere noch tiefer in den Asphalt. Gerade hatte er einen schmalen, abgelegenen See erreicht, als sein Handy klingelte. Ein Anruf in Abwesenheit. Er fuhr seitlich ran und meldete sich. Der Empfang war wunderbar.
»Dad?« Samanthas Stimme. » Wo bist du? Ich bin zurück und hab deinen Zettel gefunden …«
Rebus war ausgestiegen. Die Luft, die er einatmete, war klar und kalt.
»Ob du’s glaubst oder nicht, ich war zufällig in der Gegend.«
»Nein, das glaube ich nicht.« Sie unterdrückte ein Lachen.
»Ist aber wahr. Ich musste was in Durness überprüfen.«
» Woher hast du gewusst, welches das richtige Haus ist?«
» Wegen des Bildes, das du geschickt hast.« Er hielt es hoch. Samantha vor ihrem Bungalow, den Arm um die Taille eines großen jungen Mannes neben sich geschlungen.
»Also, wo bist du jetzt?«, fragte sie.
»Nirgendwo. Im wahrsten Sinne des Wortes.« Er sah sich um, betrachtete den Berghang, der sich in der reglosen Ober fläche des Sees spiegelte. » Wenn ich mich noch erinnern könnte, was ich im Geographieunterricht gelernt habe, dann könnte ich’s dir beschreiben.«
»Zu weit südlich, um noch mal kehrtzumachen?«
» Würde ich sagen. Ich glaube, ich bin sechzig Meilen vor Tongue.«
»Schade.«
»Das nächste Mal, hm?«, sagte er und rieb sich mit dem Daumen über die Stirn. »Oder vielleicht bist du ja mal in Edinburgh. Wie geht’s dir überhaupt? Ist ja ein wunderschöner Ort …«
»Du hast durchs Fenster geguckt, oder? Bei uns sieht’s aus wie auf einer Müllhalde.«
»Nicht schlimmer als bei mir. Wie geht’s Keith?«
»Gut. Er arbeitet an der Stilllegung von Dounreay.«
»Hast du mal gemessen, ob er radioaktiv strahlt?«
»Ich brauche jedenfalls keine Nachttischlampe mehr«, meinte sie. Dann: »Du hättest mir sagen sollen, dass du kommst.«
»Das war eher spontan«, log er. »Tut mir leid, dass ich mich so lange nicht gemeldet habe.«
»Du hast viel zu tun. Ich hab gehört, wie dich diese Frau in den Nachrichten erwähnt hat.« Sie meinte Nina Hazlitt. » Warst du deshalb in Durness?«
»Kann man so sagen.«
»Das heißt, du kommst vielleicht noch mal wieder?«
»Glaube ich kaum. Ist denn alles in Ordnung bei dir und Keith?«
» Wir … Wir versuchen’s mit künstlicher Befruchtung.«
»Ach ja?«
»Im Raigmore Hospital. Der erste Versuch hat nicht geklappt.«
»Tut mir leid.«
» Wir geben nicht auf – noch nicht.«
»Gut.« Er schloss die Augen und öffnete sie wieder. Es dauerte eine Weile, bis er die
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