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Maedchengrab

Maedchengrab

Titel: Maedchengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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rufe wegen Hammell an.«
    »Ja?«
    »Die Polizei hat ihn und deine Schwester auf einem Überwachungsvideo.«
    » Wie meinen Sie das?«
    »Am Busbahnhof, sie haben sich gestritten. Die Bullen haben Hammell zum Verhör geladen. Anscheinend ist er ihr von zu Hause bis zum Bahnhof gefolgt und dann weiter zum St Andrew Square.«
    » Warum?«
    »Er behauptet, sie habe sich Geld für den Zug geben lassen, und er habe sich geärgert, weil sie sich für die billigere Variante entschieden hat und den Bus nehmen wollte.«
    »Sie sind ja ausgezeichnet informiert, Mr Cafferty.«
    »Immer, Darryl.«
    »Haben Sie das von Rebus?«
    »Verrate ich nicht. Ich hatte nur das Gefühl, du solltest es wissen. Ich bin nicht sicher, ob deine Mutter im Bilde ist – und ich nehme an, Frank hat dir gegenüber nichts davon erwähnt.«
    »Hat er nicht«, bestätigte Darryl Christie. »Sonst noch was?«
    » Wie wär’s mit einer Gegenleistung? Was treibt dein Chef so im Moment?«
    »Er gibt eine Party bei sich zu Hause.«
    »Leute, die ich kenne?«
    »Ein paar Bekannte aus dem Norden – Calum MacBride und Stuart MacLeod.«
    »Irgendwelche neuen Bündnisse?«
    »Hab nicht mitbekommen, dass viel übers Geschäft geredet wurde.«
    »Trotzdem interessant. Und wie geht’s der Familie?«
    »Unverändert.«
    »Passt du immer noch gut auf deine Mum auf?«
    » Wir kommen klar.«
    »Natürlich. Aber denk dran, wenn ich helfen kann …«
    »Danke, Mr Cafferty.«
    »Dein Dad wäre stolz auf dich.«
    »Mein Dad ist stolz auf mich.«
    »Dann komm gut nach Hause, Darryl«, sagte Cafferty und beendete das Gespräch.
    Darryl nahm einen Becher Tee mit in sein Zimmer. Es war wieder nach Mitternacht. Er hatte in beiden Pubs und im Club angerufen – nirgendwo war viel los. Er legte sich, das Handy eingeschaltet, aufs Bett und surfte auf der Su che nach Neuigkeiten im Netz, dabei ließ er sich die Ereignisse des Abends noch einmal durch den Kopf gehen. Frank Hammell wohnte in einem umgebauten Kutscherhaus in der Nähe des Raeburn Place. Er hatte Darryl die Bewirtung und Begrüßung der Gäste überlassen. Auch sollte er darauf achten, dass immer nachgeschenkt wurde. Für Darryl war das in Ordnung – dadurch konnte er so viele Gespräche belauschen, wie er wollte. Die Kisten mit Whisky, Wein und Champagner standen in dem Raum, den Hammell als Büro nutzte, weshalb es für Darryl kein Problem war, den Laptop seines Chefs anzuschmeißen und den mitgebrachten Memorystick anzuschließen. Er ließ ihn einfach arbeiten, während er weiter Getränke servierte. Frank Hammell gefiel es, den Gastgeber zu spielen, er behandelte Darryl wie einen Dienstboten – mehr Whisky, mehr Samosas, noch mehr von diesen Mini-Hamburgern. Und Darryl zeigte sich gerne gefügig. Hammell wuschelte ihm sogar durch die Haare und nannte ihn gegenüber Calum McBride »einen guten Jungen«.
    Ein guter Junge, genau. Ein guter Junge, der fast jeden Aspekt des Geschäfts kannte und täglich dazulernte. Ein guter Junge, der Langzeitangestellte auszahlte und sie durch billigere, gierigere Leute ersetzte, Leute, die wussten, wem gegenüber sie loyal zu sein hatten.
    Ausgestreckt auf dem Bett, ein Kissen unter dem Kopf und den Laptop auf dem flachen Bauch, schloss Darryl den Memorystick an. Bilanzen, nicht alle davon mit Passwort gesichert. Die gesicherten waren nicht für das Finanzamt bestimmt. Hammell hatte Darryl ein paar Passwörter anvertraut. Der Rest dürfte auch kein Problem sein. Darryl hatte einen Freund, der nichts anderes machte, als zu hacken – ein guter Grund, weshalb sich Darryl niemals auf Onlinebanking einlassen würde. Hammell aber hatte sich darauf eingelassen.
    »Macht mir das Leben leichter«, hatte er gemeint.
    Klar, wenn man blöd genug war.
    Die Rollos waren noch nicht unten, und Darryl blickte in den Himmel. Es war wieder bedeckt; im Haus war es still, abgesehen vom Summen des Laptop-Ventilators. Er dachte an seine Schwester, die sich vom Liebhaber ihrer Mutter hatte Geld geben lassen. Bestimmt hatte sie weder bitte noch danke gesagt – und Frank Hammell hatte ihr das Geld aufgedrängt. Aber ihr nachzufahren, um sicherzugehen, dass sie wirklich in den Zug stieg? Dann am Busbahnhof mit ihr streiten? Darryl fragte sich, was das alles sollte. Auf keinen Fall konnte er ihn fragen, denn dann würde er seinerseits erklären müssen, woher er davon wusste.

40
    Am darauffolgenden Morgen hatte Page gerade mit dem Briefing begonnen, als Rebus am Gayfield Square eintraf. Er bekam von

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