Maedchengrab
sein Imperium hatte keinen Schaden genommen. Wie war das möglich, und warum war es niemandem gelungen, ihn seither erneut hinter Gitter zu bringen? Und wie praktisch, dass Rebus an Caffertys Krankenbett geweilt und ihn mit einer Herzlungenmassage ins Leben zurückgeholt hatte, als sein Herz stehen geblieben war? Wer würde schon seinen schlimmsten Feind von den Toten zurückholen? Die Mitarbeiter hatten Rebus wegzerren müssen, so verbissen hatte er sich der Lebensrettung gewidmet.
Feinde? Das sah Fox anders.
Der Chief Constable hatte ihn gebeten, Beweismaterial zusammenzutragen, und Fox hatte seinerseits um die Erlaub nis ersucht, Rebus’ Telefonverbindungen ansehen zu dürfen – Festnetz und Handy. Der Chief hatte gezögert, aber Fox hatte nicht lockergelassen. Die entsprechenden Unterlagen waren unterwegs. Er hoffte, dort eine kleine Bombe zu finden.
Obwohl er es nicht gerne zugab, war da noch etwas anderes, das an ihm nagte. Rebus’ Lebensstil. Seine Anzüge stanken ständig nach Rauch – sofern er überhaupt mehr als einen besaß. Dazu das bleiche, teigige Gesicht und die fünfzehn bis zwanzig Kilo zu viel, die er mit sich herumschleppte. Und dann die Sauferei.
Vor allem die Sauferei.
Fox hatte mit dem Alkohol Schluss gemacht, weil er Alkoholiker war, und Rebus trank einfach weiter. Alkohol ver nebelte die Sinne und machte unbeherrscht. Man bekam Schweißausbrüche und das große Zittern, nachts hatte man die schlimmsten Alpträume. Rebus gehörte wahrscheinlich zu der Sorte, die nach einem Dutzend Malt Whiskys einfach nur besser schlief, dieser verfluchte Drecksack.
Außerdem hatte Fox Rebus in Aktion erlebt. Ihre gemeinsame Zeit beim CID war kurz gewesen, aber sie hatte gereicht, sein aufgeblasenes Ego ließ sich nicht übersehen – immer kam er zu spät, war ständig irgendwo unterwegs, und die Schreibtischarbeit blieb liegen, während er hustend Zigarettenpause machte. Im Zweifelsfall, hatte man Fox beschieden, versuchen Sie’s im Pub gegenüber, da findet man ihn normalerweise, tief in Gedanken versunken, einen Whisky vor der Nase.
Habe ich Ihnen im Sandkasten die Süßigkeiten weggenommen, und jetzt wollen Sie sich rächen?
Darum ging es überhaupt nicht.
Über Generationen hinweg hatte man Beamte wie Rebus bei der Polizei toleriert und ein Auge zugedrückt. Aber Männer dieses Schlags gab es nicht mehr, und auch die Erinnerungen an sie verblassten. Beamte aus Fox’ Generation waren nicht mehr bereit, Schwächen nachzusehen. Rebus war der letzte Vertreter seiner Art. Man musste ihn davon überzeugen, dass seine Zeit vorbei war. Und dann war da noch Siobhan Clarke: Kaum war sie Rebus’ Einfluss entzogen, blühte sie auf. Jetzt, wo er wieder da war, konnte ihre Loyalität ihr zum Verhängnis werden. Fox setzte sich aufs Sofa, im Fernsehen lief ein Nachrichtensender, aber der Ton war abgedreht. Er ging durch, was er sich zu Rebus notiert hatte. Ehemals bei der Armee, geschieden, eine Tochter. Der Bruder hatte wegen Drogenhandels gesessen. Aktuell keine Beziehung, abgesehen von seiner Liebe zur Flasche und zu allen, die zufällig Tabak verkauften. Eine Wohnung in Marchmont, die er anlässlich seiner Hochzeit erworben hatte und die sich heute kein Polizist mehr leisten konnte. Eine ganze Reihe seiner Kollegen waren auf der Strecke geblieben, ein oder zwei waren sogar in Ausübung des Dienstes verstorben. Egal wie man es betrachtete, Rebus war untragbar. Siobhan Clarke musste das wissen. Sie war nicht dumm. Der Chief Constable musste es auch wissen. Hatte Rebus etwas gegen ihn in der Hand – war das die Erklärung? Tief in den Akten vergraben? Vielleicht hatte er ja auch DI Clarke in der Hand – hatte Fox trotz seiner Gewissenhaftigkeit etwas überlesen?
Er wusste, was er zu tun hatte. Noch mal lesen. Noch mal von Anfang an …
Informationen waren immer ihr Geld wert, so sah es Cafferty. Der Name des Polizisten war Ormiston, und er war nicht billig, aber heute Abend hatte er endlich geliefert.
Cafferty gab Darryl Christies Nummer in sein Handy ein und wartete. Der junge Mann meldete sich.
»Bist du allein?«, erkundigte sich Cafferty.
»Auf der Heimfahrt.«
»Das hab ich nicht gefragt.«
»Ich bin allein.« Es klang, als hätte Darryl die Freisprechanlage eingeschaltet. »Eigentlich dachte ich, ich würde früher von Ihnen hören …«
»Auf jeden Fall war’s eine interessante Neuigkeit.«
»Glauben Sie, Rebus steht auf Franks Gehaltsliste?«
»Rebus traue ich alles zu. Aber ich
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