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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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zeigte auf sein fast leeres Glas. »Trinken wir noch was?«
    » Warum nicht, hm?«
    Er sah ihr zu, wie sie sich am Tresen anstellte. Dann klingelte sein Handy erneut, und er entschied dranzugehen.
    »John?«
    »Hallo, Nina.«
    »Ich hab vor ein paar Minuten schon mal angerufen.«
    »Der Empfang ist hier nicht immer so gut.«
    »Klingt, als wären Sie in einem Pub.«
    »Schuldig im Sinne der Anklage.«
    »Und Sie klingen müde. Ist alles in Ordnung?«
    »Den Umständen entsprechend.«
    »Und die Ermittlungen?«
    »Dito.«
    Einen Augenblick herrschte Schweigen in der Leitung. »Stört es Sie, dass ich anrufe?«
    Er schloss die Augen. »Nein«, sagte er.
    »Und wenn Sie was Neues erfahren, sagen Sie’s mir?«
    »Ich hab’s doch versprochen, oder?« Ich glaube, Ihre Tochter lebt …
    »Versprechen werden nicht immer gehalten, John. Soll ich noch mal hochkommen? Ich würde Sie gerne sehen.«
    »Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist.« Ihre Tochter lebt, aber warum ist sie abgehauen …?
    »Sie klingen …«
    »Müde?«
    »Nein, nicht bloß müde – merkwürdig. Ist wirklich alles in Ordnung?«
    »Ich muss Schluss machen, Nina.« Warum meldet sie sich nicht, obwohl sie weiß, dass Sie da draußen sind und verzweifelt nach ihr suchen?
    »John, ich …«
    Er beendete das Gespräch genau in dem Moment, in dem Clarke an den Tisch zurückkehrte.
    »Lass mich raten«, sagte sie und sah, wie er das Handy ausschaltete und auf den Tisch legte. Dann beim Hinsetzen: »Du willst ihr wirklich nichts von Susie Mercer erzählen?«
    »Nein.«
    »Ich verstehe ja, dass es die Sache noch schlimmer machen könnte. Aber andererseits …«
    Rebus ignorierte sie und nahm sein frisches Bier.
    » Cheers «, sagte er. »Auf uns.«
    Als er trank, konnte er nicht anders, als an den schottischen Trinkspruch zu denken:
    Wha’s like us?
    Gey few …
    And they’re a’ deid …

39
    Malcolm Fox trank üblicherweise Apfelschorle. Alkohol rührte er nicht an, nicht mehr. Er recycelte seine leeren Flaschen, außerdem Papier, Dosen, Plastik und Pappe. Jetzt forderte ihn die Gemeinde auf, auch noch Küchenabfälle gesondert zu sammeln, ständig rannte er mit Kisten und Tüten rein und raus. Im Garten hatte er längst einen Komposteimer, wobei dieser aber nur im Sommer befüllt wurde – mit dem geschnittenen Gras und dem wenigen Unkraut, das er sich die Mühe machte zu jäten. Fox war nicht davon überzeugt, dass irgendwas davon wirklich was brachte, und trotzdem sah er sich außerstande, sich den Auflagen zu widersetzen. Obwohl sein Haus allein stand, drehte er den Fernseher nie laut und hörte nur selten Musik. Lesen machte ihm Spaß – fast so viel wie arbeiten.
    Die Akten über John Rebus mit nach Hause zu nehmen hätte gegen die Vorschriften verstoßen, zumal er sie gar nicht alle tragen konnte. Aber er bildete sich was auf sein gutes Gedächtnis ein, hatte sich seitenweise auffällige Details notiert, dazu jede Menge Vermutungen, Gerüchte und Behauptungen. Er hatte das Gefühl, den Mann in- und auswendig zu kennen. In diesem Moment saß Rebus wahrscheinlich irgendwo im Pub und ließ anschreiben, ohne die Rechnung je bezahlen zu müssen. Rebus würde das nicht als Bestechung betrachten, sondern als ganz normalen Vorgang. Früher hatten viele seiner Kollegen genauso gedacht, aber die Zeiten waren vorbei, und die ehemaligen Mitstreiter hatten das Feld längst geräumt. Fox wünschte, Rebus würde seinen Arsch einfach ins Ausland schieben und sich in irgendeine Strandtaverne pflan zen, wo er sich nach Belieben volllaufen lassen und seine Rente verprassen konnte. Stattdessen hatte er sich erneut für eine Stelle beim CID beworben.
    Dass der überhaupt den Nerv besaß …
    Und darüber hinaus hatte er zumindest einen Fürsprecher bei der Polizei – der Chief Constable hatte Partei für Rebus ergriffen und Fox klargemacht, wenn er offiziell Beschwerde gegen Rebus einreichen wolle, dann solle er gefälligst zusehen, dass die Vorwürfe hieb- und stichfest waren.
    Werfen Sie mal einen Blick auf seine Bilanz, Malcolm. Wer sonst hat Big Ger Cafferty in den Bau gebracht?
    Ja, das war ein großer Wurf, aber Fox blieb misstrauisch. Cafferty hatte keine lange Strafe bekommen. Wie angenehm, einen vermeintlichen Gegenspieler bei der Polizei zu haben. Entscheidend war der Begriff »vermeintlich«. Wer konnte sicher behaupten, dass die beiden nicht unter einer Decke steckten? Cafferty war offensichtlich stärker als je zuvor in die Stadt zurückgekehrt,

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